weiter, als eine Verschließung derselben gefunden hat, sie scheint aber nach der Meynung der meistern neuern Anatomen nicht sowohl bestimmt zu seyn, um den Schall auch nach den innern Gehörwerkzeugen zu leiten, sondern vielmehr um eine Gemeinschaft der in der Trommelhöle befindlichen Luft mit der äußern vermittelst des Mundes zu unterhalten; wenigstens hört man, wenn bey verstopften Ohren eine Uhr tief in den Mund gehalten wird, und sie die innern Theile nicht berührt, den Schlag derselben nicht im mindesten durch die Eustachische Röhre. Wenn bey Kindern und ungebildeten Menschen, die sich anstrengen wollen um etwas scharf zu hören, sich ein Trieb zeigt, den Mund zu öffnen, so dient dieses nach einer Beobachtung von Elliot vielmehr dazu, daß der knorpeliche Theil des Gehörganges etwas mehr nach vorn und unten geöffnet, und dadurch in den Stand gesetzt wird, mehrere Schallstralen aufzunehmen. Jm mittleren Theile der Tronunelhöle befindet sich am Boden eine Erhabenheit, das Vorgebirge (promontorium), die durch eine Wölbung der Schnecke gebildet wird, und sich um eine zu ihr führende Oeffnung herumzieht, welche das runde Fenster (foramen rotundum oder fenestra rotunda cochleae) heißt, und durch eine zarte Beinhaut (membrana secundaria tympani) verschlossen ist. Ueber diesem Loche befindet sich ein anderes, das eyförmige oder halbeyförmige Fenster des Vorhofes (fenestra ovalis oder s[em]iovalis vesti- buli), welches durch die Grundfläche des Steigbügels bedeckt ist; um dieses Fenster herum geht der fallopische Canal. Einige kleinere Canäle und Gefäßöffnungen erwähne ich der Kürze wegen nicht.
Jn der Trommelhöle ist eine aus zarten Knöchelchen, die beweglich sind, und als Hebel auf einander würken können, bestehende Maschine enthalten, durch welche die dem Trommelfelle mitgetheilten Schwingungen den innersten Gehörwerkzeugen oder dem Labyeinthe zugeführt werden. Diese Knochen sind: der Hammer, der Ambos, das rundliche Knöchelchen des Sylvius und der Steigbügel.
Der Hammer(malleus) liegt am meisten nach vorn und außen, seine Theile sind 1) der Handgriff(manubrium), dessen Spitze an der Tremmelhaut befestigt ist, 2) der Hals(cervix) an welchem man einen obern längern Fortsatz (processus tenuis mallei) und einen untern kürzern (processus conoideus) unterscheidet; ersterer ist bey den Bewegungen des Hammers als das Hypomochlium anzusehen; 3) das Köpfchen(capitulum), welches eine fast kugelförmige Gestalt hat, so daß der vordere Theil desselben rundlich erhaben ist, der hintere aber eine scharnierförmige Fläche (superficies ginglymoidea) bildet, die aus 2 Hügeln
weiter, als eine Verſchließung derſelben gefunden hat, ſie ſcheint aber nach der Meynung der meiſtern neuern Anatomen nicht ſowohl beſtimmt zu ſeyn, um den Schall auch nach den innern Gehoͤrwerkzeugen zu leiten, ſondern vielmehr um eine Gemeinſchaft der in der Trommelhoͤle befindlichen Luft mit der aͤußern vermittelſt des Mundes zu unterhalten; wenigſtens hoͤrt man, wenn bey verſtopften Ohren eine Uhr tief in den Mund gehalten wird, und ſie die innern Theile nicht beruͤhrt, den Schlag derſelben nicht im mindeſten durch die Euſtachiſche Roͤhre. Wenn bey Kindern und ungebildeten Menſchen, die ſich anſtrengen wollen um etwas ſcharf zu hoͤren, ſich ein Trieb zeigt, den Mund zu oͤffnen, ſo dient dieſes nach einer Beobachtung von Elliot vielmehr dazu, daß der knorpeliche Theil des Gehoͤrganges etwas mehr nach vorn und unten geoͤffnet, und dadurch in den Stand geſetzt wird, mehrere Schallſtralen aufzunehmen. Jm mittleren Theile der Tronunelhoͤle befindet ſich am Boden eine Erhabenheit, das Vorgebirge (promontorium), die durch eine Woͤlbung der Schnecke gebildet wird, und ſich um eine zu ihr fuͤhrende Oeffnung herumzieht, welche das runde Fenſter (foramen rotundum oder fenestra rotunda cochleae) heißt, und durch eine zarte Beinhaut (membrana secundaria tympani) verſchloſſen iſt. Ueber dieſem Loche befindet ſich ein anderes, das eyfoͤrmige oder halbeyfoͤrmige Fenſter des Vorhofes (fenestra ovalis oder s[em]iovalis vesti- buli), welches durch die Grundflaͤche des Steigbuͤgels bedeckt iſt; um dieſes Fenſter herum geht der fallopiſche Canal. Einige kleinere Canaͤle und Gefaͤßoͤffnungen erwaͤhne ich der Kuͤrze wegen nicht.
Jn der Trommelhoͤle iſt eine aus zarten Knoͤchelchen, die beweglich ſind, und als Hebel auf einander wuͤrken koͤnnen, beſtehende Maſchine enthalten, durch welche die dem Trommelfelle mitgetheilten Schwingungen den innerſten Gehoͤrwerkzeugen oder dem Labyeinthe zugefuͤhrt werden. Dieſe Knochen ſind: der Hammer, der Ambos, das rundliche Knoͤchelchen des Sylvius und der Steigbuͤgel.
Der Hammer(malleus) liegt am meiſten nach vorn und außen, ſeine Theile ſind 1) der Handgriff(manubrium), deſſen Spitze an der Tremmelhaut befeſtigt iſt, 2) der Hals(cervix) an welchem man einen obern laͤngern Fortſatz (processus tenuis mallei) und einen untern kuͤrzern (processus conoideus) unterſcheidet; erſterer iſt bey den Bewegungen des Hammers als das Hypomochlium anzuſehen; 3) das Koͤpfchen(capitulum), welches eine faſt kugelfoͤrmige Geſtalt hat, ſo daß der vordere Theil deſſelben rundlich erhaben iſt, der hintere aber eine ſcharnierfoͤrmige Flaͤche (superficies ginglymoidea) bildet, die aus 2 Huͤgeln
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0312"n="278"/>
weiter, als eine Verſchließung derſelben gefunden hat, ſie ſcheint aber nach der Meynung der<lb/>
meiſtern neuern Anatomen nicht ſowohl beſtimmt zu ſeyn, um den Schall auch nach den innern<lb/>
Gehoͤrwerkzeugen zu leiten, ſondern vielmehr um eine Gemeinſchaft der in der Trommelhoͤle<lb/>
befindlichen Luft mit der aͤußern vermittelſt des Mundes zu unterhalten; wenigſtens hoͤrt man,<lb/>
wenn bey verſtopften Ohren eine Uhr tief in den Mund gehalten wird, und ſie die innern Theile<lb/>
nicht beruͤhrt, den Schlag derſelben nicht im mindeſten durch die Euſtachiſche Roͤhre. Wenn<lb/>
bey Kindern und ungebildeten Menſchen, die ſich anſtrengen wollen um etwas ſcharf zu hoͤren,<lb/>ſich ein Trieb zeigt, den Mund zu oͤffnen, ſo dient dieſes nach einer Beobachtung von Elliot<lb/>
vielmehr dazu, daß der knorpeliche Theil des Gehoͤrganges etwas mehr nach vorn und unten<lb/>
geoͤffnet, und dadurch in den Stand geſetzt wird, mehrere Schallſtralen aufzunehmen. Jm<lb/>
mittleren Theile der Tronunelhoͤle befindet ſich am Boden eine Erhabenheit, das <hirendition="#g">Vorgebirge</hi><lb/><hirendition="#aq">(promontorium),</hi> die durch eine Woͤlbung der Schnecke gebildet wird, und ſich um eine zu ihr<lb/>
fuͤhrende Oeffnung herumzieht, welche das <hirendition="#g">runde Fenſter</hi> (<hirendition="#aq">foramen rotundum</hi> oder<lb/><hirendition="#aq">fenestra rotunda cochleae</hi>) heißt, und durch eine zarte Beinhaut <hirendition="#aq">(membrana secundaria<lb/>
tympani)</hi> verſchloſſen iſt. Ueber dieſem Loche befindet ſich ein anderes, das <hirendition="#g">eyfoͤrmige</hi><lb/>
oder <hirendition="#g">halbeyfoͤrmige Fenſter des Vorhofes</hi> (<hirendition="#aq">fenestra ovalis</hi> oder <hirendition="#aq">s<supplied>em</supplied>iovalis vesti-<lb/>
buli</hi>), welches durch die Grundflaͤche des Steigbuͤgels bedeckt iſt; um dieſes Fenſter herum<lb/>
geht der <hirendition="#g">fallopiſche Canal.</hi> Einige kleinere Canaͤle und Gefaͤßoͤffnungen erwaͤhne ich der<lb/>
Kuͤrze wegen nicht.</p><lb/><p>Jn der Trommelhoͤle iſt eine aus zarten Knoͤchelchen, die beweglich ſind, und als<lb/>
Hebel auf einander wuͤrken koͤnnen, beſtehende Maſchine enthalten, durch welche die dem<lb/>
Trommelfelle mitgetheilten Schwingungen den innerſten Gehoͤrwerkzeugen oder dem Labyeinthe<lb/>
zugefuͤhrt werden. Dieſe Knochen ſind: der <hirendition="#g">Hammer,</hi> der <hirendition="#g">Ambos,</hi> das <hirendition="#g">rundliche<lb/>
Knoͤchelchen des Sylvius</hi> und der <hirendition="#g">Steigbuͤgel.</hi></p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Hammer</hi><hirendition="#aq">(malleus)</hi> liegt am meiſten nach vorn und außen, ſeine Theile ſind<lb/>
1) der <hirendition="#g">Handgriff</hi><hirendition="#aq">(manubrium),</hi> deſſen Spitze an der Tremmelhaut befeſtigt iſt, 2) der<lb/><hirendition="#g">Hals</hi><hirendition="#aq">(cervix)</hi> an welchem man einen obern laͤngern Fortſatz <hirendition="#aq">(processus tenuis mallei)</hi> und<lb/>
einen untern kuͤrzern <hirendition="#aq">(processus conoideus)</hi> unterſcheidet; erſterer iſt bey den Bewegungen<lb/>
des Hammers als das Hypomochlium anzuſehen; 3) das <hirendition="#g">Koͤpfchen</hi><hirendition="#aq">(capitulum),</hi> welches<lb/>
eine faſt kugelfoͤrmige Geſtalt hat, ſo daß der vordere Theil deſſelben rundlich erhaben iſt, der<lb/>
hintere aber eine ſcharnierfoͤrmige Flaͤche <hirendition="#aq">(superficies ginglymoidea)</hi> bildet, die aus 2 Huͤgeln<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[278/0312]
weiter, als eine Verſchließung derſelben gefunden hat, ſie ſcheint aber nach der Meynung der
meiſtern neuern Anatomen nicht ſowohl beſtimmt zu ſeyn, um den Schall auch nach den innern
Gehoͤrwerkzeugen zu leiten, ſondern vielmehr um eine Gemeinſchaft der in der Trommelhoͤle
befindlichen Luft mit der aͤußern vermittelſt des Mundes zu unterhalten; wenigſtens hoͤrt man,
wenn bey verſtopften Ohren eine Uhr tief in den Mund gehalten wird, und ſie die innern Theile
nicht beruͤhrt, den Schlag derſelben nicht im mindeſten durch die Euſtachiſche Roͤhre. Wenn
bey Kindern und ungebildeten Menſchen, die ſich anſtrengen wollen um etwas ſcharf zu hoͤren,
ſich ein Trieb zeigt, den Mund zu oͤffnen, ſo dient dieſes nach einer Beobachtung von Elliot
vielmehr dazu, daß der knorpeliche Theil des Gehoͤrganges etwas mehr nach vorn und unten
geoͤffnet, und dadurch in den Stand geſetzt wird, mehrere Schallſtralen aufzunehmen. Jm
mittleren Theile der Tronunelhoͤle befindet ſich am Boden eine Erhabenheit, das Vorgebirge
(promontorium), die durch eine Woͤlbung der Schnecke gebildet wird, und ſich um eine zu ihr
fuͤhrende Oeffnung herumzieht, welche das runde Fenſter (foramen rotundum oder
fenestra rotunda cochleae) heißt, und durch eine zarte Beinhaut (membrana secundaria
tympani) verſchloſſen iſt. Ueber dieſem Loche befindet ſich ein anderes, das eyfoͤrmige
oder halbeyfoͤrmige Fenſter des Vorhofes (fenestra ovalis oder semiovalis vesti-
buli), welches durch die Grundflaͤche des Steigbuͤgels bedeckt iſt; um dieſes Fenſter herum
geht der fallopiſche Canal. Einige kleinere Canaͤle und Gefaͤßoͤffnungen erwaͤhne ich der
Kuͤrze wegen nicht.
Jn der Trommelhoͤle iſt eine aus zarten Knoͤchelchen, die beweglich ſind, und als
Hebel auf einander wuͤrken koͤnnen, beſtehende Maſchine enthalten, durch welche die dem
Trommelfelle mitgetheilten Schwingungen den innerſten Gehoͤrwerkzeugen oder dem Labyeinthe
zugefuͤhrt werden. Dieſe Knochen ſind: der Hammer, der Ambos, das rundliche
Knoͤchelchen des Sylvius und der Steigbuͤgel.
Der Hammer (malleus) liegt am meiſten nach vorn und außen, ſeine Theile ſind
1) der Handgriff (manubrium), deſſen Spitze an der Tremmelhaut befeſtigt iſt, 2) der
Hals (cervix) an welchem man einen obern laͤngern Fortſatz (processus tenuis mallei) und
einen untern kuͤrzern (processus conoideus) unterſcheidet; erſterer iſt bey den Bewegungen
des Hammers als das Hypomochlium anzuſehen; 3) das Koͤpfchen (capitulum), welches
eine faſt kugelfoͤrmige Geſtalt hat, ſo daß der vordere Theil deſſelben rundlich erhaben iſt, der
hintere aber eine ſcharnierfoͤrmige Flaͤche (superficies ginglymoidea) bildet, die aus 2 Huͤgeln
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/312>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.