höle, ein säulenförmiges auf verschiedene Art gestaltetes Gehörknöchelchen, und eine Eustachi- sche Röhre vorhanden. Es scheint die Zugabe der äußern Ohrhöle bey den meisten solchen Amphibien, die auf dem Lande leben, bestimmt zu seyn, um desto leichter die Schwingungen der Luft auffassen zu können, wie denn auch bey vielen derselben die Trommelhaut frey nach außen liegt, so daß sie durch die schwächsten Luftbewegungen leicht in Zitterungen gerathen kann; hingegen ist bey denen, die mehr im Wasser leben, der Gehörapparat mehr durch harte und rauhe Decken gegen allzustarke Eindrücke gesichert.
256.
Die Vögel haben fast eben so gebildete Gehörwerkzeuge, wie die auf dem Lande lebenden Amphibien, nur mit dem Unterschiede, daß sie keine Steinsäckchen haben, sondern statt deren einen geraden mit fasrigen Nervenverbreitungen versehenen knöchernen Kanal, welcher mit der Schnecke bey Menschen und Säugthieren zu vergleichen ist, wie auch außer dem durch ein fäulensörmiges Gehörknöchelchen verschlossenen eyrunden Fenster ein durch eine Membrane verschlossenes rundes Fenster, so daß also der Labyrinth bey ihnen ebensowohl wie bey Säugthieren auf doppelte Art die Eindrücke des Schalles erhält.
257.
Die Gehörwerkzeuge der Säugthiere, wohin auch die Wallfische gehören, be- stehen aus ebendenselben Theilen, wie die im vorigen Abschnitte beschriebenen menschlichen Gehörwerkzeuge, nur sind die Verhältnisse der Größen u. s. w. sehr verschieden.
258.
Manche zu einem mehr oder weniger feinen Gehöre erforderlichen, oder den beson- dern Verhältnissen der Thiere angemessenen Werkzeuge sind also nur wenigen Thierarten, manche wesentliche aber allen Thieren (soweit sie bis jetzt in dieser Rücksicht beobachtet sind) eigen, wiewohl auch diese unter sehr verschiedenen Gestalten.
Das äußere Ohr findet sich nur bey Menschen und Säugthieren.
Der Gehörgang findet sich bey dem Menschen und den Säugthieren, wo er beson- ders bey den Wallfischarten sehr lang, sonderbar gebogen, und knöchern ist, wie auch bey den
hoͤle, ein ſaͤulenfoͤrmiges auf verſchiedene Art geſtaltetes Gehoͤrknoͤchelchen, und eine Euſtachi- ſche Roͤhre vorhanden. Es ſcheint die Zugabe der aͤußern Ohrhoͤle bey den meiſten ſolchen Amphibien, die auf dem Lande leben, beſtimmt zu ſeyn, um deſto leichter die Schwingungen der Luft auffaſſen zu koͤnnen, wie denn auch bey vielen derſelben die Trommelhaut frey nach außen liegt, ſo daß ſie durch die ſchwaͤchſten Luftbewegungen leicht in Zitterungen gerathen kann; hingegen iſt bey denen, die mehr im Waſſer leben, der Gehoͤrapparat mehr durch harte und rauhe Decken gegen allzuſtarke Eindruͤcke geſichert.
256.
Die Voͤgel haben faſt eben ſo gebildete Gehoͤrwerkzeuge, wie die auf dem Lande lebenden Amphibien, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie keine Steinſaͤckchen haben, ſondern ſtatt deren einen geraden mit faſrigen Nervenverbreitungen verſehenen knoͤchernen Kanal, welcher mit der Schnecke bey Menſchen und Saͤugthieren zu vergleichen iſt, wie auch außer dem durch ein faͤulenſoͤrmiges Gehoͤrknoͤchelchen verſchloſſenen eyrunden Fenſter ein durch eine Membrane verſchloſſenes rundes Fenſter, ſo daß alſo der Labyrinth bey ihnen ebenſowohl wie bey Saͤugthieren auf doppelte Art die Eindruͤcke des Schalles erhaͤlt.
257.
Die Gehoͤrwerkzeuge der Saͤugthiere, wohin auch die Wallfiſche gehoͤren, be- ſtehen aus ebendenſelben Theilen, wie die im vorigen Abſchnitte beſchriebenen menſchlichen Gehoͤrwerkzeuge, nur ſind die Verhaͤltniſſe der Groͤßen u. ſ. w. ſehr verſchieden.
258.
Manche zu einem mehr oder weniger feinen Gehoͤre erforderlichen, oder den beſon- dern Verhaͤltniſſen der Thiere angemeſſenen Werkzeuge ſind alſo nur wenigen Thierarten, manche weſentliche aber allen Thieren (ſoweit ſie bis jetzt in dieſer Ruͤckſicht beobachtet ſind) eigen, wiewohl auch dieſe unter ſehr verſchiedenen Geſtalten.
Das aͤußere Ohr findet ſich nur bey Menſchen und Saͤugthieren.
Der Gehoͤrgang findet ſich bey dem Menſchen und den Saͤugthieren, wo er beſon- ders bey den Wallfiſcharten ſehr lang, ſonderbar gebogen, und knoͤchern iſt, wie auch bey den
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[301/0335]
hoͤle, ein ſaͤulenfoͤrmiges auf verſchiedene Art geſtaltetes Gehoͤrknoͤchelchen, und eine Euſtachi-
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Amphibien, die auf dem Lande leben, beſtimmt zu ſeyn, um deſto leichter die Schwingungen
der Luft auffaſſen zu koͤnnen, wie denn auch bey vielen derſelben die Trommelhaut frey nach
außen liegt, ſo daß ſie durch die ſchwaͤchſten Luftbewegungen leicht in Zitterungen gerathen
kann; hingegen iſt bey denen, die mehr im Waſſer leben, der Gehoͤrapparat mehr durch harte
und rauhe Decken gegen allzuſtarke Eindruͤcke geſichert.
256.
Die Voͤgel haben faſt eben ſo gebildete Gehoͤrwerkzeuge, wie die auf dem Lande
lebenden Amphibien, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie keine Steinſaͤckchen haben, ſondern
ſtatt deren einen geraden mit faſrigen Nervenverbreitungen verſehenen knoͤchernen Kanal,
welcher mit der Schnecke bey Menſchen und Saͤugthieren zu vergleichen iſt, wie auch außer
dem durch ein faͤulenſoͤrmiges Gehoͤrknoͤchelchen verſchloſſenen eyrunden Fenſter ein durch eine
Membrane verſchloſſenes rundes Fenſter, ſo daß alſo der Labyrinth bey ihnen ebenſowohl wie
bey Saͤugthieren auf doppelte Art die Eindruͤcke des Schalles erhaͤlt.
257.
Die Gehoͤrwerkzeuge der Saͤugthiere, wohin auch die Wallfiſche gehoͤren, be-
ſtehen aus ebendenſelben Theilen, wie die im vorigen Abſchnitte beſchriebenen menſchlichen
Gehoͤrwerkzeuge, nur ſind die Verhaͤltniſſe der Groͤßen u. ſ. w. ſehr verſchieden.
258.
Manche zu einem mehr oder weniger feinen Gehoͤre erforderlichen, oder den beſon-
dern Verhaͤltniſſen der Thiere angemeſſenen Werkzeuge ſind alſo nur wenigen Thierarten,
manche weſentliche aber allen Thieren (ſoweit ſie bis jetzt in dieſer Ruͤckſicht beobachtet ſind)
eigen, wiewohl auch dieſe unter ſehr verſchiedenen Geſtalten.
Das aͤußere Ohr findet ſich nur bey Menſchen und Saͤugthieren.
Der Gehoͤrgang findet ſich bey dem Menſchen und den Saͤugthieren, wo er beſon-
ders bey den Wallfiſcharten ſehr lang, ſonderbar gebogen, und knoͤchern iſt, wie auch bey den
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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/335>, abgerufen am 16.07.2024.
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