würde sie nur 1/5 geben, welches schon nicht mehr als ein sehr wirksamer Vortheil zu betrachten ist.
379. Man kann also sagen daß in dieser Beziehung die Frontelänge hinreicht sobald die Differenz welche die Flintenschußweite giebt, aufhört eine merkliche Überlegen- heit zu geben.
380. Aus allem bisher über diese beiden Vortheile des Umfassens Gesagten geht hervor daß kleine Massen Mühe haben sich die gehörige Frontelänge zu verschaffen, und dies ist so wahr daß sie, wie wir aus der Erfahrung sehen, meistens genöthigt sind die stereotype Ordnung ihrer Formation zu verlassen und sich viel mehr auszudehnen. Höchst selten wird ein sich selbst überlassenes Bataillon ein Gefecht in der bloßen Frontelänge seiner gewöhnlichen Auf- stellung (150 bis 200 Schritt) annehmen, sondern sich in Kompagnien und diese wieder in Tirailleurs weiter ausein- anderziehen und, nachdem es einen Theil zur Reserve zu- rückbehalten hat, mit dem Übrigen einen zwei-, drei- oder viermal so großen Raum einnehmen als es eigentlich sollte.
381. Je größer aber die Massen werden um so leich- ter wird man zu der nothwendigen Frontelänge kommen, weil diese zwar mit den Massen wächst (373), aber nicht in demselben Maaße.
382. Große Massen haben also nicht nöthig die For- mationsordnung zu verlassen und können vielmehr Truppen zurückstellen.
383. Dies hat dahin geführt daß man für die größern Massen auch eine stereotype Ordnung mit zurückgestellten Theilen eingeführt hat, wie die gewöhnlichen Schlachtord- nungen in zwei Treffen; gewöhnlich noch ein drittes von Kavallerie dahinter, auch außerdem noch eine Reserve von 1/8 bis 1/6 u. s. w.
wuͤrde ſie nur ⅕ geben, welches ſchon nicht mehr als ein ſehr wirkſamer Vortheil zu betrachten iſt.
379. Man kann alſo ſagen daß in dieſer Beziehung die Frontelaͤnge hinreicht ſobald die Differenz welche die Flintenſchußweite giebt, aufhoͤrt eine merkliche Überlegen- heit zu geben.
380. Aus allem bisher uͤber dieſe beiden Vortheile des Umfaſſens Geſagten geht hervor daß kleine Maſſen Muͤhe haben ſich die gehoͤrige Frontelaͤnge zu verſchaffen, und dies iſt ſo wahr daß ſie, wie wir aus der Erfahrung ſehen, meiſtens genoͤthigt ſind die ſtereotype Ordnung ihrer Formation zu verlaſſen und ſich viel mehr auszudehnen. Hoͤchſt ſelten wird ein ſich ſelbſt uͤberlaſſenes Bataillon ein Gefecht in der bloßen Frontelaͤnge ſeiner gewoͤhnlichen Auf- ſtellung (150 bis 200 Schritt) annehmen, ſondern ſich in Kompagnien und dieſe wieder in Tirailleurs weiter ausein- anderziehen und, nachdem es einen Theil zur Reſerve zu- ruͤckbehalten hat, mit dem Übrigen einen zwei-, drei- oder viermal ſo großen Raum einnehmen als es eigentlich ſollte.
381. Je groͤßer aber die Maſſen werden um ſo leich- ter wird man zu der nothwendigen Frontelaͤnge kommen, weil dieſe zwar mit den Maſſen waͤchſt (373), aber nicht in demſelben Maaße.
382. Große Maſſen haben alſo nicht noͤthig die For- mationsordnung zu verlaſſen und koͤnnen vielmehr Truppen zuruͤckſtellen.
383. Dies hat dahin gefuͤhrt daß man fuͤr die groͤßern Maſſen auch eine ſtereotype Ordnung mit zuruͤckgeſtellten Theilen eingefuͤhrt hat, wie die gewoͤhnlichen Schlachtord- nungen in zwei Treffen; gewoͤhnlich noch ein drittes von Kavallerie dahinter, auch außerdem noch eine Reſerve von ⅛ bis ⅙ u. ſ. w.
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wuͤrde ſie nur ⅕ geben, welches ſchon nicht mehr als ein
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379. Man kann alſo ſagen daß in dieſer Beziehung
die Frontelaͤnge hinreicht ſobald die Differenz welche die
Flintenſchußweite giebt, aufhoͤrt eine merkliche Überlegen-
heit zu geben.
380. Aus allem bisher uͤber dieſe beiden Vortheile
des Umfaſſens Geſagten geht hervor daß kleine Maſſen
Muͤhe haben ſich die gehoͤrige Frontelaͤnge zu verſchaffen,
und dies iſt ſo wahr daß ſie, wie wir aus der Erfahrung
ſehen, meiſtens genoͤthigt ſind die ſtereotype Ordnung ihrer
Formation zu verlaſſen und ſich viel mehr auszudehnen.
Hoͤchſt ſelten wird ein ſich ſelbſt uͤberlaſſenes Bataillon ein
Gefecht in der bloßen Frontelaͤnge ſeiner gewoͤhnlichen Auf-
ſtellung (150 bis 200 Schritt) annehmen, ſondern ſich in
Kompagnien und dieſe wieder in Tirailleurs weiter ausein-
anderziehen und, nachdem es einen Theil zur Reſerve zu-
ruͤckbehalten hat, mit dem Übrigen einen zwei-, drei- oder
viermal ſo großen Raum einnehmen als es eigentlich ſollte.
381. Je groͤßer aber die Maſſen werden um ſo leich-
ter wird man zu der nothwendigen Frontelaͤnge kommen,
weil dieſe zwar mit den Maſſen waͤchſt (373), aber
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382. Große Maſſen haben alſo nicht noͤthig die For-
mationsordnung zu verlaſſen und koͤnnen vielmehr Truppen
zuruͤckſtellen.
383. Dies hat dahin gefuͤhrt daß man fuͤr die groͤßern
Maſſen auch eine ſtereotype Ordnung mit zuruͤckgeſtellten
Theilen eingefuͤhrt hat, wie die gewoͤhnlichen Schlachtord-
nungen in zwei Treffen; gewoͤhnlich noch ein drittes von
Kavallerie dahinter, auch außerdem noch eine Reſerve von
⅛ bis ⅙ u. ſ. w.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/362>, abgerufen am 15.06.2024.
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