Spiel zu geben. Auch fühlte man, von dem Augenblick an wo man zum Handeln schritt, kein sehnlicheres Bedürf- niß als die Wiedervereinigung.
Wir glauben nach allen diesen Betrachtungen daß, wenn der koncentrische Angriff auch an sich das Mittel zu größeren Erfolgen ist, er doch hauptsächlich nur aus der ursprünglichen Vertheilung der Streitkräfte hervorge- hen soll, und daß es wenig Fälle geben wird wo man Recht hat um seinetwillen die kürzeste und einfachste Rich- tung der Kräfte zu verlassen.
3. Die Ausbreitung eines Kriegstheaters kann ein Grund zum getrennten Vorgehen sein.
Wenn eine angreifende Armee von einem Punkt aus vorgeht und mit Erfolg weiter in das feindliche Land eindringt, so wird zwar der Raum welchen sie beherrscht nicht genau auf die Wege die sie zieht beschränkt bleiben, sondern sich etwas erweitern, doch wird dies von der Dichtigkeit und Cohäsion des feindlichen Staates abhängen, wenn wir uns dieses Bildes bedienen dürfen. Hängt der feindliche Staat nur locker zusammen, ist sein Volk weich- lich und des Krieges entwöhnt, so wird, ohne daß wir Viel dazu thun, sich hinter unserm siegreichen Heer ein weiter Landstrich öffnen; haben wir es aber mit einem tapfern und treuen Volke zu thun, so wird der Raum hinter unserm Heere mehr oder weniger ein schmales Dreieck sein.
Um nun diesem Übel vorzubeugen, hat der Vorge- hende das Bedürfniß sein Vordringen in einer gewissen Breite anzuordnen. Ist die feindliche Macht auf einem Punkt vereinigt, so kann diese Breite nur so lange beibe- halten werden als wir nicht im Contact mit ihr sind, und muß sich zu ihrem Aufstellungspunkt hin verengen; das ist an sich verständlich.
Spiel zu geben. Auch fuͤhlte man, von dem Augenblick an wo man zum Handeln ſchritt, kein ſehnlicheres Beduͤrf- niß als die Wiedervereinigung.
Wir glauben nach allen dieſen Betrachtungen daß, wenn der koncentriſche Angriff auch an ſich das Mittel zu groͤßeren Erfolgen iſt, er doch hauptſaͤchlich nur aus der urſpruͤnglichen Vertheilung der Streitkraͤfte hervorge- hen ſoll, und daß es wenig Faͤlle geben wird wo man Recht hat um ſeinetwillen die kuͤrzeſte und einfachſte Rich- tung der Kraͤfte zu verlaſſen.
3. Die Ausbreitung eines Kriegstheaters kann ein Grund zum getrennten Vorgehen ſein.
Wenn eine angreifende Armee von einem Punkt aus vorgeht und mit Erfolg weiter in das feindliche Land eindringt, ſo wird zwar der Raum welchen ſie beherrſcht nicht genau auf die Wege die ſie zieht beſchraͤnkt bleiben, ſondern ſich etwas erweitern, doch wird dies von der Dichtigkeit und Cohaͤſion des feindlichen Staates abhaͤngen, wenn wir uns dieſes Bildes bedienen duͤrfen. Haͤngt der feindliche Staat nur locker zuſammen, iſt ſein Volk weich- lich und des Krieges entwoͤhnt, ſo wird, ohne daß wir Viel dazu thun, ſich hinter unſerm ſiegreichen Heer ein weiter Landſtrich oͤffnen; haben wir es aber mit einem tapfern und treuen Volke zu thun, ſo wird der Raum hinter unſerm Heere mehr oder weniger ein ſchmales Dreieck ſein.
Um nun dieſem Übel vorzubeugen, hat der Vorge- hende das Beduͤrfniß ſein Vordringen in einer gewiſſen Breite anzuordnen. Iſt die feindliche Macht auf einem Punkt vereinigt, ſo kann dieſe Breite nur ſo lange beibe- halten werden als wir nicht im Contact mit ihr ſind, und muß ſich zu ihrem Aufſtellungspunkt hin verengen; das iſt an ſich verſtaͤndlich.
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Spiel zu geben. Auch fuͤhlte man, von dem Augenblick
an wo man zum Handeln ſchritt, kein ſehnlicheres Beduͤrf-
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Wir glauben nach allen dieſen Betrachtungen daß,
wenn der koncentriſche Angriff auch an ſich das Mittel
zu groͤßeren Erfolgen iſt, er doch hauptſaͤchlich nur aus
der urſpruͤnglichen Vertheilung der Streitkraͤfte hervorge-
hen ſoll, und daß es wenig Faͤlle geben wird wo man
Recht hat um ſeinetwillen die kuͤrzeſte und einfachſte Rich-
tung der Kraͤfte zu verlaſſen.
3. Die Ausbreitung eines Kriegstheaters kann ein
Grund zum getrennten Vorgehen ſein.
Wenn eine angreifende Armee von einem Punkt aus
vorgeht und mit Erfolg weiter in das feindliche Land
eindringt, ſo wird zwar der Raum welchen ſie beherrſcht
nicht genau auf die Wege die ſie zieht beſchraͤnkt bleiben,
ſondern ſich etwas erweitern, doch wird dies von der
Dichtigkeit und Cohaͤſion des feindlichen Staates abhaͤngen,
wenn wir uns dieſes Bildes bedienen duͤrfen. Haͤngt der
feindliche Staat nur locker zuſammen, iſt ſein Volk weich-
lich und des Krieges entwoͤhnt, ſo wird, ohne daß wir
Viel dazu thun, ſich hinter unſerm ſiegreichen Heer ein
weiter Landſtrich oͤffnen; haben wir es aber mit einem
tapfern und treuen Volke zu thun, ſo wird der Raum hinter
unſerm Heere mehr oder weniger ein ſchmales Dreieck ſein.
Um nun dieſem Übel vorzubeugen, hat der Vorge-
hende das Beduͤrfniß ſein Vordringen in einer gewiſſen
Breite anzuordnen. Iſt die feindliche Macht auf einem
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halten werden als wir nicht im Contact mit ihr ſind, und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/183>, abgerufen am 27.11.2024.
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