Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.Tinchen nickte freundlich, und sagte dem Oncle, Wo waren des letztern Vorsätze, wo sein "Darf ich dem Oncle glauben," hob Tina an, "Wenn ich diesen reizenden Landsitz verlassen Tinchen nickte freundlich, und ſagte dem Oncle, Wo waren des letztern Vorſaͤtze, wo ſein „Darf ich dem Oncle glauben,“ hob Tina an, „Wenn ich dieſen reizenden Landſitz verlaſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0043" n="37"/> <p>Tinchen nickte freundlich, und ſagte dem Oncle,<lb/> daß ihn jemand zu ſprechen wuͤnſche. Er entfernte<lb/> ſich brummend, wie er immer zu thun pflegte,<lb/> wenn ihn jemand zur Unzeit ſtoͤhrte oder entgegen<lb/> trat, und praͤgte der ſuͤßen Albertine nochmals<lb/> ein, den Blauenſtein auf alle Weiſe zu feſſeln.</p><lb/> <p>Wo waren des letztern Vorſaͤtze, wo ſein<lb/> ſcheinbarer Gleichmut! Dieſem Maͤdchen gegen¬<lb/> uͤber, wer vermogte da an eine ſchleunige Abreiſe<lb/> zu denken? So ſpielt das ſchwache Herz, wenn<lb/> es die allmaͤchtige Liebe mit ihren Roſenſchlingen<lb/> umfangen haͤlt auch der Vernunft des Kaltſin¬<lb/> nigſten einen Streich!</p><lb/> <p>„Darf ich dem Oncle glauben,“ hob Tina an,<lb/> und ſchlug ihre Vergißmeinnichtaugen mild laͤchlend<lb/> zu dem verwirrten Blauenſtein auf, „iſt es Ihr<lb/> wirklicher Ernſt, Herr Baron, daß Sie ſich ſo<lb/> ſchnell der Dankbarkeit einer Familie entziehen<lb/> wollen, die Ihnen ſo Viel verdankt?“</p><lb/> <p>„Wenn ich dieſen reizenden Landſitz verlaſſen<lb/> muß, ſo kann mich nur der Gedanke dazu bewe¬<lb/> gen.“ erwiederte Blauenſtein etwas verwirrt, „daß<lb/> meine Gegenwart laͤſtig wird, zumal da mehr,<lb/> und ich darf hinzufuͤgen, willkommnere, Gaͤſte er¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0043]
Tinchen nickte freundlich, und ſagte dem Oncle,
daß ihn jemand zu ſprechen wuͤnſche. Er entfernte
ſich brummend, wie er immer zu thun pflegte,
wenn ihn jemand zur Unzeit ſtoͤhrte oder entgegen
trat, und praͤgte der ſuͤßen Albertine nochmals
ein, den Blauenſtein auf alle Weiſe zu feſſeln.
Wo waren des letztern Vorſaͤtze, wo ſein
ſcheinbarer Gleichmut! Dieſem Maͤdchen gegen¬
uͤber, wer vermogte da an eine ſchleunige Abreiſe
zu denken? So ſpielt das ſchwache Herz, wenn
es die allmaͤchtige Liebe mit ihren Roſenſchlingen
umfangen haͤlt auch der Vernunft des Kaltſin¬
nigſten einen Streich!
„Darf ich dem Oncle glauben,“ hob Tina an,
und ſchlug ihre Vergißmeinnichtaugen mild laͤchlend
zu dem verwirrten Blauenſtein auf, „iſt es Ihr
wirklicher Ernſt, Herr Baron, daß Sie ſich ſo
ſchnell der Dankbarkeit einer Familie entziehen
wollen, die Ihnen ſo Viel verdankt?“
„Wenn ich dieſen reizenden Landſitz verlaſſen
muß, ſo kann mich nur der Gedanke dazu bewe¬
gen.“ erwiederte Blauenſtein etwas verwirrt, „daß
meine Gegenwart laͤſtig wird, zumal da mehr,
und ich darf hinzufuͤgen, willkommnere, Gaͤſte er¬
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