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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
1799 angebahnt. Peron und Lesueur lehrten eine große Zahl neuer
Formen kennen. Heinr. Mor. Gäde und Karl Wilh. Eysenhardt
suchen einzelnes Anatomische aufzuklären. Eschscholtz stellte 1829
ein System auf, welches in seinen wesentlichen Zügen noch jetzt als
durchgreifend richtig anerkannt ist. Seine Ordnungen sind es, welche
von Edw. Forbes in seiner Schilderung der brittischen nacktäugigen
Medusen sowie von Gegenbaur in seinem System der Medusen fast
in gleicher Begrenzung nach verschiedenen anatomischen und morpholo-
gischen Gesichtspunkten charakterisirt wurden. Die Entwickelung der
Scheibenquallen ließ einen nahen Zusammenhang mit den hydroiden
Polypen erkennen. Die wichtigen Beobachtungen von Siebold's
und Sars' hatten gezeigt, daß die Medusen während der Entwickelung
einen polypoiden Zustand durchlaufen. S. L. Loven, P. J. van
Beneden
, F. Dujardin und Arm. de Quatrefages hatten
medusenförmige Sprößlinge hydroider Polypen nachgewiesen, Aug.
Krohn
den vollständigen Entwickelungskreis einer solchen Meduse
kennen gelehrt. Die morphologische und systematische Auffassung beider
Gruppen erfuhr hiernach eine völlige Umgestaltung. Vorzüglich waren
es die Siphonophoren (deren Kenntniß in neuerer Zeit durch Milne Ed-
wards
, Kölliker, Gegenbaur, Leuckart und Vogt gefördert worden war),
welche durch den bei ihnen am entschiedensten entwickelten Polymorphis-
mus der Individuen zu der zuerst von Gegenbaur bestimmt formu-
lirten Anschauung führten, daß die verschiedenen sowohl bei den Röh-
renquallen als bei den hydroiden Polypen auftretenden verschiedenen
Gebilde eine gleiche Entwickelung zeigen, welche sie, wenn auch auf
verschiedenen Stufen stehen bleibend, als gleichwerthige Individuen er-
kennen läßt. -- Die Verwandtschaft aller hierhergehörigen Thiere hat
H. Milne Edwards wie erwähnt aus der Eigenthümlichkeit der
Hohlräume des Leibes erkannt, welche er als Gastrovascularapparat
bezeichnete. Auf diese Auffassung gründete sich die Vereinigung der
Polypen und Medusen unter dem glücklich gewählten Namen der Coel-
enteraten von Frey und Leuckart, während Huxley sie nach den hier beson-
ders entwickelten Nesselorganen der Haut als Nematophoren bezeichnete
(1851). Die weiteren noch nicht zu einem abgerundeten Abschlusse ge-

Periode der Morphologie.
1799 angebahnt. Péron und Leſueur lehrten eine große Zahl neuer
Formen kennen. Heinr. Mor. Gäde und Karl Wilh. Eyſenhardt
ſuchen einzelnes Anatomiſche aufzuklären. Eſchſcholtz ſtellte 1829
ein Syſtem auf, welches in ſeinen weſentlichen Zügen noch jetzt als
durchgreifend richtig anerkannt iſt. Seine Ordnungen ſind es, welche
von Edw. Forbes in ſeiner Schilderung der brittiſchen nacktäugigen
Meduſen ſowie von Gegenbaur in ſeinem Syſtem der Meduſen faſt
in gleicher Begrenzung nach verſchiedenen anatomiſchen und morpholo-
giſchen Geſichtspunkten charakteriſirt wurden. Die Entwickelung der
Scheibenquallen ließ einen nahen Zuſammenhang mit den hydroiden
Polypen erkennen. Die wichtigen Beobachtungen von Siebold's
und Sars' hatten gezeigt, daß die Meduſen während der Entwickelung
einen polypoiden Zuſtand durchlaufen. S. L. Lovén, P. J. van
Beneden
, F. Dujardin und Arm. de Quatrefages hatten
meduſenförmige Sprößlinge hydroider Polypen nachgewieſen, Aug.
Krohn
den vollſtändigen Entwickelungskreis einer ſolchen Meduſe
kennen gelehrt. Die morphologiſche und ſyſtematiſche Auffaſſung beider
Gruppen erfuhr hiernach eine völlige Umgeſtaltung. Vorzüglich waren
es die Siphonophoren (deren Kenntniß in neuerer Zeit durch Milne Ed-
wards
, Kölliker, Gegenbaur, Leuckart und Vogt gefördert worden war),
welche durch den bei ihnen am entſchiedenſten entwickelten Polymorphis-
mus der Individuen zu der zuerſt von Gegenbaur beſtimmt formu-
lirten Anſchauung führten, daß die verſchiedenen ſowohl bei den Röh-
renquallen als bei den hydroiden Polypen auftretenden verſchiedenen
Gebilde eine gleiche Entwickelung zeigen, welche ſie, wenn auch auf
verſchiedenen Stufen ſtehen bleibend, als gleichwerthige Individuen er-
kennen läßt. — Die Verwandtſchaft aller hierhergehörigen Thiere hat
H. Milne Edwards wie erwähnt aus der Eigenthümlichkeit der
Hohlräume des Leibes erkannt, welche er als Gaſtrovascularapparat
bezeichnete. Auf dieſe Auffaſſung gründete ſich die Vereinigung der
Polypen und Meduſen unter dem glücklich gewählten Namen der Coel-
enteraten von Frey und Leuckart, während Huxley ſie nach den hier beſon-
ders entwickelten Neſſelorganen der Haut als Nematophoren bezeichnete
(1851). Die weiteren noch nicht zu einem abgerundeten Abſchluſſe ge-

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[686/0697] Periode der Morphologie. 1799 angebahnt. Péron und Leſueur lehrten eine große Zahl neuer Formen kennen. Heinr. Mor. Gäde und Karl Wilh. Eyſenhardt ſuchen einzelnes Anatomiſche aufzuklären. Eſchſcholtz ſtellte 1829 ein Syſtem auf, welches in ſeinen weſentlichen Zügen noch jetzt als durchgreifend richtig anerkannt iſt. Seine Ordnungen ſind es, welche von Edw. Forbes in ſeiner Schilderung der brittiſchen nacktäugigen Meduſen ſowie von Gegenbaur in ſeinem Syſtem der Meduſen faſt in gleicher Begrenzung nach verſchiedenen anatomiſchen und morpholo- giſchen Geſichtspunkten charakteriſirt wurden. Die Entwickelung der Scheibenquallen ließ einen nahen Zuſammenhang mit den hydroiden Polypen erkennen. Die wichtigen Beobachtungen von Siebold's und Sars' hatten gezeigt, daß die Meduſen während der Entwickelung einen polypoiden Zuſtand durchlaufen. S. L. Lovén, P. J. van Beneden, F. Dujardin und Arm. de Quatrefages hatten meduſenförmige Sprößlinge hydroider Polypen nachgewieſen, Aug. Krohn den vollſtändigen Entwickelungskreis einer ſolchen Meduſe kennen gelehrt. Die morphologiſche und ſyſtematiſche Auffaſſung beider Gruppen erfuhr hiernach eine völlige Umgeſtaltung. Vorzüglich waren es die Siphonophoren (deren Kenntniß in neuerer Zeit durch Milne Ed- wards, Kölliker, Gegenbaur, Leuckart und Vogt gefördert worden war), welche durch den bei ihnen am entſchiedenſten entwickelten Polymorphis- mus der Individuen zu der zuerſt von Gegenbaur beſtimmt formu- lirten Anſchauung führten, daß die verſchiedenen ſowohl bei den Röh- renquallen als bei den hydroiden Polypen auftretenden verſchiedenen Gebilde eine gleiche Entwickelung zeigen, welche ſie, wenn auch auf verſchiedenen Stufen ſtehen bleibend, als gleichwerthige Individuen er- kennen läßt. — Die Verwandtſchaft aller hierhergehörigen Thiere hat H. Milne Edwards wie erwähnt aus der Eigenthümlichkeit der Hohlräume des Leibes erkannt, welche er als Gaſtrovascularapparat bezeichnete. Auf dieſe Auffaſſung gründete ſich die Vereinigung der Polypen und Meduſen unter dem glücklich gewählten Namen der Coel- enteraten von Frey und Leuckart, während Huxley ſie nach den hier beſon- ders entwickelten Neſſelorganen der Haut als Nematophoren bezeichnete (1851). Die weiteren noch nicht zu einem abgerundeten Abſchluſſe ge-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/697>, abgerufen am 22.11.2024.