Wiesen, endlich alle Berge die mit einiger Mühe erstiegen werden müssen, gehören zu den Terrainhindernissen dieser Art, nämlich zu solchen die zwar passirt werden können, aber nur mit Anstrengung und langsam, die also den da- hinter aufgestellten Truppen eine größere Stärke in dem Gefechte geben. Wälder sind nur dann hierher zu rechnen, wenn sie sehr verwachsen und sumpfig sind. Ein gewöhn- licher hoher Wald ist eben so leicht zu passiren als die Ebene. In Rücksicht der Wälder aber darf man einen Punkt nicht übersehen, daß sie nämlich den Feind verber- gen. Stellt man sich hinein, so findet dieser Nachtheil für beide Theile Statt; sehr gefährlich und also ein gro- ßer Fehler ist es aber sie vor der Fronte oder auf den Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geschehen wenn der Durchgang auf wenige Wege beschränkt ist. Verhaue die man zu diesem Behufe anlegt helfen nicht Viel, sie sind leicht weggeräumt.
6. Aus allem diesen folgt daß man sich dieser Ter- rainhindernisse auf einer Flanke zu bedienen suchen wird, um hier mit wenigen Truppen verhältnißmäßig einen star- ken Widerstand zu leisten, während man auf der andern Flanke seine vorgesetzte Offensive ausführt. Sehr zweck- mäßig ist es mit diesen Hindernissen den Gebrauch der Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das Hinderniß passirt hat, unter dem Feuer der Schanzen diese die schwachen Truppen gegen einen zu überlegenen Anfall und ein zu plötzliches Zurückwerfen sichern.
7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte ist da wo man sich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem Werthe.
Alle Berge auf die man sich stellt werden allein aus dieser Rücksicht besetzt. Denn auf die Wirkung der Waf-
Wieſen, endlich alle Berge die mit einiger Muͤhe erſtiegen werden muͤſſen, gehoͤren zu den Terrainhinderniſſen dieſer Art, naͤmlich zu ſolchen die zwar paſſirt werden koͤnnen, aber nur mit Anſtrengung und langſam, die alſo den da- hinter aufgeſtellten Truppen eine groͤßere Staͤrke in dem Gefechte geben. Waͤlder ſind nur dann hierher zu rechnen, wenn ſie ſehr verwachſen und ſumpfig ſind. Ein gewoͤhn- licher hoher Wald iſt eben ſo leicht zu paſſiren als die Ebene. In Ruͤckſicht der Waͤlder aber darf man einen Punkt nicht uͤberſehen, daß ſie naͤmlich den Feind verber- gen. Stellt man ſich hinein, ſo findet dieſer Nachtheil fuͤr beide Theile Statt; ſehr gefaͤhrlich und alſo ein gro- ßer Fehler iſt es aber ſie vor der Fronte oder auf den Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geſchehen wenn der Durchgang auf wenige Wege beſchraͤnkt iſt. Verhaue die man zu dieſem Behufe anlegt helfen nicht Viel, ſie ſind leicht weggeraͤumt.
6. Aus allem dieſen folgt daß man ſich dieſer Ter- rainhinderniſſe auf einer Flanke zu bedienen ſuchen wird, um hier mit wenigen Truppen verhaͤltnißmaͤßig einen ſtar- ken Widerſtand zu leiſten, waͤhrend man auf der andern Flanke ſeine vorgeſetzte Offenſive ausfuͤhrt. Sehr zweck- maͤßig iſt es mit dieſen Hinderniſſen den Gebrauch der Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das Hinderniß paſſirt hat, unter dem Feuer der Schanzen dieſe die ſchwachen Truppen gegen einen zu uͤberlegenen Anfall und ein zu ploͤtzliches Zuruͤckwerfen ſichern.
7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte iſt da wo man ſich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem Werthe.
Alle Berge auf die man ſich ſtellt werden allein aus dieſer Ruͤckſicht beſetzt. Denn auf die Wirkung der Waf-
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Wieſen, endlich alle Berge die mit einiger Muͤhe erſtiegen
werden muͤſſen, gehoͤren zu den Terrainhinderniſſen dieſer
Art, naͤmlich zu ſolchen die zwar paſſirt werden koͤnnen,
aber nur mit Anſtrengung und langſam, die alſo den da-
hinter aufgeſtellten Truppen eine groͤßere Staͤrke in dem
Gefechte geben. Waͤlder ſind nur dann hierher zu rechnen,
wenn ſie ſehr verwachſen und ſumpfig ſind. Ein gewoͤhn-
licher hoher Wald iſt eben ſo leicht zu paſſiren als die
Ebene. In Ruͤckſicht der Waͤlder aber darf man einen
Punkt nicht uͤberſehen, daß ſie naͤmlich den Feind verber-
gen. Stellt man ſich hinein, ſo findet dieſer Nachtheil
fuͤr beide Theile Statt; ſehr gefaͤhrlich und alſo ein gro-
ßer Fehler iſt es aber ſie vor der Fronte oder auf den
Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geſchehen wenn
der Durchgang auf wenige Wege beſchraͤnkt iſt. Verhaue
die man zu dieſem Behufe anlegt helfen nicht Viel, ſie
ſind leicht weggeraͤumt.
6. Aus allem dieſen folgt daß man ſich dieſer Ter-
rainhinderniſſe auf einer Flanke zu bedienen ſuchen wird,
um hier mit wenigen Truppen verhaͤltnißmaͤßig einen ſtar-
ken Widerſtand zu leiſten, waͤhrend man auf der andern
Flanke ſeine vorgeſetzte Offenſive ausfuͤhrt. Sehr zweck-
maͤßig iſt es mit dieſen Hinderniſſen den Gebrauch der
Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das
Hinderniß paſſirt hat, unter dem Feuer der Schanzen dieſe
die ſchwachen Truppen gegen einen zu uͤberlegenen Anfall
und ein zu ploͤtzliches Zuruͤckwerfen ſichern.
7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte iſt da wo
man ſich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem
Werthe.
Alle Berge auf die man ſich ſtellt werden allein aus
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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