Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
Pomologische
O.

Orangerie -- Obstorangerie -- Scherbenbä m-
chen -- heißen die zum Vergnügen oder zu mancherley
Beobachtungen und Untersuchungen in Scherben und Blu-
mentöpfen oder in Kübeln versetzte und dazu erzogene
Obstbäumchen, welche die Bäume im Obstgarten in Mi-
niatur vorstellen. Sie können auch Kesselbäume bilden,
wer sie inwendig hohl und offen ziehen will, oder können
auch als kleine Pyramiden gezogen werden, oder als Spa-
liere, welche letztere aber zu viel Raum auf die Seite ein-
nehmen. -- Sie müssen, was Aepfel und Birnen
anbelangt, schlechterdings auf Johannisstamm und Quit-
ten veredelt seyn, und sind von 1 Fuß Schafthöhe am
schönsten: dem Steinobst aber wird 11/2 Fuß Schaft-
höhe gegeben, und werden die Pfirschen, Aprikosen und
Pflaumen auf Stämmchen von Haberpflaumen veredelt,
und die Kirschen auf Sauerkirschstämmchen, die feine
Wurzeln haben, oder etlichemal versetzet und die Wurzeln
dazu geschnitten und bequem gemacht werden, oder auf
Mahalebstämmchen, welche durch die Kerne oder
Steine häufig erzogen werden können. -- Wenn die Oran-
geriebäumchen zum Vergnügen gehalten werden, so müs-
sen sie -- um doch ziemliche Früchten zu erhalten -- in
Scherben oder Aschen von 10 Zoll Tiefe und 10 Zoll Weite,
besser aber von 14 Zoll Tiefe etc. gepfleget werden. Aber
das Steinobst muß größere Scherben oder Kübeln ha-
ben, die nicht unter 15 Zoll tief und 16 Zoll weit sind:
aber zum Beobachten und zum Studium der Sorten ist
für Kern- und Steinobst 7 Zoll Tiefe und 8 Zoll Weite
der Gefäße hinreichend, ja besser, weil sich die frühe Trag-
barkeit nach der Beschränktheit der Wurzeln richtet, und
man also früher Probefrucht erhält. Nach erreichtem End-
zweck werden sie 1 oder 2 Jahre in das freye Land versetzet
und sodann wieder in größere Gefäße.

Pomologiſche
O.

OrangerieObſtorangerieScherbenbä m-
chen — heißen die zum Vergnügen oder zu mancherley
Beobachtungen und Unterſuchungen in Scherben und Blu-
mentöpfen oder in Kübeln verſetzte und dazu erzogene
Obſtbäumchen, welche die Bäume im Obſtgarten in Mi-
niatur vorſtellen. Sie können auch Keſſelbäume bilden,
wer ſie inwendig hohl und offen ziehen will, oder können
auch als kleine Pyramiden gezogen werden, oder als Spa-
liere, welche letztere aber zu viel Raum auf die Seite ein-
nehmen. — Sie müſſen, was Aepfel und Birnen
anbelangt, ſchlechterdings auf Johannisſtamm und Quit-
ten veredelt ſeyn, und ſind von 1 Fuß Schafthöhe am
ſchönſten: dem Steinobſt aber wird 1½ Fuß Schaft-
höhe gegeben, und werden die Pfirſchen, Aprikoſen und
Pflaumen auf Stämmchen von Haberpflaumen veredelt,
und die Kirſchen auf Sauerkirſchſtämmchen, die feine
Wurzeln haben, oder etlichemal verſetzet und die Wurzeln
dazu geſchnitten und bequem gemacht werden, oder auf
Mahalebſtämmchen, welche durch die Kerne oder
Steine häufig erzogen werden können. — Wenn die Oran-
geriebäumchen zum Vergnügen gehalten werden, ſo müſ-
ſen ſie — um doch ziemliche Früchten zu erhalten — in
Scherben oder Aſchen von 10 Zoll Tiefe und 10 Zoll Weite,
beſſer aber von 14 Zoll Tiefe ꝛc. gepfleget werden. Aber
das Steinobſt muß größere Scherben oder Kübeln ha-
ben, die nicht unter 15 Zoll tief und 16 Zoll weit ſind:
aber zum Beobachten und zum Studium der Sorten iſt
für Kern- und Steinobſt 7 Zoll Tiefe und 8 Zoll Weite
der Gefäße hinreichend, ja beſſer, weil ſich die frühe Trag-
barkeit nach der Beſchränktheit der Wurzeln richtet, und
man alſo früher Probefrucht erhält. Nach erreichtem End-
zweck werden ſie 1 oder 2 Jahre in das freye Land verſetzet
und ſodann wieder in größere Gefäße.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0040" n="XL"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Pomologi&#x017F;che</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>O.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Orangerie</hi> &#x2014; <hi rendition="#g">Ob&#x017F;torangerie</hi> &#x2014; <hi rendition="#g">Scherbenbä</hi> m-<lb/><hi rendition="#g">chen</hi> &#x2014; heißen die zum Vergnügen oder zu mancherley<lb/>
Beobachtungen und Unter&#x017F;uchungen in Scherben und Blu-<lb/>
mentöpfen oder in Kübeln ver&#x017F;etzte und dazu erzogene<lb/>
Ob&#x017F;tbäumchen, welche die Bäume im Ob&#x017F;tgarten in Mi-<lb/>
niatur vor&#x017F;tellen. Sie können auch Ke&#x017F;&#x017F;elbäume bilden,<lb/>
wer &#x017F;ie inwendig hohl und offen ziehen will, oder können<lb/>
auch als kleine Pyramiden gezogen werden, oder als Spa-<lb/>
liere, welche letztere aber zu viel Raum auf die Seite ein-<lb/>
nehmen. &#x2014; Sie mü&#x017F;&#x017F;en, was <hi rendition="#g">Aepfel</hi> und <hi rendition="#g">Birnen</hi><lb/>
anbelangt, &#x017F;chlechterdings auf Johannis&#x017F;tamm und Quit-<lb/>
ten veredelt &#x017F;eyn, und &#x017F;ind von 1 Fuß Schafthöhe am<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;ten: dem <hi rendition="#g">Steinob&#x017F;t</hi> aber wird 1½ Fuß Schaft-<lb/>
höhe gegeben, und werden die Pfir&#x017F;chen, Apriko&#x017F;en und<lb/>
Pflaumen auf Stämmchen von Haberpflaumen veredelt,<lb/>
und die Kir&#x017F;chen auf Sauerkir&#x017F;ch&#x017F;tämmchen, die feine<lb/>
Wurzeln haben, oder etlichemal ver&#x017F;etzet und die Wurzeln<lb/>
dazu ge&#x017F;chnitten und bequem gemacht werden, oder auf<lb/><hi rendition="#g">Mahaleb&#x017F;tämmchen</hi>, welche durch die Kerne oder<lb/>
Steine häufig erzogen werden können. &#x2014; Wenn die Oran-<lb/>
geriebäumchen zum Vergnügen gehalten werden, &#x017F;o mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie &#x2014; um doch ziemliche Früchten zu erhalten &#x2014; in<lb/>
Scherben oder A&#x017F;chen von 10 Zoll Tiefe und 10 Zoll Weite,<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er aber von 14 Zoll Tiefe &#xA75B;c. gepfleget werden. Aber<lb/>
das <hi rendition="#g">Steinob&#x017F;t</hi> muß größere Scherben oder Kübeln ha-<lb/>
ben, die nicht unter 15 Zoll tief und 16 Zoll weit &#x017F;ind:<lb/>
aber zum Beobachten und zum Studium der Sorten i&#x017F;t<lb/>
für Kern- und Steinob&#x017F;t 7 Zoll Tiefe und 8 Zoll Weite<lb/>
der Gefäße hinreichend, ja be&#x017F;&#x017F;er, weil &#x017F;ich die frühe Trag-<lb/>
barkeit nach der Be&#x017F;chränktheit der Wurzeln richtet, und<lb/>
man al&#x017F;o früher Probefrucht erhält. Nach erreichtem End-<lb/>
zweck werden &#x017F;ie 1 oder 2 Jahre in das freye Land ver&#x017F;etzet<lb/>
und &#x017F;odann wieder in größere Gefäße.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XL/0040] Pomologiſche O. Orangerie — Obſtorangerie — Scherbenbä m- chen — heißen die zum Vergnügen oder zu mancherley Beobachtungen und Unterſuchungen in Scherben und Blu- mentöpfen oder in Kübeln verſetzte und dazu erzogene Obſtbäumchen, welche die Bäume im Obſtgarten in Mi- niatur vorſtellen. Sie können auch Keſſelbäume bilden, wer ſie inwendig hohl und offen ziehen will, oder können auch als kleine Pyramiden gezogen werden, oder als Spa- liere, welche letztere aber zu viel Raum auf die Seite ein- nehmen. — Sie müſſen, was Aepfel und Birnen anbelangt, ſchlechterdings auf Johannisſtamm und Quit- ten veredelt ſeyn, und ſind von 1 Fuß Schafthöhe am ſchönſten: dem Steinobſt aber wird 1½ Fuß Schaft- höhe gegeben, und werden die Pfirſchen, Aprikoſen und Pflaumen auf Stämmchen von Haberpflaumen veredelt, und die Kirſchen auf Sauerkirſchſtämmchen, die feine Wurzeln haben, oder etlichemal verſetzet und die Wurzeln dazu geſchnitten und bequem gemacht werden, oder auf Mahalebſtämmchen, welche durch die Kerne oder Steine häufig erzogen werden können. — Wenn die Oran- geriebäumchen zum Vergnügen gehalten werden, ſo müſ- ſen ſie — um doch ziemliche Früchten zu erhalten — in Scherben oder Aſchen von 10 Zoll Tiefe und 10 Zoll Weite, beſſer aber von 14 Zoll Tiefe ꝛc. gepfleget werden. Aber das Steinobſt muß größere Scherben oder Kübeln ha- ben, die nicht unter 15 Zoll tief und 16 Zoll weit ſind: aber zum Beobachten und zum Studium der Sorten iſt für Kern- und Steinobſt 7 Zoll Tiefe und 8 Zoll Weite der Gefäße hinreichend, ja beſſer, weil ſich die frühe Trag- barkeit nach der Beſchränktheit der Wurzeln richtet, und man alſo früher Probefrucht erhält. Nach erreichtem End- zweck werden ſie 1 oder 2 Jahre in das freye Land verſetzet und ſodann wieder in größere Gefäße.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/40
Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/40>, abgerufen am 21.11.2024.