In dem Kapitel vom Wesen und Zweck des Krieges haben wir seinen Gesammtbegriff gewissermaßen skizzirt und seine Verhältnisse zu den ihn umgebenden Dingen ange- deutet, um mit einer richtigen Grundvorstellung anzufangen. Wir haben die mannigfaltigen Schwierigkeiten auf welche der Verstand dabei stößt, durchblicken lassen, uns eine genauere Betrachtung derselben vorbehaltend, und sind bei dem Resultat stehen geblieben, daß die Niederwerfung des Feindes, folglich die Vernichtung seiner Streitkräfte das Hauptziel des ganzen kriegerischen Aktes sei. Dies hat uns in den Stand gesetzt im folgenden Kapitel zu zeigen daß das Mittel, dessen sich der kriegerische Akt bedient, allein das Gefecht sei. Auf diese Weise glauben wir vor- läufig einen richtigen Standpunkt gewonnen zu haben.
Nachdem wir nun die beachtungswerthesten Verhält- nisse und Formen, welche in dem kriegerischen Handeln außerhalb des Gefechts vorkommen, einzeln durchgegangen sind, um ihren Werth theils nach der Natur der Sache, theils nach der Erfahrung welche die Kriegsgeschichte dar- bietet, bestimmter anzugeben, sie von unbestimmten, zweideuti- gen Vorstellungen, die damit verbunden zu sein pflegen,
Erſtes Kapitel. Einleitung.
In dem Kapitel vom Weſen und Zweck des Krieges haben wir ſeinen Geſammtbegriff gewiſſermaßen ſkizzirt und ſeine Verhaͤltniſſe zu den ihn umgebenden Dingen ange- deutet, um mit einer richtigen Grundvorſtellung anzufangen. Wir haben die mannigfaltigen Schwierigkeiten auf welche der Verſtand dabei ſtoͤßt, durchblicken laſſen, uns eine genauere Betrachtung derſelben vorbehaltend, und ſind bei dem Reſultat ſtehen geblieben, daß die Niederwerfung des Feindes, folglich die Vernichtung ſeiner Streitkraͤfte das Hauptziel des ganzen kriegeriſchen Aktes ſei. Dies hat uns in den Stand geſetzt im folgenden Kapitel zu zeigen daß das Mittel, deſſen ſich der kriegeriſche Akt bedient, allein das Gefecht ſei. Auf dieſe Weiſe glauben wir vor- laͤufig einen richtigen Standpunkt gewonnen zu haben.
Nachdem wir nun die beachtungswertheſten Verhaͤlt- niſſe und Formen, welche in dem kriegeriſchen Handeln außerhalb des Gefechts vorkommen, einzeln durchgegangen ſind, um ihren Werth theils nach der Natur der Sache, theils nach der Erfahrung welche die Kriegsgeſchichte dar- bietet, beſtimmter anzugeben, ſie von unbeſtimmten, zweideuti- gen Vorſtellungen, die damit verbunden zu ſein pflegen,
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[[89]/0103]
Erſtes Kapitel.
Einleitung.
In dem Kapitel vom Weſen und Zweck des Krieges
haben wir ſeinen Geſammtbegriff gewiſſermaßen ſkizzirt und
ſeine Verhaͤltniſſe zu den ihn umgebenden Dingen ange-
deutet, um mit einer richtigen Grundvorſtellung anzufangen.
Wir haben die mannigfaltigen Schwierigkeiten auf welche
der Verſtand dabei ſtoͤßt, durchblicken laſſen, uns eine
genauere Betrachtung derſelben vorbehaltend, und ſind bei
dem Reſultat ſtehen geblieben, daß die Niederwerfung des
Feindes, folglich die Vernichtung ſeiner Streitkraͤfte das
Hauptziel des ganzen kriegeriſchen Aktes ſei. Dies hat
uns in den Stand geſetzt im folgenden Kapitel zu zeigen
daß das Mittel, deſſen ſich der kriegeriſche Akt bedient,
allein das Gefecht ſei. Auf dieſe Weiſe glauben wir vor-
laͤufig einen richtigen Standpunkt gewonnen zu haben.
Nachdem wir nun die beachtungswertheſten Verhaͤlt-
niſſe und Formen, welche in dem kriegeriſchen Handeln
außerhalb des Gefechts vorkommen, einzeln durchgegangen
ſind, um ihren Werth theils nach der Natur der Sache,
theils nach der Erfahrung welche die Kriegsgeſchichte dar-
bietet, beſtimmter anzugeben, ſie von unbeſtimmten, zweideuti-
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Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. [89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/103>, abgerufen am 21.11.2024.
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