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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
mühsam erworbene Civilisation und Kultur zu Grunde richten, durch
ihren kindlichen Glauben, man könne mit Dekreten und Gesetzen die
Seelen der Völker von heute auf morgen umwandeln, durch ihre
weitreichende Verständnislosigkeit für alles wahrhaft Grosse ausserhalb
der engen Grenzpfähle ihres eigenen Gedankenzirkus, und durch ihre
lächerliche Überschätzung jeder liliputanischen Geistesthat, wenn sie
nur einen Juden zum Urheber hat -- man sieht, sage ich, solche an-
gebliche Freigeister, die sich viel gründlicher und auffallender als echte
Produkte jener jüdischen Thora- und Talmudreligion erweisen, als
mancher fromme Rabbiner, der die hohen Tugenden der Demut und
der Gesetzestreue, verbunden mit Liebe zum Nächsten, Aufopferung
für die Armen, Toleranz gegen Nichtjuden übt, und so lebt, dass er
jedem Volk zur Ehre und jeder Religion zum Preise gereichen würde.

Was nun trotz alledem der spezifisch jüdischen AuffassungDas Gesetz.
des Lebens Grösse giebt, das habe ich in einem früheren Teil
dieses Kapitels bereits angedeutet (siehe S. 373 fg.). Wenn auch, wie
Robertson Smith versichert, bei der folgenschweren Bestimmung der
Zentralisierung des Kultus in dem einen einzigen Jerusalem, die rein
pekuniären Interessen der priesterlichen Adelskaste und ihr politischer
Ehrgeiz von Einfluss gewesen sein mögen,1) so bin ich doch
überzeugt, dass unproduktive, kritische Geister derartigen Erwägungen
stets viel zu viel Gewicht beilegen. Durch pure egoistische Interessen-
berechnung gründet man nicht eine Nation, welche die Zerstreuung
überlebt; es ist ein Urteilsfehler, das zu glauben.2) Wir sehen auch
nicht, dass Hesekiel, Esra und Nehemia, welche die Last und die
Gefahr getragen, persönlich irgend einen Vorteil davon gehabt hätten.
Es gehörte überhaupt Idealismus dazu, um Jerusalem gegen Babylon
einzutauschen; die bequemeren Weltlichgesinnten blieben in der Metro-
polis am Euphrat zurück. Auch in der Folge war der Jude überall
besser daran als daheim, und der Rabbiner, der sich durch Schustern
und Schneidern seinen kümmerlichen Lebensunterhalt verdiente, um
dann alle Mussestunden der Erforschung der Schrift, der Belehrung
und der Diskussion zu widmen, war alles, was man will, nur nicht
ein Mensch, der seinen pekuniären Interessen nachläuft. Ein Egoist,

1) Prophets of Israel p. 365.
2) Ein wahrhaft klassisches Beispiel dieser angeblich kritischen, in Wahrheit
ebenso kritiklosen wie verständnislosen Richtung bietet Prof. Hermann Oldenberg's:
Religion des Veda, wo die Symbolik und die Mystik der Inder durchwegs als
priesterlicher Schwindel dargestellt werden!
29*

Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte.
mühsam erworbene Civilisation und Kultur zu Grunde richten, durch
ihren kindlichen Glauben, man könne mit Dekreten und Gesetzen die
Seelen der Völker von heute auf morgen umwandeln, durch ihre
weitreichende Verständnislosigkeit für alles wahrhaft Grosse ausserhalb
der engen Grenzpfähle ihres eigenen Gedankenzirkus, und durch ihre
lächerliche Überschätzung jeder liliputanischen Geistesthat, wenn sie
nur einen Juden zum Urheber hat — man sieht, sage ich, solche an-
gebliche Freigeister, die sich viel gründlicher und auffallender als echte
Produkte jener jüdischen Thora- und Talmudreligion erweisen, als
mancher fromme Rabbiner, der die hohen Tugenden der Demut und
der Gesetzestreue, verbunden mit Liebe zum Nächsten, Aufopferung
für die Armen, Toleranz gegen Nichtjuden übt, und so lebt, dass er
jedem Volk zur Ehre und jeder Religion zum Preise gereichen würde.

Was nun trotz alledem der spezifisch jüdischen AuffassungDas Gesetz.
des Lebens Grösse giebt, das habe ich in einem früheren Teil
dieses Kapitels bereits angedeutet (siehe S. 373 fg.). Wenn auch, wie
Robertson Smith versichert, bei der folgenschweren Bestimmung der
Zentralisierung des Kultus in dem einen einzigen Jerusalem, die rein
pekuniären Interessen der priesterlichen Adelskaste und ihr politischer
Ehrgeiz von Einfluss gewesen sein mögen,1) so bin ich doch
überzeugt, dass unproduktive, kritische Geister derartigen Erwägungen
stets viel zu viel Gewicht beilegen. Durch pure egoistische Interessen-
berechnung gründet man nicht eine Nation, welche die Zerstreuung
überlebt; es ist ein Urteilsfehler, das zu glauben.2) Wir sehen auch
nicht, dass Hesekiel, Esra und Nehemia, welche die Last und die
Gefahr getragen, persönlich irgend einen Vorteil davon gehabt hätten.
Es gehörte überhaupt Idealismus dazu, um Jerusalem gegen Babylon
einzutauschen; die bequemeren Weltlichgesinnten blieben in der Metro-
polis am Euphrat zurück. Auch in der Folge war der Jude überall
besser daran als daheim, und der Rabbiner, der sich durch Schustern
und Schneidern seinen kümmerlichen Lebensunterhalt verdiente, um
dann alle Mussestunden der Erforschung der Schrift, der Belehrung
und der Diskussion zu widmen, war alles, was man will, nur nicht
ein Mensch, der seinen pekuniären Interessen nachläuft. Ein Egoist,

1) Prophets of Israel p. 365.
2) Ein wahrhaft klassisches Beispiel dieser angeblich kritischen, in Wahrheit
ebenso kritiklosen wie verständnislosen Richtung bietet Prof. Hermann Oldenberg’s:
Religion des Veda, wo die Symbolik und die Mystik der Inder durchwegs als
priesterlicher Schwindel dargestellt werden!
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[451/0474] Der Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte. mühsam erworbene Civilisation und Kultur zu Grunde richten, durch ihren kindlichen Glauben, man könne mit Dekreten und Gesetzen die Seelen der Völker von heute auf morgen umwandeln, durch ihre weitreichende Verständnislosigkeit für alles wahrhaft Grosse ausserhalb der engen Grenzpfähle ihres eigenen Gedankenzirkus, und durch ihre lächerliche Überschätzung jeder liliputanischen Geistesthat, wenn sie nur einen Juden zum Urheber hat — man sieht, sage ich, solche an- gebliche Freigeister, die sich viel gründlicher und auffallender als echte Produkte jener jüdischen Thora- und Talmudreligion erweisen, als mancher fromme Rabbiner, der die hohen Tugenden der Demut und der Gesetzestreue, verbunden mit Liebe zum Nächsten, Aufopferung für die Armen, Toleranz gegen Nichtjuden übt, und so lebt, dass er jedem Volk zur Ehre und jeder Religion zum Preise gereichen würde. Was nun trotz alledem der spezifisch jüdischen Auffassung des Lebens Grösse giebt, das habe ich in einem früheren Teil dieses Kapitels bereits angedeutet (siehe S. 373 fg.). Wenn auch, wie Robertson Smith versichert, bei der folgenschweren Bestimmung der Zentralisierung des Kultus in dem einen einzigen Jerusalem, die rein pekuniären Interessen der priesterlichen Adelskaste und ihr politischer Ehrgeiz von Einfluss gewesen sein mögen, 1) so bin ich doch überzeugt, dass unproduktive, kritische Geister derartigen Erwägungen stets viel zu viel Gewicht beilegen. Durch pure egoistische Interessen- berechnung gründet man nicht eine Nation, welche die Zerstreuung überlebt; es ist ein Urteilsfehler, das zu glauben. 2) Wir sehen auch nicht, dass Hesekiel, Esra und Nehemia, welche die Last und die Gefahr getragen, persönlich irgend einen Vorteil davon gehabt hätten. Es gehörte überhaupt Idealismus dazu, um Jerusalem gegen Babylon einzutauschen; die bequemeren Weltlichgesinnten blieben in der Metro- polis am Euphrat zurück. Auch in der Folge war der Jude überall besser daran als daheim, und der Rabbiner, der sich durch Schustern und Schneidern seinen kümmerlichen Lebensunterhalt verdiente, um dann alle Mussestunden der Erforschung der Schrift, der Belehrung und der Diskussion zu widmen, war alles, was man will, nur nicht ein Mensch, der seinen pekuniären Interessen nachläuft. Ein Egoist, Das Gesetz. 1) Prophets of Israel p. 365. 2) Ein wahrhaft klassisches Beispiel dieser angeblich kritischen, in Wahrheit ebenso kritiklosen wie verständnislosen Richtung bietet Prof. Hermann Oldenberg’s: Religion des Veda, wo die Symbolik und die Mystik der Inder durchwegs als priesterlicher Schwindel dargestellt werden! 29*

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/474>, abgerufen am 22.11.2024.