Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.den besprochenen Puncten ein wahrer Heide! "I nun," antwortete Heinrich mit dem Tone 4
den beſprochenen Puncten ein wahrer Heide! „I nun,“ antwortete Heinrich mit dem Tone 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="49"/> den beſprochenen Puncten ein wahrer Heide!<lb/> Laß mir doch meinen Willen; zwingen will ich<lb/> den Jungen, den Emil, zu nichts in der Welt,<lb/> was wider ſeine Herzensneigung waͤre. Ich bin<lb/> auch einmal jung geweſen, und habe erfahren,<lb/> wie hoch man ſeine Freiheit zu ſchaͤtzen hat!<lb/> Nun erzeige mir noch den Gefallen, und ſei gegen<lb/> unſere Gaͤſte, wenn ſie Dir auch zuwider ſind,<lb/> recht artig und zuvorkommend; mir ſind ſie auch<lb/> nicht immer an's Herz gewachſen, aber der Mann<lb/> von Welt druͤckt ein Auge zu, wo es nicht anders<lb/> geht! Und nun kein Wort weiter von ſolchen<lb/> Dingen. — — Aber hoͤre, Schwager, der Blauen¬<lb/> ſtein, ſcheint der nicht auf unſer Tinchen ordent¬<lb/> lich ein Auge geworfen zu haben? — Mir fiel<lb/> es in der That auf; er verwandte kaum den<lb/> Blick von ihr!“</p><lb/> <p>„I nun,“ antwortete Heinrich mit dem Tone<lb/> einer halb erzwungenen Gleichguͤltigkeit, „er mag<lb/> Gefallen an dem Dinge finden, denn huͤbſch iſt<lb/> ſie, das muß ihr der giftigſte Neid laſſen, aber<lb/> weiter iſt es auch wohl nichts; wenigſtens muß<lb/> er ſich wohl nun den Muth vergehn laſſen, um<lb/> ihre Gunſt zu werben, da er weiß, daß ſie mit<lb/> Vetter Staunitz verlobt iſt!<lb/></p> <fw place="bottom" type="sig">4<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [49/0055]
den beſprochenen Puncten ein wahrer Heide!
Laß mir doch meinen Willen; zwingen will ich
den Jungen, den Emil, zu nichts in der Welt,
was wider ſeine Herzensneigung waͤre. Ich bin
auch einmal jung geweſen, und habe erfahren,
wie hoch man ſeine Freiheit zu ſchaͤtzen hat!
Nun erzeige mir noch den Gefallen, und ſei gegen
unſere Gaͤſte, wenn ſie Dir auch zuwider ſind,
recht artig und zuvorkommend; mir ſind ſie auch
nicht immer an's Herz gewachſen, aber der Mann
von Welt druͤckt ein Auge zu, wo es nicht anders
geht! Und nun kein Wort weiter von ſolchen
Dingen. — — Aber hoͤre, Schwager, der Blauen¬
ſtein, ſcheint der nicht auf unſer Tinchen ordent¬
lich ein Auge geworfen zu haben? — Mir fiel
es in der That auf; er verwandte kaum den
Blick von ihr!“
„I nun,“ antwortete Heinrich mit dem Tone
einer halb erzwungenen Gleichguͤltigkeit, „er mag
Gefallen an dem Dinge finden, denn huͤbſch iſt
ſie, das muß ihr der giftigſte Neid laſſen, aber
weiter iſt es auch wohl nichts; wenigſtens muß
er ſich wohl nun den Muth vergehn laſſen, um
ihre Gunſt zu werben, da er weiß, daß ſie mit
Vetter Staunitz verlobt iſt!
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