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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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besitzt freilich jetzt sehr ansehnliche Güter; aber
nach dem Aufsehen, das die unglückliche Geschichte
mit dem Abentheurer gemacht hat, glaubst Du,
daß sich sobald eine andere, für sie so passende
Partie, als der Herr Rascal, finden möchte?
Weißt Du, was für ein Vermögen er besitzt, der
Herr Rascal? Er hat für sechs Millionen
Güter hier im Lande, frei von allen Schulden,
baar bezahlt. Ich habe die Dokumente in Hän¬
den gehabt; er war's, der mir überall das Beste
vorweg genommen hat; und außerdem im Porte
feuille Papiere auf Thomas John für circa
viertehalb Millionen." -- "Er muß sehr viel
gestolen haben." -- "Was sind das wieder für
Reden! Er hat weislich gespart, wo verschwen¬
det wurde." -- "Ein Mann, der die Livree ge¬
tragen hat!" -- "Dummes Zeug! er hat doch
einen untadlichen Schatten." -- "Du hast
Recht, aber - - -"

Der Mann im grauen Rock lachte und sah
mich an. Die Thüre ging auf, und Mina trat
heraus. Sie stützte sich auf den Arm einer Kam¬
merfrau, stille Thränen flossen auf ihren schönen

beſitzt freilich jetzt ſehr anſehnliche Guͤter; aber
nach dem Aufſehen, das die ungluͤckliche Geſchichte
mit dem Abentheurer gemacht hat, glaubſt Du,
daß ſich ſobald eine andere, fuͤr ſie ſo paſſende
Partie, als der Herr Rascal, finden moͤchte?
Weißt Du, was fuͤr ein Vermoͤgen er beſitzt, der
Herr Rascal? Er hat fuͤr ſechs Millionen
Guͤter hier im Lande, frei von allen Schulden,
baar bezahlt. Ich habe die Dokumente in Haͤn¬
den gehabt; er war's, der mir uͤberall das Beſte
vorweg genommen hat; und außerdem im Porte
feuille Papiere auf Thomas John fuͤr circa
viertehalb Millionen.„ — “Er muß ſehr viel
geſtolen haben.„ — “Was ſind das wieder fuͤr
Reden! Er hat weislich geſpart, wo verſchwen¬
det wurde.„ — “Ein Mann, der die Livree ge¬
tragen hat!„ — “Dummes Zeug! er hat doch
einen untadlichen Schatten.„ — “Du haſt
Recht, aber – – –„

Der Mann im grauen Rock lachte und ſah
mich an. Die Thuͤre ging auf, und Mina trat
heraus. Sie ſtuͤtzte ſich auf den Arm einer Kam¬
merfrau, ſtille Thraͤnen floſſen auf ihren ſchoͤnen

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[79/0099] beſitzt freilich jetzt ſehr anſehnliche Guͤter; aber nach dem Aufſehen, das die ungluͤckliche Geſchichte mit dem Abentheurer gemacht hat, glaubſt Du, daß ſich ſobald eine andere, fuͤr ſie ſo paſſende Partie, als der Herr Rascal, finden moͤchte? Weißt Du, was fuͤr ein Vermoͤgen er beſitzt, der Herr Rascal? Er hat fuͤr ſechs Millionen Guͤter hier im Lande, frei von allen Schulden, baar bezahlt. Ich habe die Dokumente in Haͤn¬ den gehabt; er war's, der mir uͤberall das Beſte vorweg genommen hat; und außerdem im Porte feuille Papiere auf Thomas John fuͤr circa viertehalb Millionen.„ — “Er muß ſehr viel geſtolen haben.„ — “Was ſind das wieder fuͤr Reden! Er hat weislich geſpart, wo verſchwen¬ det wurde.„ — “Ein Mann, der die Livree ge¬ tragen hat!„ — “Dummes Zeug! er hat doch einen untadlichen Schatten.„ — “Du haſt Recht, aber – – –„ Der Mann im grauen Rock lachte und ſah mich an. Die Thuͤre ging auf, und Mina trat heraus. Sie ſtuͤtzte ſich auf den Arm einer Kam¬ merfrau, ſtille Thraͤnen floſſen auf ihren ſchoͤnen

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/99>, abgerufen am 24.11.2024.