lichste Verbreitungsmittel des Schalles sey, und das geschickteste, um bey Menschen und bey allen Arten von Landthieren die Empfindung des Schalles vermittelst der äußern Gehörwerk- zeuge den innern mitzutheilen, daß sie aber demohngeachtet eins der schwächsten Leitungsmittel sey, und von allen bisher untersuchten tropf barflüssigen und festen Körpern hierin weit übertroffen werde. Auch alle möglichen Modificationen des Schalles werden durch solche Materien eben- sowohl als durch die Luft, verbreitet.
220.
Daß der Schall auch durch Wasser verbreitet werde, erhellt schon daraus, weil Fische, Krebse und andere unter Wasser lebende Thiere auch mit Gehörwerkzeugen versehen sind, es ist auch durch viele Versuche bestätigt, aus welchen sich ergiebt, daß man unter Wasser jeden in der Luft erregten Schall, noch stärker aber einen Schall, der im Wasser selbst erregt worden ist, hören könne. (Journal des Savans 1678, p. 178. Hawkbee in Philos. Transact. n. 321. Arderon in Philosoph. Transact. n. 486, und vorzüglich Nollet in Mem. de l'Acad. de Paris 1743. und in lecons de physique experimentale tom. III. p. 417. wie auch Musschenbrock introd. in philosoph. natur. tom. II. §. 2267.) So hört man auch einen unter Wasser erregten Schall in der Luft. Daß diese Fähigkeit den Schall zu verbreiten, nicht etwa, wie Mancher nach einseitigen Begriffen etwa vermuthen könne, von den im Wasser enthaltenen Lufttheilen herrühre, haben Nollet und Musschenbroek durch Versuche mit Wasser und andern Flüssigkeiten, die vorher von Luft sorgfältig gereinigt waren, dargethan; der Erfolg war ganz ebenderselbe, als wenn diese Flüssigkeiten Luft enthielten. Das Wasser ist auch nicht ganz ohne Elasticität, wie man bey dem Abspringen eines schief auf das Wasser geworfenen Körpers bemerken kann; es ergiebt sich auch aus verschiedenen neuern Versuchen von Canton (in Philos. transact. Vol. LII. p. II. p. 640. und Vol. LIV. p. 261.) wie auch von Abich und Zimmermann (über die Elasticität des Wassers, Leipzig 1779. 8.) und von Herbert (diss. de aquae, aliorumque nonnullorum fluidorum elasticitate, Vienn. 1774. 8.) daß das Wasser und andere Flüssigkeiten, wenn eine hinlängliche Kraft angewendet wird, sich einigermaßen in einen engern Raum zusammendrücken lassen. Jndessen möchte wohl die Art, wie der Schall durch das Wasser verbreitet wird, nicht füglich als eine Zusam- mendrückung und Wiederausdehnung (wie bey der Luft und den Gasarten) sondern vielmehr als eine von dem schallenden Körper dem Wasser durch einen unbemerkdar kleinen Raum mit- getheilte Steßbewegung anzusehen seyn; man hat auch noch nie bey dem Wasser oder einer
lichſte Verbreitungsmittel des Schalles ſey, und das geſchickteſte, um bey Menſchen und bey allen Arten von Landthieren die Empfindung des Schalles vermittelſt der aͤußern Gehoͤrwerk- zeuge den innern mitzutheilen, daß ſie aber demohngeachtet eins der ſchwaͤchſten Leitungsmittel ſey, und von allen bisher unterſuchten tropf barfluͤſſigen und feſten Koͤrpern hierin weit uͤbertroffen werde. Auch alle moͤglichen Modificationen des Schalles werden durch ſolche Materien eben- ſowohl als durch die Luft, verbreitet.
220.
Daß der Schall auch durch Waſſer verbreitet werde, erhellt ſchon daraus, weil Fiſche, Krebſe und andere unter Waſſer lebende Thiere auch mit Gehoͤrwerkzeugen verſehen ſind, es iſt auch durch viele Verſuche beſtaͤtigt, aus welchen ſich ergiebt, daß man unter Waſſer jeden in der Luft erregten Schall, noch ſtaͤrker aber einen Schall, der im Waſſer ſelbſt erregt worden iſt, hoͤren koͤnne. (Journal des Savans 1678, p. 178. Hawkbee in Philos. Transact. n. 321. Arderon in Philosoph. Transact. n. 486, und vorzuͤglich Nollet in Mém. de l’Acad. de Paris 1743. und in leçons de physique expérimentale tom. III. p. 417. wie auch Musschenbrock introd. in philosoph. natur. tom. II. §. 2267.) So hoͤrt man auch einen unter Waſſer erregten Schall in der Luft. Daß dieſe Faͤhigkeit den Schall zu verbreiten, nicht etwa, wie Mancher nach einſeitigen Begriffen etwa vermuthen koͤnne, von den im Waſſer enthaltenen Lufttheilen herruͤhre, haben Nollet und Muſſchenbroek durch Verſuche mit Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten, die vorher von Luft ſorgfaͤltig gereinigt waren, dargethan; der Erfolg war ganz ebenderſelbe, als wenn dieſe Fluͤſſigkeiten Luft enthielten. Das Waſſer iſt auch nicht ganz ohne Elaſticitaͤt, wie man bey dem Abſpringen eines ſchief auf das Waſſer geworfenen Koͤrpers bemerken kann; es ergiebt ſich auch aus verſchiedenen neuern Verſuchen von Canton (in Philos. transact. Vol. LII. p. II. p. 640. und Vol. LIV. p. 261.) wie auch von Abich und Zimmermann (uͤber die Elaſticitaͤt des Waſſers, Leipzig 1779. 8.) und von Herbert (diss. de aquae, aliorumque nonnullorum fluidorum elasticitate, Vienn. 1774. 8.) daß das Waſſer und andere Fluͤſſigkeiten, wenn eine hinlaͤngliche Kraft angewendet wird, ſich einigermaßen in einen engern Raum zuſammendruͤcken laſſen. Jndeſſen moͤchte wohl die Art, wie der Schall durch das Waſſer verbreitet wird, nicht fuͤglich als eine Zuſam- mendruͤckung und Wiederausdehnung (wie bey der Luft und den Gasarten) ſondern vielmehr als eine von dem ſchallenden Koͤrper dem Waſſer durch einen unbemerkdar kleinen Raum mit- getheilte Steßbewegung anzuſehen ſeyn; man hat auch noch nie bey dem Waſſer oder einer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0292"n="258"/>
lichſte Verbreitungsmittel des Schalles ſey, und das geſchickteſte, um bey Menſchen und bey<lb/>
allen Arten von Landthieren die Empfindung des Schalles vermittelſt der aͤußern Gehoͤrwerk-<lb/>
zeuge den innern mitzutheilen, daß ſie aber demohngeachtet eins der ſchwaͤchſten Leitungsmittel<lb/>ſey, und von allen bisher unterſuchten tropf barfluͤſſigen und feſten Koͤrpern hierin weit uͤbertroffen<lb/>
werde. Auch alle moͤglichen Modificationen des Schalles werden durch ſolche Materien eben-<lb/>ſowohl als durch die Luft, verbreitet.</p></div><lb/><divn="3"><head>220.</head><lb/><p>Daß der Schall auch durch <hirendition="#g">Waſſer</hi> verbreitet werde, erhellt ſchon daraus, weil<lb/>
Fiſche, Krebſe und andere unter Waſſer lebende Thiere auch mit Gehoͤrwerkzeugen verſehen<lb/>ſind, es iſt auch durch viele Verſuche beſtaͤtigt, aus welchen ſich ergiebt, daß man unter<lb/>
Waſſer jeden in der Luft erregten Schall, noch ſtaͤrker aber einen Schall, der im Waſſer ſelbſt<lb/>
erregt worden iſt, hoͤren koͤnne. (<hirendition="#aq">Journal des Savans 1678, p. 178. <hirendition="#g">Hawkbee</hi></hi> in <hirendition="#aq">Philos.<lb/>
Transact. n. 321. <hirendition="#g">Arderon</hi></hi> in <hirendition="#aq">Philosoph. Transact. n.</hi> 486, und vorzuͤglich <hirendition="#aq"><hirendition="#g">Nollet</hi></hi> in<lb/><hirendition="#aq">Mém. de l’Acad. de Paris</hi> 1743. und in <hirendition="#aq">leçons de physique expérimentale tom. III. p.</hi> 417.<lb/>
wie auch <hirendition="#aq"><hirendition="#g">Musschenbrock</hi> introd. in philosoph. natur. tom. II.</hi> §. 2267.) So hoͤrt man<lb/>
auch einen unter Waſſer erregten Schall in der Luft. Daß dieſe Faͤhigkeit den Schall zu<lb/>
verbreiten, nicht etwa, wie Mancher nach einſeitigen Begriffen etwa vermuthen koͤnne, von<lb/>
den im Waſſer enthaltenen Lufttheilen herruͤhre, haben <hirendition="#g">Nollet</hi> und <hirendition="#g">Muſſchenbroek</hi> durch<lb/>
Verſuche mit Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten, die vorher von Luft ſorgfaͤltig gereinigt waren,<lb/>
dargethan; der Erfolg war ganz ebenderſelbe, als wenn dieſe Fluͤſſigkeiten Luft enthielten.<lb/>
Das Waſſer iſt auch nicht ganz ohne Elaſticitaͤt, wie man bey dem Abſpringen eines ſchief auf<lb/>
das Waſſer geworfenen Koͤrpers bemerken kann; es ergiebt ſich auch aus verſchiedenen neuern<lb/>
Verſuchen von <hirendition="#g">Canton</hi> (in <hirendition="#aq">Philos. transact. Vol. LII. p. II. p.</hi> 640. und <hirendition="#aq">Vol. LIV. p.</hi> 261.)<lb/>
wie auch von <hirendition="#g">Abich</hi> und <hirendition="#g">Zimmermann</hi> (uͤber die Elaſticitaͤt des Waſſers, Leipzig 1779. 8.)<lb/>
und von <hirendition="#g">Herbert</hi> (<hirendition="#aq">diss. de aquae, aliorumque nonnullorum fluidorum elasticitate, Vienn.</hi><lb/>
1774. 8.) daß das Waſſer und andere Fluͤſſigkeiten, wenn eine hinlaͤngliche Kraft angewendet<lb/>
wird, ſich einigermaßen in einen engern Raum zuſammendruͤcken laſſen. Jndeſſen moͤchte<lb/>
wohl die Art, wie der Schall durch das Waſſer verbreitet wird, nicht fuͤglich als eine Zuſam-<lb/>
mendruͤckung und Wiederausdehnung (wie bey der Luft und den Gasarten) ſondern vielmehr<lb/>
als eine von dem ſchallenden Koͤrper dem Waſſer durch einen unbemerkdar kleinen Raum mit-<lb/>
getheilte Steßbewegung anzuſehen ſeyn; man hat auch noch nie bey dem Waſſer oder einer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[258/0292]
lichſte Verbreitungsmittel des Schalles ſey, und das geſchickteſte, um bey Menſchen und bey
allen Arten von Landthieren die Empfindung des Schalles vermittelſt der aͤußern Gehoͤrwerk-
zeuge den innern mitzutheilen, daß ſie aber demohngeachtet eins der ſchwaͤchſten Leitungsmittel
ſey, und von allen bisher unterſuchten tropf barfluͤſſigen und feſten Koͤrpern hierin weit uͤbertroffen
werde. Auch alle moͤglichen Modificationen des Schalles werden durch ſolche Materien eben-
ſowohl als durch die Luft, verbreitet.
220.
Daß der Schall auch durch Waſſer verbreitet werde, erhellt ſchon daraus, weil
Fiſche, Krebſe und andere unter Waſſer lebende Thiere auch mit Gehoͤrwerkzeugen verſehen
ſind, es iſt auch durch viele Verſuche beſtaͤtigt, aus welchen ſich ergiebt, daß man unter
Waſſer jeden in der Luft erregten Schall, noch ſtaͤrker aber einen Schall, der im Waſſer ſelbſt
erregt worden iſt, hoͤren koͤnne. (Journal des Savans 1678, p. 178. Hawkbee in Philos.
Transact. n. 321. Arderon in Philosoph. Transact. n. 486, und vorzuͤglich Nollet in
Mém. de l’Acad. de Paris 1743. und in leçons de physique expérimentale tom. III. p. 417.
wie auch Musschenbrock introd. in philosoph. natur. tom. II. §. 2267.) So hoͤrt man
auch einen unter Waſſer erregten Schall in der Luft. Daß dieſe Faͤhigkeit den Schall zu
verbreiten, nicht etwa, wie Mancher nach einſeitigen Begriffen etwa vermuthen koͤnne, von
den im Waſſer enthaltenen Lufttheilen herruͤhre, haben Nollet und Muſſchenbroek durch
Verſuche mit Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten, die vorher von Luft ſorgfaͤltig gereinigt waren,
dargethan; der Erfolg war ganz ebenderſelbe, als wenn dieſe Fluͤſſigkeiten Luft enthielten.
Das Waſſer iſt auch nicht ganz ohne Elaſticitaͤt, wie man bey dem Abſpringen eines ſchief auf
das Waſſer geworfenen Koͤrpers bemerken kann; es ergiebt ſich auch aus verſchiedenen neuern
Verſuchen von Canton (in Philos. transact. Vol. LII. p. II. p. 640. und Vol. LIV. p. 261.)
wie auch von Abich und Zimmermann (uͤber die Elaſticitaͤt des Waſſers, Leipzig 1779. 8.)
und von Herbert (diss. de aquae, aliorumque nonnullorum fluidorum elasticitate, Vienn.
1774. 8.) daß das Waſſer und andere Fluͤſſigkeiten, wenn eine hinlaͤngliche Kraft angewendet
wird, ſich einigermaßen in einen engern Raum zuſammendruͤcken laſſen. Jndeſſen moͤchte
wohl die Art, wie der Schall durch das Waſſer verbreitet wird, nicht fuͤglich als eine Zuſam-
mendruͤckung und Wiederausdehnung (wie bey der Luft und den Gasarten) ſondern vielmehr
als eine von dem ſchallenden Koͤrper dem Waſſer durch einen unbemerkdar kleinen Raum mit-
getheilte Steßbewegung anzuſehen ſeyn; man hat auch noch nie bey dem Waſſer oder einer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/292>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.