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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Angriff und Vertheidigung.

257. In Beziehung auf die Art des Gefechts giebt
es nur zwei Unterschiede die überall vorkommen, also all-
gemein sind; der erste entspringt aus der positiven oder
negativen Absicht und giebt den Angriff und die Verthei-
digung, der andere aus der Natur der Waffen und giebt
das Feuergefecht und das Handgefecht.

258. Strenge genommen wäre Vertheidigung ein
bloßes Abwehren des Stoßes und gebührte ihr also keine
andere Waffe als der Schild.

259. Dies wäre aber eine reine Negation, ein abso-
lutes Leiden; Kriegführen aber ist kein Leiden; der Ver-
theidigung kann also niemals der Begriff durchgehender
Passivität zum Grunde gelegt werden.

260. Genau betrachtet ist die passiveste der Waffen,
das Feuer, noch etwas Positives und Aktives. Aber die
Vertheidigung bedient sich ja überhaupt derselben Waffen
wie der Angriff und auch derselben Gefechtsformen von
Feuergefecht und Handgefecht.

261. Man muß also die Vertheidigung als einen
Kampf betrachten, so gut wie den Angriff.

262. Dieser Kampf kann nur um den Sieg geführt
werden, der also eben so gut Zweck der Vertheidigung
wie des Angriffs ist.

263. Man ist durch Nichts berechtigt sich den Sieg
des Vertheidigers wie etwas Negatives zu denken; wenn
er in einzelnen Fällen so Etwas ist, so liegt das in den
individuellen Bedingungen; in den Begriff der Ver-
theidigung darf es nicht aufgenommen werden, sonst wirkt
es logisch auf die ganze Vorstellung des Kampfes zurück
und bringt Widersprüche hinein, oder führt bei strenger

Angriff und Vertheidigung.

257. In Beziehung auf die Art des Gefechts giebt
es nur zwei Unterſchiede die uͤberall vorkommen, alſo all-
gemein ſind; der erſte entſpringt aus der poſitiven oder
negativen Abſicht und giebt den Angriff und die Verthei-
digung, der andere aus der Natur der Waffen und giebt
das Feuergefecht und das Handgefecht.

258. Strenge genommen waͤre Vertheidigung ein
bloßes Abwehren des Stoßes und gebuͤhrte ihr alſo keine
andere Waffe als der Schild.

259. Dies waͤre aber eine reine Negation, ein abſo-
lutes Leiden; Kriegfuͤhren aber iſt kein Leiden; der Ver-
theidigung kann alſo niemals der Begriff durchgehender
Paſſivitaͤt zum Grunde gelegt werden.

260. Genau betrachtet iſt die paſſiveſte der Waffen,
das Feuer, noch etwas Poſitives und Aktives. Aber die
Vertheidigung bedient ſich ja uͤberhaupt derſelben Waffen
wie der Angriff und auch derſelben Gefechtsformen von
Feuergefecht und Handgefecht.

261. Man muß alſo die Vertheidigung als einen
Kampf betrachten, ſo gut wie den Angriff.

262. Dieſer Kampf kann nur um den Sieg gefuͤhrt
werden, der alſo eben ſo gut Zweck der Vertheidigung
wie des Angriffs iſt.

263. Man iſt durch Nichts berechtigt ſich den Sieg
des Vertheidigers wie etwas Negatives zu denken; wenn
er in einzelnen Faͤllen ſo Etwas iſt, ſo liegt das in den
individuellen Bedingungen; in den Begriff der Ver-
theidigung darf es nicht aufgenommen werden, ſonſt wirkt
es logiſch auf die ganze Vorſtellung des Kampfes zuruͤck
und bringt Widerſpruͤche hinein, oder fuͤhrt bei ſtrenger

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[328/0342] Angriff und Vertheidigung. 257. In Beziehung auf die Art des Gefechts giebt es nur zwei Unterſchiede die uͤberall vorkommen, alſo all- gemein ſind; der erſte entſpringt aus der poſitiven oder negativen Abſicht und giebt den Angriff und die Verthei- digung, der andere aus der Natur der Waffen und giebt das Feuergefecht und das Handgefecht. 258. Strenge genommen waͤre Vertheidigung ein bloßes Abwehren des Stoßes und gebuͤhrte ihr alſo keine andere Waffe als der Schild. 259. Dies waͤre aber eine reine Negation, ein abſo- lutes Leiden; Kriegfuͤhren aber iſt kein Leiden; der Ver- theidigung kann alſo niemals der Begriff durchgehender Paſſivitaͤt zum Grunde gelegt werden. 260. Genau betrachtet iſt die paſſiveſte der Waffen, das Feuer, noch etwas Poſitives und Aktives. Aber die Vertheidigung bedient ſich ja uͤberhaupt derſelben Waffen wie der Angriff und auch derſelben Gefechtsformen von Feuergefecht und Handgefecht. 261. Man muß alſo die Vertheidigung als einen Kampf betrachten, ſo gut wie den Angriff. 262. Dieſer Kampf kann nur um den Sieg gefuͤhrt werden, der alſo eben ſo gut Zweck der Vertheidigung wie des Angriffs iſt. 263. Man iſt durch Nichts berechtigt ſich den Sieg des Vertheidigers wie etwas Negatives zu denken; wenn er in einzelnen Faͤllen ſo Etwas iſt, ſo liegt das in den individuellen Bedingungen; in den Begriff der Ver- theidigung darf es nicht aufgenommen werden, ſonſt wirkt es logiſch auf die ganze Vorſtellung des Kampfes zuruͤck und bringt Widerſpruͤche hinein, oder fuͤhrt bei ſtrenger

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/342>, abgerufen am 24.11.2024.