tibilität zwischen Salomo's Wesen und Streben, und dem Charakter Israel's und Juda's erklären. Renan sagt es rund heraus: "Salomon n'entendait rien a la vraie vocation de sa race";1) er war ein Fremder mit allen seinen Wünschen und Zielen inmitten des Volkes, welches er gross zu machen wähnte. Und so wäre diese kurze Episode der Glanzzeit des israelitischen Volkes -- David, Salomo -- in Wirklichkeit nichts weiter als eben eine "Episode", herbeigeführt durch die über- mütige Kraft eines durchaus verschiedenen Blutes, doch bald erstickt durch den unbezwingbaren Willen des Syro-Semiten, der nicht gesinnt war diese Wege zu wandeln, noch auch die Fähigkeit dazu besessen hätte.
Vergleichende Zahlen.
Über das, was ich oben die specielle Einflussphäre nannte, besitzen wir, wie man sieht, hinreichendes geschichtliches Material. Wenn unser Zweck nicht ein beschränkter wäre -- nämlich den Ursprung des Juden darzuthun -- so gäbe es gar vieles hinzuzufügen; z. B. dass die Josephiten, die begabtesten und energischsten unter allen Israeliten (ihnen entstammen Josua, Samuel, Jerubbaal u. s. w., sowie die grosse Dynastie der Omriden) halbe Ägypter waren (was in der verkürzten Art solcher Volksmärchen Genesis XLI, 45 erzählt, wo wir Joseph die Tochter eines Priesters aus Heliopolis heiraten sehen, die ihm Ephraim und Manasse gebärt) -- -- --. Doch besitzt diese Thatsache für die Feststellung des jüdischen Stammbaumes wenig oder keine Bedeutung, denn Heiraten zwischen den ver- verschiedenen Stämmen Israels waren durch das Gesetz fast unmöglich gemacht, und bei der stets hervortretenden Antipathie der Josephiten gegen die Kinder Juda's besonders unwahrscheinlich. Ebensowenig ist es nötig, hier von der Berührung mit manchen anderen hebräischen Sippen zu reden. Auch die viel später erfolgte Aufnahme von Negerblut seitens der Juden in der alexandrinischen Diaspora -- wofür mancher heutige Staatsbürger "mosaischer Konfession" den lebendigen Beweis liefert -- ist ganz nebensächlich. Das Gesagte ist ausführlich genug, damit sich Jeder die Anthropogenie des Juden in ihren grossen Linien klar vorstelle. Wir sahen: es kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass der historische Israelit, aus welchem sich der eigent- liche "Jude" erst spät absonderte, das Produkt einer Mischung ist. Er tritt schon in die Geschichte als Mischling ein, nämlich als Hebräer; dieser Hebräer geht aber dann weitere Ehen mit fremden, nicht semitischen Menschen ein: erstens mit den Hethitern, einem
1)idem, p. 174.
Die Erben.
tibilität zwischen Salomo’s Wesen und Streben, und dem Charakter Israel’s und Juda’s erklären. Renan sagt es rund heraus: »Salomon n’entendait rien à la vraie vocation de sa race«;1) er war ein Fremder mit allen seinen Wünschen und Zielen inmitten des Volkes, welches er gross zu machen wähnte. Und so wäre diese kurze Episode der Glanzzeit des israelitischen Volkes — David, Salomo — in Wirklichkeit nichts weiter als eben eine »Episode«, herbeigeführt durch die über- mütige Kraft eines durchaus verschiedenen Blutes, doch bald erstickt durch den unbezwingbaren Willen des Syro-Semiten, der nicht gesinnt war diese Wege zu wandeln, noch auch die Fähigkeit dazu besessen hätte.
Vergleichende Zahlen.
Über das, was ich oben die specielle Einflussphäre nannte, besitzen wir, wie man sieht, hinreichendes geschichtliches Material. Wenn unser Zweck nicht ein beschränkter wäre — nämlich den Ursprung des Juden darzuthun — so gäbe es gar vieles hinzuzufügen; z. B. dass die Josephiten, die begabtesten und energischsten unter allen Israeliten (ihnen entstammen Josua, Samuel, Jerubbaal u. s. w., sowie die grosse Dynastie der Omriden) halbe Ägypter waren (was in der verkürzten Art solcher Volksmärchen Genesis XLI, 45 erzählt, wo wir Joseph die Tochter eines Priesters aus Heliopolis heiraten sehen, die ihm Ephraim und Manasse gebärt) — — —. Doch besitzt diese Thatsache für die Feststellung des jüdischen Stammbaumes wenig oder keine Bedeutung, denn Heiraten zwischen den ver- verschiedenen Stämmen Israels waren durch das Gesetz fast unmöglich gemacht, und bei der stets hervortretenden Antipathie der Josephiten gegen die Kinder Juda’s besonders unwahrscheinlich. Ebensowenig ist es nötig, hier von der Berührung mit manchen anderen hebräischen Sippen zu reden. Auch die viel später erfolgte Aufnahme von Negerblut seitens der Juden in der alexandrinischen Diaspora — wofür mancher heutige Staatsbürger »mosaischer Konfession« den lebendigen Beweis liefert — ist ganz nebensächlich. Das Gesagte ist ausführlich genug, damit sich Jeder die Anthropogenie des Juden in ihren grossen Linien klar vorstelle. Wir sahen: es kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass der historische Israelit, aus welchem sich der eigent- liche »Jude« erst spät absonderte, das Produkt einer Mischung ist. Er tritt schon in die Geschichte als Mischling ein, nämlich als Hebräer; dieser Hebräer geht aber dann weitere Ehen mit fremden, nicht semitischen Menschen ein: erstens mit den Hethitern, einem
1)idem, p. 174.
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Die Erben.
tibilität zwischen Salomo’s Wesen und Streben, und dem Charakter
Israel’s und Juda’s erklären. Renan sagt es rund heraus: »Salomon
n’entendait rien à la vraie vocation de sa race«; 1) er war ein Fremder
mit allen seinen Wünschen und Zielen inmitten des Volkes, welches
er gross zu machen wähnte. Und so wäre diese kurze Episode der
Glanzzeit des israelitischen Volkes — David, Salomo — in Wirklichkeit
nichts weiter als eben eine »Episode«, herbeigeführt durch die über-
mütige Kraft eines durchaus verschiedenen Blutes, doch bald erstickt
durch den unbezwingbaren Willen des Syro-Semiten, der nicht gesinnt
war diese Wege zu wandeln, noch auch die Fähigkeit dazu besessen hätte.
Über das, was ich oben die specielle Einflussphäre nannte, besitzen
wir, wie man sieht, hinreichendes geschichtliches Material. Wenn
unser Zweck nicht ein beschränkter wäre — nämlich den Ursprung
des Juden darzuthun — so gäbe es gar vieles hinzuzufügen; z. B.
dass die Josephiten, die begabtesten und energischsten unter allen
Israeliten (ihnen entstammen Josua, Samuel, Jerubbaal u. s. w., sowie
die grosse Dynastie der Omriden) halbe Ägypter waren (was in der
verkürzten Art solcher Volksmärchen Genesis XLI, 45 erzählt, wo
wir Joseph die Tochter eines Priesters aus Heliopolis heiraten sehen,
die ihm Ephraim und Manasse gebärt) — — —. Doch besitzt
diese Thatsache für die Feststellung des jüdischen Stammbaumes
wenig oder keine Bedeutung, denn Heiraten zwischen den ver-
verschiedenen Stämmen Israels waren durch das Gesetz fast unmöglich
gemacht, und bei der stets hervortretenden Antipathie der Josephiten
gegen die Kinder Juda’s besonders unwahrscheinlich. Ebensowenig ist
es nötig, hier von der Berührung mit manchen anderen hebräischen
Sippen zu reden. Auch die viel später erfolgte Aufnahme von Negerblut
seitens der Juden in der alexandrinischen Diaspora — wofür mancher
heutige Staatsbürger »mosaischer Konfession« den lebendigen Beweis
liefert — ist ganz nebensächlich. Das Gesagte ist ausführlich genug,
damit sich Jeder die Anthropogenie des Juden in ihren grossen Linien
klar vorstelle. Wir sahen: es kann nicht dem geringsten Zweifel
unterliegen, dass der historische Israelit, aus welchem sich der eigent-
liche »Jude« erst spät absonderte, das Produkt einer Mischung ist.
Er tritt schon in die Geschichte als Mischling ein, nämlich als
Hebräer; dieser Hebräer geht aber dann weitere Ehen mit fremden,
nicht semitischen Menschen ein: erstens mit den Hethitern, einem
1) idem, p. 174.
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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/393>, abgerufen am 24.11.2024.
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