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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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nungen zurückgreifend die Polypen von den Strahlthieren (Medusen
und Echinodermen), die Entozoen von den Gliederwürmern, die Mol-
lusken (Ostrakodermen) von den Cephalopoden (Malaka), die Selachier
von den übrigen Fischen schied. Später (1829) vereinigte er diese
Stufen in sechs Typen, welche von den Cuvier'schen nur durch den
Namen und dadurch abweichen, daß er für die Cephalopoden (Podozoen)
und Polypen (Phytozoen) besondere von den Mollusken (seinen Thero-
zoen) und den Zoophyten (seinen Cyclozoen) getrennte Typen aufstellt.
R. Owen gab 1843 noch die vier Typen Cuvier's; später (1855)
trennt er die Zoophyten in Unterprovinzen (Strahlthiere, Entozoen und
Infusorien), da er wohl fühlte, daß gerade diese Vereinigung keinem
natürlichen Typus entspreche. Die Cuvier'sche Eintheilung, wenn auch
nicht die naturgemäße Erfassung der Baupläne liegt auch der nur in
der Charakterisirung etwas modificirten Classification zu Grunde, welche
1843 Joh. Ludw. Chstn. Gravenhorst (1777-1857 in Breslau)
gab. Eine treffliche Uebersicht des Thierreichs mit Berücksichtigung der
typischen Verhältnisse sowie der durch die neueren Untersuchungen nöthi-
gen Modificationen im Einzelnen gab Jan van der Hoeven60),
welcher bei einer äußerst reichen Erfahrung und ausgebreiteten Gelehr-
samkeit kritisches Urtheil mit naturhistorischem Blicke in seltener Weise
verband. Endlich mag noch erwähnt werden, daß sich die litterarischen
Hülfsmittel, welche in Form von Hand- und Lehrbüchern dem Studium
der Zoologie Vorschub zu leisten suchen, meist an Cuvier anschließen;
so Wiegmann, Bronn, Agassiz, Schlegel, W. Carpenter, Osk. Schmidt,
S. S. Haldeman, Sp. Baird u. s. f., während nur eine kleinere Zahl
andere Formen der Darstellung wählte, wie Arn. Ad. Berthold
(1803-1861), welcher die Eintheilung in Kopf- und Körperthiere
(Corpozoa!) annimmt, und Joh. Leunis (geb. 1802), welcher in

60) geb. 1801 in Rotterdam, studirte in Leiden, wurde dort 1824 Doctor der
Medicin, 1826 außerordentlicher, 1835 ordentlicher Professor der Zoologie und starb
als solcher 1868. Seine zoologische Philosophie (lateinisch geschrieben) ist
etwas
hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die man von einem gerade aus seiner
Feder kommenden Werke solchen Inhalts hegte; aber schon die Conception
desselben
ist für ihn bezeichnend.

nungen zurückgreifend die Polypen von den Strahlthieren (Meduſen
und Echinodermen), die Entozoen von den Gliederwürmern, die Mol-
lusken (Oſtrakodermen) von den Cephalopoden (Malaka), die Selachier
von den übrigen Fiſchen ſchied. Später (1829) vereinigte er dieſe
Stufen in ſechs Typen, welche von den Cuvier'ſchen nur durch den
Namen und dadurch abweichen, daß er für die Cephalopoden (Podozoen)
und Polypen (Phytozoen) beſondere von den Mollusken (ſeinen Thero-
zoen) und den Zoophyten (ſeinen Cyclozoen) getrennte Typen aufſtellt.
R. Owen gab 1843 noch die vier Typen Cuvier's; ſpäter (1855)
trennt er die Zoophyten in Unterprovinzen (Strahlthiere, Entozoen und
Infuſorien), da er wohl fühlte, daß gerade dieſe Vereinigung keinem
natürlichen Typus entſpreche. Die Cuvier'ſche Eintheilung, wenn auch
nicht die naturgemäße Erfaſſung der Baupläne liegt auch der nur in
der Charakteriſirung etwas modificirten Claſſification zu Grunde, welche
1843 Joh. Ludw. Chſtn. Gravenhorſt (1777-1857 in Breslau)
gab. Eine treffliche Ueberſicht des Thierreichs mit Berückſichtigung der
typiſchen Verhältniſſe ſowie der durch die neueren Unterſuchungen nöthi-
gen Modificationen im Einzelnen gab Jan van der Hoeven60),
welcher bei einer äußerſt reichen Erfahrung und ausgebreiteten Gelehr-
ſamkeit kritiſches Urtheil mit naturhiſtoriſchem Blicke in ſeltener Weiſe
verband. Endlich mag noch erwähnt werden, daß ſich die litterariſchen
Hülfsmittel, welche in Form von Hand- und Lehrbüchern dem Studium
der Zoologie Vorſchub zu leiſten ſuchen, meiſt an Cuvier anſchließen;
ſo Wiegmann, Bronn, Agaſſiz, Schlegel, W. Carpenter, Osk. Schmidt,
S. S. Haldeman, Sp. Baird u. ſ. f., während nur eine kleinere Zahl
andere Formen der Darſtellung wählte, wie Arn. Ad. Berthold
(1803-1861), welcher die Eintheilung in Kopf- und Körperthiere
(Corpozoa!) annimmt, und Joh. Leunis (geb. 1802), welcher in

60) geb. 1801 in Rotterdam, ſtudirte in Leiden, wurde dort 1824 Doctor der
Medicin, 1826 außerordentlicher, 1835 ordentlicher Profeſſor der Zoologie und ſtarb
als ſolcher 1868. Seine zoologiſche Philoſophie (lateiniſch geſchrieben) iſt
etwas
hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die man von einem gerade aus ſeiner
Feder kommenden Werke ſolchen Inhalts hegte; aber ſchon die Conception
deſſelben
iſt für ihn bezeichnend.
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[679/0690] Syſteme: Milne Edwards, v. der Hoeven nungen zurückgreifend die Polypen von den Strahlthieren (Meduſen und Echinodermen), die Entozoen von den Gliederwürmern, die Mol- lusken (Oſtrakodermen) von den Cephalopoden (Malaka), die Selachier von den übrigen Fiſchen ſchied. Später (1829) vereinigte er dieſe Stufen in ſechs Typen, welche von den Cuvier'ſchen nur durch den Namen und dadurch abweichen, daß er für die Cephalopoden (Podozoen) und Polypen (Phytozoen) beſondere von den Mollusken (ſeinen Thero- zoen) und den Zoophyten (ſeinen Cyclozoen) getrennte Typen aufſtellt. R. Owen gab 1843 noch die vier Typen Cuvier's; ſpäter (1855) trennt er die Zoophyten in Unterprovinzen (Strahlthiere, Entozoen und Infuſorien), da er wohl fühlte, daß gerade dieſe Vereinigung keinem natürlichen Typus entſpreche. Die Cuvier'ſche Eintheilung, wenn auch nicht die naturgemäße Erfaſſung der Baupläne liegt auch der nur in der Charakteriſirung etwas modificirten Claſſification zu Grunde, welche 1843 Joh. Ludw. Chſtn. Gravenhorſt (1777-1857 in Breslau) gab. Eine treffliche Ueberſicht des Thierreichs mit Berückſichtigung der typiſchen Verhältniſſe ſowie der durch die neueren Unterſuchungen nöthi- gen Modificationen im Einzelnen gab Jan van der Hoeven 60), welcher bei einer äußerſt reichen Erfahrung und ausgebreiteten Gelehr- ſamkeit kritiſches Urtheil mit naturhiſtoriſchem Blicke in ſeltener Weiſe verband. Endlich mag noch erwähnt werden, daß ſich die litterariſchen Hülfsmittel, welche in Form von Hand- und Lehrbüchern dem Studium der Zoologie Vorſchub zu leiſten ſuchen, meiſt an Cuvier anſchließen; ſo Wiegmann, Bronn, Agaſſiz, Schlegel, W. Carpenter, Osk. Schmidt, S. S. Haldeman, Sp. Baird u. ſ. f., während nur eine kleinere Zahl andere Formen der Darſtellung wählte, wie Arn. Ad. Berthold (1803-1861), welcher die Eintheilung in Kopf- und Körperthiere (Corpozoa!) annimmt, und Joh. Leunis (geb. 1802), welcher in 60) geb. 1801 in Rotterdam, ſtudirte in Leiden, wurde dort 1824 Doctor der Medicin, 1826 außerordentlicher, 1835 ordentlicher Profeſſor der Zoologie und ſtarb als ſolcher 1868. Seine zoologiſche Philoſophie (lateiniſch geſchrieben) iſt etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die man von einem gerade aus ſeiner Feder kommenden Werke ſolchen Inhalts hegte; aber ſchon die Conception deſſelben iſt für ihn bezeichnend.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/690>, abgerufen am 22.11.2024.