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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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IX.

Ich saß da ohne Schatten und ohne Geld;
aber ein schweres Gewicht war von meiner Brust
genommen, ich war heiter. Hätte ich nicht auch
meine Liebe verloren, oder hätt' ich mich nur bei
deren Verlust vorwurfsfrei gefühlt, ich glaube, ich
hätte glücklich seyn können -- ich wußte aber
nicht, was ich anfangen sollte. Ich durchsuchte
meine Taschen und fand noch einige Goldstücke
darin; ich zählte sie, und lachte. -- Ich hatte
meine Pferde unten im Wirthshause, ich schämte
mich, dahin zurückzukehren, ich mußte wenigstens
den Untergang der Sonne erwarten; sie stand noch
hoch am Himmel: Ich legte mich in den Schatten
der nächsten Bäume und schlief ruhig ein.

Anmuthige Bilder verwoben sich mir im luf¬
tigen Tanze zu einem gefälligen Traum. Mina,
einen Blumenkranz in den Haaren, schwebte an

IX.

Ich ſaß da ohne Schatten und ohne Geld;
aber ein ſchweres Gewicht war von meiner Bruſt
genommen, ich war heiter. Haͤtte ich nicht auch
meine Liebe verloren, oder haͤtt' ich mich nur bei
deren Verluſt vorwurfsfrei gefuͤhlt, ich glaube, ich
haͤtte gluͤcklich ſeyn koͤnnen — ich wußte aber
nicht, was ich anfangen ſollte. Ich durchſuchte
meine Taſchen und fand noch einige Goldſtuͤcke
darin; ich zaͤhlte ſie, und lachte. — Ich hatte
meine Pferde unten im Wirthshauſe, ich ſchaͤmte
mich, dahin zuruͤckzukehren, ich mußte wenigſtens
den Untergang der Sonne erwarten; ſie ſtand noch
hoch am Himmel: Ich legte mich in den Schatten
der naͤchſten Baͤume und ſchlief ruhig ein.

Anmuthige Bilder verwoben ſich mir im luf¬
tigen Tanze zu einem gefaͤlligen Traum. Mina,
einen Blumenkranz in den Haaren, ſchwebte an

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[103/0123] IX. Ich ſaß da ohne Schatten und ohne Geld; aber ein ſchweres Gewicht war von meiner Bruſt genommen, ich war heiter. Haͤtte ich nicht auch meine Liebe verloren, oder haͤtt' ich mich nur bei deren Verluſt vorwurfsfrei gefuͤhlt, ich glaube, ich haͤtte gluͤcklich ſeyn koͤnnen — ich wußte aber nicht, was ich anfangen ſollte. Ich durchſuchte meine Taſchen und fand noch einige Goldſtuͤcke darin; ich zaͤhlte ſie, und lachte. — Ich hatte meine Pferde unten im Wirthshauſe, ich ſchaͤmte mich, dahin zuruͤckzukehren, ich mußte wenigſtens den Untergang der Sonne erwarten; ſie ſtand noch hoch am Himmel: Ich legte mich in den Schatten der naͤchſten Baͤume und ſchlief ruhig ein. Anmuthige Bilder verwoben ſich mir im luf¬ tigen Tanze zu einem gefaͤlligen Traum. Mina, einen Blumenkranz in den Haaren, ſchwebte an

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/123>, abgerufen am 21.11.2024.