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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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time höher, als der Ton einer eben so langen Luftstrecke in einer offenen Pfeife; der Ton eines
Stabes von Silber ist um 3 Octaven und einen ganzen Ton; eines Stabes von Kupfer bey-
nahe um 3 Octaven und eine Quinte; von Eisen und Glas, welche unter allen von mir unter-
suchten Materien nebst dem Tannenholze am schnellsten schwingen, um 4 Octaven und einen
halben Ton höher u. s. w. Es würde also, wenn man eine hinlänglich lange und gleichförmig
zusammenhängende Strecke von einer solchen Materie hätte, die Geschwindigkeit der Verbrei-
tung durch Zinn 71/2, durch Silber 9, durch Kupfer beynahe 12, durch Eisen und Glas
ungefähr 17, durch verschiedene Hölzer ungefähr zwischen 11 und 17, durch gebrannten
Thon 10 bis 12mahl größer seyn, als die Geschwindigkeit der Verbreitung des Schalles
durch die Luft.

Anm. Diese Theorie habe ich zuerst in Voigts Magazin für den neuesten Zustand
der Naturkunde,
1. B. 1. St. bekannt gemacht. Die vorhererwähnte Beobachtung von
Herhold (in Reils Archiv für die Physiologie III. B. S. 178.) stimmt damit ziem-
lich überein, da er durch einen 300 Ellen langen Faden den Schall fast um eine Secunde früher
hörte, als durch die Luft. Daß er den Schall eher müsse gehört haben, erhellt daraus, weil alle
festen Körper, die von mir untersucht sind, weit schneller schwingen als die Luft; aber viel über
eine halbe Secunde kann der Unterschied bey 300 Ellen nicht betragen haben, wenn man die Ge-
schwindigkeit des Schalles in der Luft zu 1040 Fuß in einer Secunde annimmt. Prof. Wünsch
hat (in den deutschen Schriften, welche in der Berliner Academie der Wis-
senschaften sind vorgelesen worden,
1793. 4.) Versuche bekannt gemacht, welche er
über die Verbreitung des Schalles durch eine beträchtliche Strecke von hölzernen Latten angestellt
hat, wo er die Geschwindigkeit weit größer fand, als durch die Luft; obgleich daraus nicht folgt,
was er (durch eine Aeußerung von Hook in der Vorrede zu seiner Micrographia
verleitet) vermuthet hatte, daß der Schall durch feste Körper in instanti, oder doch wenigstens
so schnell, als das Licht, gehe.
227.

Ueber die Stärke, mit welcher der Schall durch verschiedene feste Körper fortge-
leitet wird, hat Perolle viele Versuche angestellt, von welchen sich in Mem. de l'Acad. de
Turin
1791 -- 1792, wie auch in Voigts Magazin für Physik und Naturgeschichte X. B.
2. St. S. 39. und in Gilberts Annalen der Physik 3. B. 2. St. S. 168. Nachricht findet.
Er fand, daß z. B. der Schlag einer Taschenuhr, der bey verstopften Ohren kaum 2 Linien
weit gehört werden konnte, in einer ziemlichen Entfernung noch zu hören war, wenn das eine

time hoͤher, als der Ton einer eben ſo langen Luftſtrecke in einer offenen Pfeife; der Ton eines
Stabes von Silber iſt um 3 Octaven und einen ganzen Ton; eines Stabes von Kupfer bey-
nahe um 3 Octaven und eine Quinte; von Eiſen und Glas, welche unter allen von mir unter-
ſuchten Materien nebſt dem Tannenholze am ſchnellſten ſchwingen, um 4 Octaven und einen
halben Ton hoͤher u. ſ. w. Es wuͤrde alſo, wenn man eine hinlaͤnglich lange und gleichfoͤrmig
zuſammenhaͤngende Strecke von einer ſolchen Materie haͤtte, die Geſchwindigkeit der Verbrei-
tung durch Zinn 7½, durch Silber 9, durch Kupfer beynahe 12, durch Eiſen und Glas
ungefaͤhr 17, durch verſchiedene Hoͤlzer ungefaͤhr zwiſchen 11 und 17, durch gebrannten
Thon 10 bis 12mahl groͤßer ſeyn, als die Geſchwindigkeit der Verbreitung des Schalles
durch die Luft.

Anm. Dieſe Theorie habe ich zuerſt in Voigts Magazin fuͤr den neueſten Zuſtand
der Naturkunde,
1. B. 1. St. bekannt gemacht. Die vorhererwaͤhnte Beobachtung von
Herhold (in Reils Archiv fuͤr die Phyſiologie III. B. S. 178.) ſtimmt damit ziem-
lich uͤberein, da er durch einen 300 Ellen langen Faden den Schall faſt um eine Secunde fruͤher
hoͤrte, als durch die Luft. Daß er den Schall eher muͤſſe gehoͤrt haben, erhellt daraus, weil alle
feſten Koͤrper, die von mir unterſucht ſind, weit ſchneller ſchwingen als die Luft; aber viel uͤber
eine halbe Secunde kann der Unterſchied bey 300 Ellen nicht betragen haben, wenn man die Ge-
ſchwindigkeit des Schalles in der Luft zu 1040 Fuß in einer Secunde annimmt. Prof. Wuͤnſch
hat (in den deutſchen Schriften, welche in der Berliner Academie der Wiſ-
ſenſchaften ſind vorgeleſen worden,
1793. 4.) Verſuche bekannt gemacht, welche er
uͤber die Verbreitung des Schalles durch eine betraͤchtliche Strecke von hoͤlzernen Latten angeſtellt
hat, wo er die Geſchwindigkeit weit groͤßer fand, als durch die Luft; obgleich daraus nicht folgt,
was er (durch eine Aeußerung von Hook in der Vorrede zu ſeiner Micrographia
verleitet) vermuthet hatte, daß der Schall durch feſte Koͤrper in instanti, oder doch wenigſtens
ſo ſchnell, als das Licht, gehe.
227.

Ueber die Staͤrke, mit welcher der Schall durch verſchiedene feſte Koͤrper fortge-
leitet wird, hat Perolle viele Verſuche angeſtellt, von welchen ſich in Mém. de l’Acad. de
Turin
1791 — 1792, wie auch in Voigts Magazin fuͤr Phyſik und Naturgeſchichte X. B.
2. St. S. 39. und in Gilberts Annalen der Phyſik 3. B. 2. St. S. 168. Nachricht findet.
Er fand, daß z. B. der Schlag einer Taſchenuhr, der bey verſtopften Ohren kaum 2 Linien
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[266/0300] time hoͤher, als der Ton einer eben ſo langen Luftſtrecke in einer offenen Pfeife; der Ton eines Stabes von Silber iſt um 3 Octaven und einen ganzen Ton; eines Stabes von Kupfer bey- nahe um 3 Octaven und eine Quinte; von Eiſen und Glas, welche unter allen von mir unter- ſuchten Materien nebſt dem Tannenholze am ſchnellſten ſchwingen, um 4 Octaven und einen halben Ton hoͤher u. ſ. w. Es wuͤrde alſo, wenn man eine hinlaͤnglich lange und gleichfoͤrmig zuſammenhaͤngende Strecke von einer ſolchen Materie haͤtte, die Geſchwindigkeit der Verbrei- tung durch Zinn 7½, durch Silber 9, durch Kupfer beynahe 12, durch Eiſen und Glas ungefaͤhr 17, durch verſchiedene Hoͤlzer ungefaͤhr zwiſchen 11 und 17, durch gebrannten Thon 10 bis 12mahl groͤßer ſeyn, als die Geſchwindigkeit der Verbreitung des Schalles durch die Luft. Anm. Dieſe Theorie habe ich zuerſt in Voigts Magazin fuͤr den neueſten Zuſtand der Naturkunde, 1. B. 1. St. bekannt gemacht. Die vorhererwaͤhnte Beobachtung von Herhold (in Reils Archiv fuͤr die Phyſiologie III. B. S. 178.) ſtimmt damit ziem- lich uͤberein, da er durch einen 300 Ellen langen Faden den Schall faſt um eine Secunde fruͤher hoͤrte, als durch die Luft. Daß er den Schall eher muͤſſe gehoͤrt haben, erhellt daraus, weil alle feſten Koͤrper, die von mir unterſucht ſind, weit ſchneller ſchwingen als die Luft; aber viel uͤber eine halbe Secunde kann der Unterſchied bey 300 Ellen nicht betragen haben, wenn man die Ge- ſchwindigkeit des Schalles in der Luft zu 1040 Fuß in einer Secunde annimmt. Prof. Wuͤnſch hat (in den deutſchen Schriften, welche in der Berliner Academie der Wiſ- ſenſchaften ſind vorgeleſen worden, 1793. 4.) Verſuche bekannt gemacht, welche er uͤber die Verbreitung des Schalles durch eine betraͤchtliche Strecke von hoͤlzernen Latten angeſtellt hat, wo er die Geſchwindigkeit weit groͤßer fand, als durch die Luft; obgleich daraus nicht folgt, was er (durch eine Aeußerung von Hook in der Vorrede zu ſeiner Micrographia verleitet) vermuthet hatte, daß der Schall durch feſte Koͤrper in instanti, oder doch wenigſtens ſo ſchnell, als das Licht, gehe. 227. Ueber die Staͤrke, mit welcher der Schall durch verſchiedene feſte Koͤrper fortge- leitet wird, hat Perolle viele Verſuche angeſtellt, von welchen ſich in Mém. de l’Acad. de Turin 1791 — 1792, wie auch in Voigts Magazin fuͤr Phyſik und Naturgeſchichte X. B. 2. St. S. 39. und in Gilberts Annalen der Phyſik 3. B. 2. St. S. 168. Nachricht findet. Er fand, daß z. B. der Schlag einer Taſchenuhr, der bey verſtopften Ohren kaum 2 Linien weit gehoͤrt werden konnte, in einer ziemlichen Entfernung noch zu hoͤren war, wenn das eine

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/300>, abgerufen am 15.06.2024.