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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Erster Abschnitt.
Von dem menschlichen Gehore.


I. Von dem Bau und den Verrichtungen der Gehörwerkzeuge.
231.

Hören ist nichts anders, als eine schwingende Bewegung vermittelst der Gehörnerven
empfinden. Es kann zwar, wie im zweyten Abschnitte des vorigen Theiles ist gezeigt worden,
auch ohne Einwürkung der Luft eine schwingende Bewegung durch eine Strecke von festen oder
tropfbarflüssigen Materien den Knochen des Kopfes und durch diese den Gehörnerven mitge-
theilt und sodann auch als Schall empfunden werden; am gewöhnlichsten aber geschieht dieses
vermittelst der Luft durch mehrere dazu bestimmte äußere und innere Theile des Ohres.

Anm. Den hier nur kurz zu beschreibenden Bau der Gehörwerkzeuge erläutere ich nicht durch
Abbildungen, weil ich es für unnöthig halte, das, was schon so oft in Abbildungen dargestellt
ist, nochmahls darzustellen, und dadurch das Buch zu vertheuren. Diejenigen Leser, welche sich
durch den Anblick genauer davon unterrichten wollen, werden leicht Gelegenheit haben, eines von
den nachher zu erwähnenden mit Abbildungen versehenen Werken zu erhalten.
232.

Die menschlichen Gehörwerkzeuge befinden sich auf jeder Seite des Kopfes in und an
demjenigen Theile des Schlafknochens (os temporum) welcher der pyramidenför-
mige Theil,
oder wegen seiner vorzüglichen Festigkeit auch der Felsentheil (pars petrosa)
genennt wird. Die Gestalt dieses Theiles ist einer liegenden Pyramide ähnlich; die Grund-
fläche
liegt mehr nach hinten und außen, und hängt mit den beyden andern Theilen des

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Erſter Abſchnitt.
Von dem menſchlichen Gehore.


I. Von dem Bau und den Verrichtungen der Gehoͤrwerkzeuge.
231.

Hoͤren iſt nichts anders, als eine ſchwingende Bewegung vermittelſt der Gehoͤrnerven
empfinden. Es kann zwar, wie im zweyten Abſchnitte des vorigen Theiles iſt gezeigt worden,
auch ohne Einwuͤrkung der Luft eine ſchwingende Bewegung durch eine Strecke von feſten oder
tropfbarfluͤſſigen Materien den Knochen des Kopfes und durch dieſe den Gehoͤrnerven mitge-
theilt und ſodann auch als Schall empfunden werden; am gewoͤhnlichſten aber geſchieht dieſes
vermittelſt der Luft durch mehrere dazu beſtimmte aͤußere und innere Theile des Ohres.

Anm. Den hier nur kurz zu beſchreibenden Bau der Gehoͤrwerkzeuge erlaͤutere ich nicht durch
Abbildungen, weil ich es fuͤr unnoͤthig halte, das, was ſchon ſo oft in Abbildungen dargeſtellt
iſt, nochmahls darzuſtellen, und dadurch das Buch zu vertheuren. Diejenigen Leſer, welche ſich
durch den Anblick genauer davon unterrichten wollen, werden leicht Gelegenheit haben, eines von
den nachher zu erwaͤhnenden mit Abbildungen verſehenen Werken zu erhalten.
232.

Die menſchlichen Gehoͤrwerkzeuge befinden ſich auf jeder Seite des Kopfes in und an
demjenigen Theile des Schlafknochens (os temporum) welcher der pyramidenfoͤr-
mige Theil,
oder wegen ſeiner vorzuͤglichen Feſtigkeit auch der Felſentheil (pars petrosa)
genennt wird. Die Geſtalt dieſes Theiles iſt einer liegenden Pyramide aͤhnlich; die Grund-
flaͤche
liegt mehr nach hinten und außen, und haͤngt mit den beyden andern Theilen des

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[[275]/0309] Erſter Abſchnitt. Von dem menſchlichen Gehore. I. Von dem Bau und den Verrichtungen der Gehoͤrwerkzeuge. 231. Hoͤren iſt nichts anders, als eine ſchwingende Bewegung vermittelſt der Gehoͤrnerven empfinden. Es kann zwar, wie im zweyten Abſchnitte des vorigen Theiles iſt gezeigt worden, auch ohne Einwuͤrkung der Luft eine ſchwingende Bewegung durch eine Strecke von feſten oder tropfbarfluͤſſigen Materien den Knochen des Kopfes und durch dieſe den Gehoͤrnerven mitge- theilt und ſodann auch als Schall empfunden werden; am gewoͤhnlichſten aber geſchieht dieſes vermittelſt der Luft durch mehrere dazu beſtimmte aͤußere und innere Theile des Ohres. Anm. Den hier nur kurz zu beſchreibenden Bau der Gehoͤrwerkzeuge erlaͤutere ich nicht durch Abbildungen, weil ich es fuͤr unnoͤthig halte, das, was ſchon ſo oft in Abbildungen dargeſtellt iſt, nochmahls darzuſtellen, und dadurch das Buch zu vertheuren. Diejenigen Leſer, welche ſich durch den Anblick genauer davon unterrichten wollen, werden leicht Gelegenheit haben, eines von den nachher zu erwaͤhnenden mit Abbildungen verſehenen Werken zu erhalten. 232. Die menſchlichen Gehoͤrwerkzeuge befinden ſich auf jeder Seite des Kopfes in und an demjenigen Theile des Schlafknochens (os temporum) welcher der pyramidenfoͤr- mige Theil, oder wegen ſeiner vorzuͤglichen Feſtigkeit auch der Felſentheil (pars petrosa) genennt wird. Die Geſtalt dieſes Theiles iſt einer liegenden Pyramide aͤhnlich; die Grund- flaͤche liegt mehr nach hinten und außen, und haͤngt mit den beyden andern Theilen des M m 2

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. [275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/309>, abgerufen am 05.12.2024.