Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.wickelungsmoment als Eintheilungsgrund benutzt, wodurch ebenso wie bei der Benutzung anderer einzelner Merkmale, wie z. B. einzelner Organgruppen, als Haupteintheilungsgrund das System ein künstliches wurde. Kölliker wollte wohl mit der in der Cephalopodenentwicke- lung aufgestellten Tabelle nur das Vorkommen gewisser Entwickelungs- weisen schematisiren und nicht danach das Thierreich eintheilen59). Aber P. J. van Beneden und Carl Vogt gründen ihre Systeme direct auf das Verhalten des Dotters zum Embryo und zwar ersterer auf die relative Lage beider zu einander (Hypocotyledonen, Dotter tritt von unten in den Körper, Wirbelthiere, Epicotyledonen, Dotter ist rückenständig, Arthropoden, und Allocotyledonen, Dotter weder rücken- noch bauchständig). Vogt's System folgt bei der ersten Theilung Kölliker's Schema und in Bezug auf die Classen van Beneden, weicht aber von Beiden in Einzelnheiten ab. Er nimmt einen Gegensatz zwi- schen Embryo und Dotter (d. i. also eine Entwickelung mit Primitiv- theil) bei den Wirbel-, Gliederthieren und Cephalopoden an, während sich bei allen übrigen Thieren der ganze Dotter in den Embryo verwandeln soll. Die Unterscheidung der drei ersten Formen nimmt er wie van Beneden nach der Lage des Dotters vor (Wirbelthiere: bauchständig, Gliederthiere: rückenständig, Cephalopoden: kopfständig); die zu der letzten Abtheilung gehörigen Gruppen unterscheidet er nach der Organ- anlagerung: dieselbe ist nach ihm unregelmäßig bei Mollusken, strahlig bei Strahlthieren, bilateral bei Würmern. Die Protozoen (Infusorien und Rhizopoden) machen den Beschluß der Reihe als Formen ohne Eier. Wirkliche Fortschritte konnte die Systematik nur durch weitere 59) "Der Embryo entsteht mit einem Primitivtheile (evolutio ex una
parte) oder mit dem ganzen Leibe zugleich (evol. ex omnibus partibus)." In ersterem Falle wächst der Embryo nach zwei symmetrischen Richtungen (evol. bigemina, Wirbel- und Gliederthiere) oder nach allen Richtungen gleichmäßig (evol. radiata, Mollus- ken), in letzterem Falle in der Richtung der Querachse (Strahlthiere) oder in der Richtung der Längsachse (Würmer). Entwick. d. Cephalopoden. S. 175. wickelungsmoment als Eintheilungsgrund benutzt, wodurch ebenſo wie bei der Benutzung anderer einzelner Merkmale, wie z. B. einzelner Organgruppen, als Haupteintheilungsgrund das Syſtem ein künſtliches wurde. Kölliker wollte wohl mit der in der Cephalopodenentwicke- lung aufgeſtellten Tabelle nur das Vorkommen gewiſſer Entwickelungs- weiſen ſchematiſiren und nicht danach das Thierreich eintheilen59). Aber P. J. van Beneden und Carl Vogt gründen ihre Syſteme direct auf das Verhalten des Dotters zum Embryo und zwar erſterer auf die relative Lage beider zu einander (Hypocotyledonen, Dotter tritt von unten in den Körper, Wirbelthiere, Epicotyledonen, Dotter iſt rückenſtändig, Arthropoden, und Allocotyledonen, Dotter weder rücken- noch bauchſtändig). Vogt's Syſtem folgt bei der erſten Theilung Kölliker's Schema und in Bezug auf die Claſſen van Beneden, weicht aber von Beiden in Einzelnheiten ab. Er nimmt einen Gegenſatz zwi- ſchen Embryo und Dotter (d. i. alſo eine Entwickelung mit Primitiv- theil) bei den Wirbel-, Gliederthieren und Cephalopoden an, während ſich bei allen übrigen Thieren der ganze Dotter in den Embryo verwandeln ſoll. Die Unterſcheidung der drei erſten Formen nimmt er wie van Beneden nach der Lage des Dotters vor (Wirbelthiere: bauchſtändig, Gliederthiere: rückenſtändig, Cephalopoden: kopfſtändig); die zu der letzten Abtheilung gehörigen Gruppen unterſcheidet er nach der Organ- anlagerung: dieſelbe iſt nach ihm unregelmäßig bei Mollusken, ſtrahlig bei Strahlthieren, bilateral bei Würmern. Die Protozoen (Infuſorien und Rhizopoden) machen den Beſchluß der Reihe als Formen ohne Eier. Wirkliche Fortſchritte konnte die Syſtematik nur durch weitere 59) „Der Embryo entſteht mit einem Primitivtheile (evolutio ex una
parte) oder mit dem ganzen Leibe zugleich (evol. ex omnibus partibus).“ In erſterem Falle wächſt der Embryo nach zwei ſymmetriſchen Richtungen (evol. bigemina, Wirbel- und Gliederthiere) oder nach allen Richtungen gleichmäßig (evol. radiata, Mollus- ken), in letzterem Falle in der Richtung der Querachſe (Strahlthiere) oder in der Richtung der Längsachſe (Würmer). Entwick. d. Cephalopoden. S. 175. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0688" n="677"/><fw place="top" type="header">Syſteme: <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118643967">Agaſſiz</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116119888">van Beneden</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118769014">Vogt</persName>.</fw><lb/> wickelungsmoment als Eintheilungsgrund benutzt, wodurch ebenſo wie<lb/> bei der Benutzung anderer einzelner Merkmale, wie z. B. einzelner<lb/> Organgruppen, als Haupteintheilungsgrund das Syſtem ein künſtliches<lb/> wurde. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118988999">Kölliker</persName></hi> wollte wohl mit der in der Cephalopodenentwicke-<lb/> lung aufgeſtellten Tabelle nur das Vorkommen gewiſſer Entwickelungs-<lb/> weiſen ſchematiſiren und nicht danach das Thierreich eintheilen<note place="foot" n="59)"><lb/> „Der Embryo entſteht mit einem Primitivtheile (<hi rendition="#aq">evolutio ex una<lb/> parte</hi>)<lb/> oder mit dem ganzen Leibe zugleich (<hi rendition="#aq">evol. ex omnibus<lb/> partibus</hi>).“ In erſterem Falle<lb/> wächſt der Embryo nach zwei ſymmetriſchen Richtungen (<hi rendition="#aq">evol. bigemina</hi>, Wirbel-<lb/> und Gliederthiere) oder nach allen Richtungen gleichmäßig (<hi rendition="#aq">evol. radiata,</hi><lb/> Mollus-<lb/> ken), in letzterem Falle in der Richtung der Querachſe (Strahlthiere) oder in der<lb/> Richtung der Längsachſe (Würmer). Entwick. d. Cephalopoden. S. 175.</note>.<lb/> Aber <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116119888">P. J. <hi rendition="#g">van Beneden</hi></persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118769014">Carl <hi rendition="#g">Vogt</hi></persName> gründen ihre Syſteme<lb/> direct auf das Verhalten des Dotters zum Embryo und zwar erſterer<lb/> auf die relative Lage beider zu einander (Hypocotyledonen, Dotter tritt<lb/> von unten in den Körper, Wirbelthiere, Epicotyledonen, Dotter iſt<lb/> rückenſtändig, Arthropoden, und Allocotyledonen, Dotter weder rücken-<lb/> noch bauchſtändig). <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118769014">Vogt</persName>'s Syſtem folgt bei der erſten Theilung<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118988999">Kölliker</persName>'s Schema und in Bezug auf die Claſſen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116119888">van Beneden</persName>, weicht<lb/> aber von Beiden in Einzelnheiten ab. Er nimmt einen Gegenſatz zwi-<lb/> ſchen Embryo und Dotter (d. i. alſo eine Entwickelung mit Primitiv-<lb/> theil) bei den Wirbel-, Gliederthieren und Cephalopoden an, während ſich<lb/> bei allen übrigen Thieren der ganze Dotter in den Embryo verwandeln<lb/> ſoll. Die Unterſcheidung der drei erſten Formen nimmt er wie <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116119888">van<lb/> Beneden</persName></hi> nach der Lage des Dotters vor (Wirbelthiere: bauchſtändig,<lb/> Gliederthiere: rückenſtändig, Cephalopoden: kopfſtändig); die zu der<lb/> letzten Abtheilung gehörigen Gruppen unterſcheidet er nach der Organ-<lb/> anlagerung: dieſelbe iſt nach ihm unregelmäßig bei Mollusken, ſtrahlig<lb/> bei Strahlthieren, bilateral bei Würmern. Die Protozoen (Infuſorien<lb/> und Rhizopoden) machen den Beſchluß der Reihe als Formen ohne<lb/> Eier.</p><lb/> <p>Wirkliche Fortſchritte konnte die Syſtematik nur durch weitere<lb/> Ausbildung der Kenntniß von den Typen nach ihrem anatomiſchen und<lb/> embryologiſchen Verhalten machen. Nicht immer wurde hier vermieden,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [677/0688]
Syſteme: Agaſſiz, van Beneden, Vogt.
wickelungsmoment als Eintheilungsgrund benutzt, wodurch ebenſo wie
bei der Benutzung anderer einzelner Merkmale, wie z. B. einzelner
Organgruppen, als Haupteintheilungsgrund das Syſtem ein künſtliches
wurde. Kölliker wollte wohl mit der in der Cephalopodenentwicke-
lung aufgeſtellten Tabelle nur das Vorkommen gewiſſer Entwickelungs-
weiſen ſchematiſiren und nicht danach das Thierreich eintheilen 59).
Aber P. J. van Beneden und Carl Vogt gründen ihre Syſteme
direct auf das Verhalten des Dotters zum Embryo und zwar erſterer
auf die relative Lage beider zu einander (Hypocotyledonen, Dotter tritt
von unten in den Körper, Wirbelthiere, Epicotyledonen, Dotter iſt
rückenſtändig, Arthropoden, und Allocotyledonen, Dotter weder rücken-
noch bauchſtändig). Vogt's Syſtem folgt bei der erſten Theilung
Kölliker's Schema und in Bezug auf die Claſſen van Beneden, weicht
aber von Beiden in Einzelnheiten ab. Er nimmt einen Gegenſatz zwi-
ſchen Embryo und Dotter (d. i. alſo eine Entwickelung mit Primitiv-
theil) bei den Wirbel-, Gliederthieren und Cephalopoden an, während ſich
bei allen übrigen Thieren der ganze Dotter in den Embryo verwandeln
ſoll. Die Unterſcheidung der drei erſten Formen nimmt er wie van
Beneden nach der Lage des Dotters vor (Wirbelthiere: bauchſtändig,
Gliederthiere: rückenſtändig, Cephalopoden: kopfſtändig); die zu der
letzten Abtheilung gehörigen Gruppen unterſcheidet er nach der Organ-
anlagerung: dieſelbe iſt nach ihm unregelmäßig bei Mollusken, ſtrahlig
bei Strahlthieren, bilateral bei Würmern. Die Protozoen (Infuſorien
und Rhizopoden) machen den Beſchluß der Reihe als Formen ohne
Eier.
Wirkliche Fortſchritte konnte die Syſtematik nur durch weitere
Ausbildung der Kenntniß von den Typen nach ihrem anatomiſchen und
embryologiſchen Verhalten machen. Nicht immer wurde hier vermieden,
59)
„Der Embryo entſteht mit einem Primitivtheile (evolutio ex una
parte)
oder mit dem ganzen Leibe zugleich (evol. ex omnibus
partibus).“ In erſterem Falle
wächſt der Embryo nach zwei ſymmetriſchen Richtungen (evol. bigemina, Wirbel-
und Gliederthiere) oder nach allen Richtungen gleichmäßig (evol. radiata,
Mollus-
ken), in letzterem Falle in der Richtung der Querachſe (Strahlthiere) oder in der
Richtung der Längsachſe (Würmer). Entwick. d. Cephalopoden. S. 175.
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