Der rothe Taubenapfel ist eine lachend schöne Frucht von mittelmäßiger Größe: hochaus- sehend, und meist auch wirklich höher als breit, stumpf kegelförmig, und gegen die Blume sanft ab- nehmend: 2 Zoll 8 Linien hoch und 2 Zoll 4 Linien breit. Gegen den Stiel rundet sie sich platt und breit ab: (ob es schon auch manche gibt, die breiter als hoch, ja manche, die etwas walzenförmig sind; aber alles das sind Abweichungen von den Hauptformen.) -- Die Blume hat aufwärtsstehende, lange spitze Blättchen, die sich schließen, und stehet in einer unbedeutenden Ein- senkung in Fältchen und Fleischperlen, die aber keinen Einfluß auf die Fläche der Frucht haben, noch ihre Run- dung verunstalten. Der zarte Stiel ist nur 1/2 Zoll lang, und stehet in einer tiefen, genau cylindrischen Höhle, die meist mit feinem Rost austapezieret ist. -- Die zarte, reine Schale hat zwar ein wachsartiges, gelbliches Weiß zur Grundfarbe, ist aber bey zumal be- sonnten Früchten schön rosenroth und mit dunkler rothen Streifen auf der Sonnenseite durchzogen, auf der Schat- tenseite aber hellrosenroth verwaschen. Beschattete Früchte hingegen, oder in regnerischen Sommern er- wachsene Früchte, sind oft so weiß, wie Wachs und ha- ben nur einige ganz blaßrothe, rosenfarbne Streifen. Obiges rothe Firmament ist mit starken gelblichen Punc- ten, wie mit Sternen besetzt, die im Weißen aber sind grün oder bräunlich. -- Das Fleisch ist blendend weiß, fein, voll angenehmen Safts, von einem zucker- artigen, trefflichen Geschmack mit einem feinen Rosen- parfüm. Das Kernhaus hat geräumige Kammern
I. Claſſe, III. Ordnung. Taf. 5.
Der rothe Taubenapfel iſt eine lachend ſchöne Frucht von mittelmäßiger Größe: hochaus- ſehend, und meiſt auch wirklich höher als breit, ſtumpf kegelförmig, und gegen die Blume ſanft ab- nehmend: 2 Zoll 8 Linien hoch und 2 Zoll 4 Linien breit. Gegen den Stiel rundet ſie ſich platt und breit ab: (ob es ſchon auch manche gibt, die breiter als hoch, ja manche, die etwas walzenförmig ſind; aber alles das ſind Abweichungen von den Hauptformen.) — Die Blume hat aufwärtsſtehende, lange ſpitze Blättchen, die ſich ſchließen, und ſtehet in einer unbedeutenden Ein- ſenkung in Fältchen und Fleiſchperlen, die aber keinen Einfluß auf die Fläche der Frucht haben, noch ihre Run- dung verunſtalten. Der zarte Stiel iſt nur ½ Zoll lang, und ſtehet in einer tiefen, genau cylindriſchen Höhle, die meiſt mit feinem Roſt austapezieret iſt. — Die zarte, reine Schale hat zwar ein wachsartiges, gelbliches Weiß zur Grundfarbe, iſt aber bey zumal be- ſonnten Früchten ſchön roſenroth und mit dunkler rothen Streifen auf der Sonnenſeite durchzogen, auf der Schat- tenſeite aber hellroſenroth verwaſchen. Beſchattete Früchte hingegen, oder in regneriſchen Sommern er- wachſene Früchte, ſind oft ſo weiß, wie Wachs und ha- ben nur einige ganz blaßrothe, roſenfarbne Streifen. Obiges rothe Firmament iſt mit ſtarken gelblichen Punc- ten, wie mit Sternen beſetzt, die im Weißen aber ſind grün oder bräunlich. — Das Fleiſch iſt blendend weiß, fein, voll angenehmen Safts, von einem zucker- artigen, trefflichen Geſchmack mit einem feinen Roſen- parfüm. Das Kernhaus hat geräumige Kammern
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I. Claſſe, III. Ordnung. Taf. 5.
Der rothe Taubenapfel iſt eine lachend
ſchöne Frucht von mittelmäßiger Größe: hochaus-
ſehend, und meiſt auch wirklich höher als breit,
ſtumpf kegelförmig, und gegen die Blume ſanft ab-
nehmend: 2 Zoll 8 Linien hoch und 2 Zoll 4 Linien
breit. Gegen den Stiel rundet ſie ſich platt und breit
ab: (ob es ſchon auch manche gibt, die breiter als hoch,
ja manche, die etwas walzenförmig ſind; aber alles das
ſind Abweichungen von den Hauptformen.) — Die
Blume hat aufwärtsſtehende, lange ſpitze Blättchen,
die ſich ſchließen, und ſtehet in einer unbedeutenden Ein-
ſenkung in Fältchen und Fleiſchperlen, die aber keinen
Einfluß auf die Fläche der Frucht haben, noch ihre Run-
dung verunſtalten. Der zarte Stiel iſt nur ½ Zoll
lang, und ſtehet in einer tiefen, genau cylindriſchen
Höhle, die meiſt mit feinem Roſt austapezieret iſt. —
Die zarte, reine Schale hat zwar ein wachsartiges,
gelbliches Weiß zur Grundfarbe, iſt aber bey zumal be-
ſonnten Früchten ſchön roſenroth und mit dunkler rothen
Streifen auf der Sonnenſeite durchzogen, auf der Schat-
tenſeite aber hellroſenroth verwaſchen. Beſchattete
Früchte hingegen, oder in regneriſchen Sommern er-
wachſene Früchte, ſind oft ſo weiß, wie Wachs und ha-
ben nur einige ganz blaßrothe, roſenfarbne Streifen.
Obiges rothe Firmament iſt mit ſtarken gelblichen Punc-
ten, wie mit Sternen beſetzt, die im Weißen aber ſind
grün oder bräunlich. — Das Fleiſch iſt blendend
weiß, fein, voll angenehmen Safts, von einem zucker-
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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