um so viel das Gold auf Erden Verdienst und Tu¬ gend überwiegt, um so viel der Schatten höher als selbst das Gold geschätzt werde; und wie ich früher den Reichthum meinem Gewissen aufgeopfert, hatte ich jetzt den Schatten für bloßes Geld hingege¬ ben, was konnte, was sollte auf Erden aus mir werden!
Ich war noch sehr verstört, als der Wagen vor meinem alten Wirthshaus hielt, ich erschrack über die Vorstellung, nur noch jenes schlechte Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine Sachen herabholen, empfing den ärmlichen Bün¬ del mit Verachtung, warf einige Goldstücke hin, und befahl, vor das vornehmste Hotel vorzufah¬ ren. Das Haus war gegen Norden gelegen, ich hatte die Sonne nicht zu fürchten, ich schickte den Kutscher mit Gold weg, ließ mir die besten Zimmer vorn heraus anweisen, und verschloß mich darin, so bald ich konnte.
Was denkest Du, daß ich nun anfing? -- O mein lieber Chamisso, selbst vor Dir es zu gestehen, macht mich erröthen. Ich zog den un¬ glücklichen Seckel aus meiner Brust hervor, und
B
um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tu¬ gend uͤberwiegt, um ſo viel der Schatten hoͤher als ſelbſt das Gold geſchaͤtzt werde; und wie ich fruͤher den Reichthum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte ich jetzt den Schatten fuͤr bloßes Geld hingege¬ ben, was konnte, was ſollte auf Erden aus mir werden!
Ich war noch ſehr verſtoͤrt, als der Wagen vor meinem alten Wirthshaus hielt, ich erſchrack uͤber die Vorſtellung, nur noch jenes ſchlechte Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine Sachen herabholen, empfing den aͤrmlichen Buͤn¬ del mit Verachtung, warf einige Goldſtuͤcke hin, und befahl, vor das vornehmſte Hotel vorzufah¬ ren. Das Haus war gegen Norden gelegen, ich hatte die Sonne nicht zu fuͤrchten, ich ſchickte den Kutſcher mit Gold weg, ließ mir die beſten Zimmer vorn heraus anweiſen, und verſchloß mich darin, ſo bald ich konnte.
Was denkeſt Du, daß ich nun anfing? — O mein lieber Chamiſſo, ſelbſt vor Dir es zu geſtehen, macht mich erroͤthen. Ich zog den un¬ gluͤcklichen Seckel aus meiner Bruſt hervor, und
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um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tu¬
gend uͤberwiegt, um ſo viel der Schatten hoͤher als
ſelbſt das Gold geſchaͤtzt werde; und wie ich fruͤher
den Reichthum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte
ich jetzt den Schatten fuͤr bloßes Geld hingege¬
ben, was konnte, was ſollte auf Erden aus mir
werden!
Ich war noch ſehr verſtoͤrt, als der Wagen
vor meinem alten Wirthshaus hielt, ich erſchrack
uͤber die Vorſtellung, nur noch jenes ſchlechte
Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine
Sachen herabholen, empfing den aͤrmlichen Buͤn¬
del mit Verachtung, warf einige Goldſtuͤcke hin,
und befahl, vor das vornehmſte Hotel vorzufah¬
ren. Das Haus war gegen Norden gelegen, ich
hatte die Sonne nicht zu fuͤrchten, ich ſchickte
den Kutſcher mit Gold weg, ließ mir die beſten
Zimmer vorn heraus anweiſen, und verſchloß mich
darin, ſo bald ich konnte.
Was denkeſt Du, daß ich nun anfing? —
O mein lieber Chamiſſo, ſelbſt vor Dir es zu
geſtehen, macht mich erroͤthen. Ich zog den un¬
gluͤcklichen Seckel aus meiner Bruſt hervor, und
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/37>, abgerufen am 16.07.2024.
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