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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Kenntniß der Arthropoden.
derer Helminthen, der Nematoden und besonders der Bandwürmer und
wies direct auf die Identität des Blasenwurms der Maus und des
Bandwurms der Katze hin. Hiermit war der Anstoß zur experimentellen
Behandlung der Frage gegeben, welche zuerst Friedr. Küchenmeister
(1851), unmittelbar darauf von Siebold selbst ausführten und damit
die Frage ganz im Sinne der von Siebold'schen Erwartung entschieden.
Kurz vorher hatte van Beneden eine große Reihe Bandwurmformen
untersucht und durch ihre Entwickelung veranlaßt von Neuem darauf
Gewicht gelegt, daß sie Thierstöcke seien. Wichtige Beiträge zur Ent-
wickelung der Trematoden gaben Fil. de Filippi und J. J. Mou-
linie
, während Friedr. Stein, Guido R. Wagener und R.
Leuckart

die Bandwürmer weiter im Einzelnen kennen lehrten.

Arthropoden. Nächst den Wirbelthieren haben die Arthropoden
die zahlreichsten Freunde und Arbeiter gefunden. Seit Mitte vorigen
Jahrhunderts ist die entomologische Litteratur außerordentlich ange-
wachsen, die speciell über Insecten handelnde ist noch einmal so umfang-
reich als z. B. die über Vögel und als die über Mollusken. An die
Stelle der oben (S. 559) erwähnten Zeitschriften traten andere (Illi-
ger
, Germar und Zincken, Thon, Silbermann, Thomson), von denen
einige noch bestehn. Besondere Gesellschaften pflegten den Fortschritt
auf dem Gebiete der Gliederthiere, wenn auch die hauptsächlich beliebte
Classe die Insecten waren, so in Frankreich (1832), England (1833),
Deutschland (Stettin, 1837), Holland (1857).

Dem Erschließen des Arthropodentypus in der geschilderten Weise,
ohne Bezug auf die Wirbelthiere, waren Versuche vorausgegangen, die
einzelnen Formenkreise innerhalb des Typus schärfer gegen einander
abzugränzen; dies führte mit jenem allmählich zur natürlichen Anord-
nung der Gruppe. Wie bei Fabricius war noch in dem ersten Versuch
einer Classification der Arthropoden, welchen Pierre Andre
Latreille

(geb. 1762 in Brives, gest. 1833 in Paris) aufstellte (1796) der
ganze Kreis als "Insecten" aufgefaßt und in gleichwerthige
Ordnungen
getheilt worden. Von diesen umfaßten nur die vier letzten die übrigen
Arthropoden, die ersten zehn gehörten den Insecten. Dabei erschienen
die Arachniden zuerst als "Kopflose" und zum ersten Male die
"Myria-

Kenntniß der Arthropoden.
derer Helminthen, der Nematoden und beſonders der Bandwürmer und
wies direct auf die Identität des Blaſenwurms der Maus und des
Bandwurms der Katze hin. Hiermit war der Anſtoß zur experimentellen
Behandlung der Frage gegeben, welche zuerſt Friedr. Küchenmeiſter
(1851), unmittelbar darauf von Siebold ſelbſt ausführten und damit
die Frage ganz im Sinne der von Siebold'ſchen Erwartung entſchieden.
Kurz vorher hatte van Beneden eine große Reihe Bandwurmformen
unterſucht und durch ihre Entwickelung veranlaßt von Neuem darauf
Gewicht gelegt, daß ſie Thierſtöcke ſeien. Wichtige Beiträge zur Ent-
wickelung der Trematoden gaben Fil. de Filippi und J. J. Mou-
linié
, während Friedr. Stein, Guido R. Wagener und R.
Leuckart

die Bandwürmer weiter im Einzelnen kennen lehrten.

Arthropoden. Nächſt den Wirbelthieren haben die Arthropoden
die zahlreichſten Freunde und Arbeiter gefunden. Seit Mitte vorigen
Jahrhunderts iſt die entomologiſche Litteratur außerordentlich ange-
wachſen, die ſpeciell über Inſecten handelnde iſt noch einmal ſo umfang-
reich als z. B. die über Vögel und als die über Mollusken. An die
Stelle der oben (S. 559) erwähnten Zeitſchriften traten andere (Illi-
ger
, Germar und Zincken, Thon, Silbermann, Thomſon), von denen
einige noch beſtehn. Beſondere Geſellſchaften pflegten den Fortſchritt
auf dem Gebiete der Gliederthiere, wenn auch die hauptſächlich beliebte
Claſſe die Inſecten waren, ſo in Frankreich (1832), England (1833),
Deutſchland (Stettin, 1837), Holland (1857).

Dem Erſchließen des Arthropodentypus in der geſchilderten Weiſe,
ohne Bezug auf die Wirbelthiere, waren Verſuche vorausgegangen, die
einzelnen Formenkreiſe innerhalb des Typus ſchärfer gegen einander
abzugränzen; dies führte mit jenem allmählich zur natürlichen Anord-
nung der Gruppe. Wie bei Fabricius war noch in dem erſten Verſuch
einer Claſſification der Arthropoden, welchen Pierre André
Latreille

(geb. 1762 in Brives, geſt. 1833 in Paris) aufſtellte (1796) der
ganze Kreis als „Inſecten“ aufgefaßt und in gleichwerthige
Ordnungen
getheilt worden. Von dieſen umfaßten nur die vier letzten die übrigen
Arthropoden, die erſten zehn gehörten den Inſecten. Dabei erſchienen
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[693/0704] Kenntniß der Arthropoden. derer Helminthen, der Nematoden und beſonders der Bandwürmer und wies direct auf die Identität des Blaſenwurms der Maus und des Bandwurms der Katze hin. Hiermit war der Anſtoß zur experimentellen Behandlung der Frage gegeben, welche zuerſt Friedr. Küchenmeiſter (1851), unmittelbar darauf von Siebold ſelbſt ausführten und damit die Frage ganz im Sinne der von Siebold'ſchen Erwartung entſchieden. Kurz vorher hatte van Beneden eine große Reihe Bandwurmformen unterſucht und durch ihre Entwickelung veranlaßt von Neuem darauf Gewicht gelegt, daß ſie Thierſtöcke ſeien. Wichtige Beiträge zur Ent- wickelung der Trematoden gaben Fil. de Filippi und J. J. Mou- linié, während Friedr. Stein, Guido R. Wagener und R. Leuckart die Bandwürmer weiter im Einzelnen kennen lehrten. Arthropoden. Nächſt den Wirbelthieren haben die Arthropoden die zahlreichſten Freunde und Arbeiter gefunden. Seit Mitte vorigen Jahrhunderts iſt die entomologiſche Litteratur außerordentlich ange- wachſen, die ſpeciell über Inſecten handelnde iſt noch einmal ſo umfang- reich als z. B. die über Vögel und als die über Mollusken. An die Stelle der oben (S. 559) erwähnten Zeitſchriften traten andere (Illi- ger, Germar und Zincken, Thon, Silbermann, Thomſon), von denen einige noch beſtehn. Beſondere Geſellſchaften pflegten den Fortſchritt auf dem Gebiete der Gliederthiere, wenn auch die hauptſächlich beliebte Claſſe die Inſecten waren, ſo in Frankreich (1832), England (1833), Deutſchland (Stettin, 1837), Holland (1857). Dem Erſchließen des Arthropodentypus in der geſchilderten Weiſe, ohne Bezug auf die Wirbelthiere, waren Verſuche vorausgegangen, die einzelnen Formenkreiſe innerhalb des Typus ſchärfer gegen einander abzugränzen; dies führte mit jenem allmählich zur natürlichen Anord- nung der Gruppe. Wie bei Fabricius war noch in dem erſten Verſuch einer Claſſification der Arthropoden, welchen Pierre André Latreille (geb. 1762 in Brives, geſt. 1833 in Paris) aufſtellte (1796) der ganze Kreis als „Inſecten“ aufgefaßt und in gleichwerthige Ordnungen getheilt worden. Von dieſen umfaßten nur die vier letzten die übrigen Arthropoden, die erſten zehn gehörten den Inſecten. Dabei erſchienen die Arachniden zuerſt als „Kopfloſe“ und zum erſten Male die „Myria-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/704>, abgerufen am 22.11.2024.