einmal Ihren Schatten sehen zu lassen, -- die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe. --"
Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. -- "Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn - - ?" Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: "Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann seyn und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre mei¬ ne Entlassung." Ich mußte andre Saiten auf¬ ziehen. "Aber Rascal, lieber Rascal, wer hat Dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst Du denken - - - -?" er fuhr im selben
Tone fort: "Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten -- und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Ent¬ lassung."
Bendel, bleich und zitternd, aber besonne¬ ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zuflucht, -- auch das hatte seine Macht verloren -- er warf's mir vor die Füße; "von einem Schattenlosen nehme ich nichts an." Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfei¬
einmal Ihren Schatten ſehen zu laſſen, — die Sonne ſcheint eben ſo ſchoͤn auf dem Hofe. —„
Ich war wie vom Donner geruͤhrt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — “Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn – – ?„ Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: “Ein Knecht kann ein ſehr ehrlicher Mann ſeyn und einem Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre mei¬ ne Entlaſſung.„ Ich mußte andre Saiten auf¬ ziehen. “Aber Rascal, lieber Rascal, wer hat Dich auf die ungluͤckliche Idee gebracht, wie kannſt Du denken – – – –?„ er fuhr im ſelben
Tone fort: “Es wollen Leute behaupten, Sie haͤtten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Ent¬ laſſung.„
Bendel, bleich und zitternd, aber beſonne¬ ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beſchwichtigenden Golde meine Zuflucht, — auch das hatte ſeine Macht verloren — er warf's mir vor die Fuͤße; “von einem Schattenloſen nehme ich nichts an.„ Er kehrte mir den Ruͤcken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfei¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0077"n="57"/>
einmal Ihren Schatten ſehen zu laſſen, — die<lb/>
Sonne ſcheint eben ſo ſchoͤn auf dem Hofe. —„</p><lb/><p>Ich war wie vom Donner geruͤhrt. Es<lb/>
dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. —<lb/>“Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn –– ?„<lb/>
Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: “Ein Knecht<lb/>
kann ein ſehr ehrlicher Mann ſeyn und einem<lb/>
Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre mei¬<lb/>
ne Entlaſſung.„ Ich mußte andre Saiten auf¬<lb/>
ziehen. “Aber <hirendition="#g">Rascal</hi>, lieber <hirendition="#g">Rascal</hi>, wer<lb/>
hat Dich auf die ungluͤckliche Idee gebracht, wie<lb/>
kannſt Du denken ––––?„ er fuhr im ſelben</p><lb/><p>Tone fort: “Es wollen Leute behaupten, Sie<lb/>
haͤtten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen<lb/>
mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Ent¬<lb/>
laſſung.„</p><lb/><p><hirendition="#g">Bendel</hi>, bleich und zitternd, aber beſonne¬<lb/>
ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu<lb/>
dem Alles beſchwichtigenden Golde meine Zuflucht, —<lb/>
auch das hatte ſeine Macht verloren — er warf's<lb/>
mir vor die Fuͤße; “von einem Schattenloſen<lb/>
nehme ich nichts an.„ Er kehrte mir den Ruͤcken<lb/>
und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfei¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[57/0077]
einmal Ihren Schatten ſehen zu laſſen, — die
Sonne ſcheint eben ſo ſchoͤn auf dem Hofe. —„
Ich war wie vom Donner geruͤhrt. Es
dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. —
“Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn – – ?„
Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: “Ein Knecht
kann ein ſehr ehrlicher Mann ſeyn und einem
Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre mei¬
ne Entlaſſung.„ Ich mußte andre Saiten auf¬
ziehen. “Aber Rascal, lieber Rascal, wer
hat Dich auf die ungluͤckliche Idee gebracht, wie
kannſt Du denken – – – –?„ er fuhr im ſelben
Tone fort: “Es wollen Leute behaupten, Sie
haͤtten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen
mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Ent¬
laſſung.„
Bendel, bleich und zitternd, aber beſonne¬
ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu
dem Alles beſchwichtigenden Golde meine Zuflucht, —
auch das hatte ſeine Macht verloren — er warf's
mir vor die Fuͤße; “von einem Schattenloſen
nehme ich nichts an.„ Er kehrte mir den Ruͤcken
und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/77>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.