Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.Der junge Reisende fuhr aus seinem Taumel auf, "Ew. Excellenz belieben zu spaßen," erwiederte Blauenstein sah sich ein wenig in dem ihm Der junge Reiſende fuhr aus ſeinem Taumel auf, „Ew. Excellenz belieben zu ſpaßen,“ erwiederte Blauenſtein ſah ſich ein wenig in dem ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="5"/> Der junge Reiſende fuhr aus ſeinem Taumel auf,<lb/> und ſtarrte nach wenigen Augenblicken dem flinken<lb/> Marquer des Gaſthauſes, vor dem der Schwager<lb/> ſeine keuchenden Thiere anhielt, in's Geſicht, und<lb/> fragte, wie das Hotel heiße.</p><lb/> <p>„Ew. Excellenz belieben zu ſpaßen,“ erwiederte<lb/> der Gefragte ſchmunzelnd. „Das ehrenwerthe,<lb/> einzige Gaſthaus zu Friedlingen nennt ſich zum<lb/> blauen Fuchs, Ew. Gnaden zu dienen!“</p><lb/> <p>Blauenſtein ſah ſich ein wenig in dem ihm<lb/> eingeraͤumten Zimmer um; er ſtreckte die muͤden<lb/> Glieder aus, und goß, mit ſeinen Gedanken wieder<lb/> einmal im elterlichen Hauſe, ein Stutzglas Bur¬<lb/> gunder in die durſtige Kehle. Indem trat der<lb/> Poſtillon herein, kam treuherzig naͤher mit<lb/> gekruͤmmter Hand, und nickte laͤchelnd. „Hab' ich<lb/> Ew. Gnaden nicht gut gefahren? Das macht der<lb/> Bergunter und der Haberſack, den mir Ew. Gna¬<lb/> den in Beutelwitz einſchenkten; ha ha. Hab' aber<lb/> mein Handpferd beſſer in der Fauſt, wie der<lb/> Blumenauer Graf. Daß dich! flog doch mein<lb/> Seel' der alte Grauſchimmel in den Graben, daß<lb/> ich denke, der Herr zerſchmettert ſich juſtemente<lb/> die Beine am Markſteine!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0011]
Der junge Reiſende fuhr aus ſeinem Taumel auf,
und ſtarrte nach wenigen Augenblicken dem flinken
Marquer des Gaſthauſes, vor dem der Schwager
ſeine keuchenden Thiere anhielt, in's Geſicht, und
fragte, wie das Hotel heiße.
„Ew. Excellenz belieben zu ſpaßen,“ erwiederte
der Gefragte ſchmunzelnd. „Das ehrenwerthe,
einzige Gaſthaus zu Friedlingen nennt ſich zum
blauen Fuchs, Ew. Gnaden zu dienen!“
Blauenſtein ſah ſich ein wenig in dem ihm
eingeraͤumten Zimmer um; er ſtreckte die muͤden
Glieder aus, und goß, mit ſeinen Gedanken wieder
einmal im elterlichen Hauſe, ein Stutzglas Bur¬
gunder in die durſtige Kehle. Indem trat der
Poſtillon herein, kam treuherzig naͤher mit
gekruͤmmter Hand, und nickte laͤchelnd. „Hab' ich
Ew. Gnaden nicht gut gefahren? Das macht der
Bergunter und der Haberſack, den mir Ew. Gna¬
den in Beutelwitz einſchenkten; ha ha. Hab' aber
mein Handpferd beſſer in der Fauſt, wie der
Blumenauer Graf. Daß dich! flog doch mein
Seel' der alte Grauſchimmel in den Graben, daß
ich denke, der Herr zerſchmettert ſich juſtemente
die Beine am Markſteine!“
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