Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.um so viel das Gold auf Erden Verdienst und Tu¬ Ich war noch sehr verstört, als der Wagen Was denkest Du, daß ich nun anfing? -- B
um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tu¬ Ich war noch ſehr verſtoͤrt, als der Wagen Was denkeſt Du, daß ich nun anfing? — B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="17"/> um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tu¬<lb/> gend uͤberwiegt, um ſo viel der Schatten hoͤher als<lb/> ſelbſt das Gold geſchaͤtzt werde; und wie ich fruͤher<lb/> den Reichthum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte<lb/> ich jetzt den Schatten fuͤr bloßes Geld hingege¬<lb/> ben, was konnte, was ſollte auf Erden aus mir<lb/> werden!</p><lb/> <p>Ich war noch ſehr verſtoͤrt, als der Wagen<lb/> vor meinem alten Wirthshaus hielt, ich erſchrack<lb/> uͤber die Vorſtellung, nur noch jenes ſchlechte<lb/> Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine<lb/> Sachen herabholen, empfing den aͤrmlichen Buͤn¬<lb/> del mit Verachtung, warf einige Goldſtuͤcke hin,<lb/> und befahl, vor das vornehmſte Hotel vorzufah¬<lb/> ren. Das Haus war gegen Norden gelegen, ich<lb/> hatte die Sonne nicht zu fuͤrchten, ich ſchickte<lb/> den Kutſcher mit Gold weg, ließ mir die beſten<lb/> Zimmer vorn heraus anweiſen, und verſchloß mich<lb/> darin, ſo bald ich konnte.</p><lb/> <p>Was denkeſt Du, daß ich nun anfing? —<lb/> O mein lieber <hi rendition="#g">Chamiſſo</hi>, ſelbſt vor Dir es zu<lb/> geſtehen, macht mich erroͤthen. Ich zog den un¬<lb/> gluͤcklichen Seckel aus meiner Bruſt hervor, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0037]
um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tu¬
gend uͤberwiegt, um ſo viel der Schatten hoͤher als
ſelbſt das Gold geſchaͤtzt werde; und wie ich fruͤher
den Reichthum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte
ich jetzt den Schatten fuͤr bloßes Geld hingege¬
ben, was konnte, was ſollte auf Erden aus mir
werden!
Ich war noch ſehr verſtoͤrt, als der Wagen
vor meinem alten Wirthshaus hielt, ich erſchrack
uͤber die Vorſtellung, nur noch jenes ſchlechte
Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine
Sachen herabholen, empfing den aͤrmlichen Buͤn¬
del mit Verachtung, warf einige Goldſtuͤcke hin,
und befahl, vor das vornehmſte Hotel vorzufah¬
ren. Das Haus war gegen Norden gelegen, ich
hatte die Sonne nicht zu fuͤrchten, ich ſchickte
den Kutſcher mit Gold weg, ließ mir die beſten
Zimmer vorn heraus anweiſen, und verſchloß mich
darin, ſo bald ich konnte.
Was denkeſt Du, daß ich nun anfing? —
O mein lieber Chamiſſo, ſelbſt vor Dir es zu
geſtehen, macht mich erroͤthen. Ich zog den un¬
gluͤcklichen Seckel aus meiner Bruſt hervor, und
B
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