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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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zentriren seiner Kräfte auch jenes Verhältniß noch etwas
überschreiten darf und daß er z. B. noch immer einige
Wahrscheinlichkeit des Gesammterfolges für sich hat wenn
er mit 2/3 seiner Kräfte 1/3 der feindlichen schlägt, weil das
von ihm übrig gebliebene Drittheil schwerlich in eben
dem Maaße ins Gedränge kommen wird.

484. Wollte man aber in dieser Folgerung weiter
gehen und den Schluß machen daß wenn der Vertheidi-
ger gar nichts Positives gegen den schwächern Theil des
Angreifenden thäte (ein Fall der so sehr oft eintritt), dar-
aus immer der Sieg des Angreifenden folgen müßte, so
würde man einen Fehlschluß thun; denn in den Fällen
wo der Angegriffene sich nicht an dem schwächern Theile
der feindlichen Macht zu entschädigen sucht, unterbleibt
dies hauptsächlich weil er noch Mittel findet einen Theil
seiner nicht angegriffenen Macht in das Gefecht gegen
unsere Hauptmacht zu bringen und also den Sieg dersel-
ben zweifelhaft zu machen.

485. Je kleiner der Theil der feindlichen Macht ist
den wir angreifen um so eher wird das möglich sein, theils
wegen des kleinen Raumes, theils und besonders weil die
moralische Kraft des Sieges bei kleinen Massen so sehr
viel geringer ist; der Sieg über einen kleinen Theil macht
den Feind nicht so leicht Kopf und Muth verlieren die
noch vorhandenen Mittel zur Wiederherstellung anzuwenden.

486. Nur wenn der Feind sich in den Fall gesetzt
hat weder das Eine noch das Andere thun zu können,
d. h. sich weder durch einen positiven Sieg über unsern
schwächern Theil zu entschädigen, noch sich mit den dort
überflüssigen Kräften dem Hauptangriff entgegenzustellen,
oder wenn er aus Unentschlossenheit nicht dazu kommt, so
darf der Angreifende hoffen auch mit einer verhältnißmä-

zentriren ſeiner Kraͤfte auch jenes Verhaͤltniß noch etwas
uͤberſchreiten darf und daß er z. B. noch immer einige
Wahrſcheinlichkeit des Geſammterfolges fuͤr ſich hat wenn
er mit ⅔ ſeiner Kraͤfte ⅓ der feindlichen ſchlaͤgt, weil das
von ihm uͤbrig gebliebene Drittheil ſchwerlich in eben
dem Maaße ins Gedraͤnge kommen wird.

484. Wollte man aber in dieſer Folgerung weiter
gehen und den Schluß machen daß wenn der Vertheidi-
ger gar nichts Poſitives gegen den ſchwaͤchern Theil des
Angreifenden thaͤte (ein Fall der ſo ſehr oft eintritt), dar-
aus immer der Sieg des Angreifenden folgen muͤßte, ſo
wuͤrde man einen Fehlſchluß thun; denn in den Faͤllen
wo der Angegriffene ſich nicht an dem ſchwaͤchern Theile
der feindlichen Macht zu entſchaͤdigen ſucht, unterbleibt
dies hauptſaͤchlich weil er noch Mittel findet einen Theil
ſeiner nicht angegriffenen Macht in das Gefecht gegen
unſere Hauptmacht zu bringen und alſo den Sieg derſel-
ben zweifelhaft zu machen.

485. Je kleiner der Theil der feindlichen Macht iſt
den wir angreifen um ſo eher wird das moͤglich ſein, theils
wegen des kleinen Raumes, theils und beſonders weil die
moraliſche Kraft des Sieges bei kleinen Maſſen ſo ſehr
viel geringer iſt; der Sieg uͤber einen kleinen Theil macht
den Feind nicht ſo leicht Kopf und Muth verlieren die
noch vorhandenen Mittel zur Wiederherſtellung anzuwenden.

486. Nur wenn der Feind ſich in den Fall geſetzt
hat weder das Eine noch das Andere thun zu koͤnnen,
d. h. ſich weder durch einen poſitiven Sieg uͤber unſern
ſchwaͤchern Theil zu entſchaͤdigen, noch ſich mit den dort
uͤberfluͤſſigen Kraͤften dem Hauptangriff entgegenzuſtellen,
oder wenn er aus Unentſchloſſenheit nicht dazu kommt, ſo
darf der Angreifende hoffen auch mit einer verhaͤltnißmaͤ-

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[365/0379] zentriren ſeiner Kraͤfte auch jenes Verhaͤltniß noch etwas uͤberſchreiten darf und daß er z. B. noch immer einige Wahrſcheinlichkeit des Geſammterfolges fuͤr ſich hat wenn er mit ⅔ ſeiner Kraͤfte ⅓ der feindlichen ſchlaͤgt, weil das von ihm uͤbrig gebliebene Drittheil ſchwerlich in eben dem Maaße ins Gedraͤnge kommen wird. 484. Wollte man aber in dieſer Folgerung weiter gehen und den Schluß machen daß wenn der Vertheidi- ger gar nichts Poſitives gegen den ſchwaͤchern Theil des Angreifenden thaͤte (ein Fall der ſo ſehr oft eintritt), dar- aus immer der Sieg des Angreifenden folgen muͤßte, ſo wuͤrde man einen Fehlſchluß thun; denn in den Faͤllen wo der Angegriffene ſich nicht an dem ſchwaͤchern Theile der feindlichen Macht zu entſchaͤdigen ſucht, unterbleibt dies hauptſaͤchlich weil er noch Mittel findet einen Theil ſeiner nicht angegriffenen Macht in das Gefecht gegen unſere Hauptmacht zu bringen und alſo den Sieg derſel- ben zweifelhaft zu machen. 485. Je kleiner der Theil der feindlichen Macht iſt den wir angreifen um ſo eher wird das moͤglich ſein, theils wegen des kleinen Raumes, theils und beſonders weil die moraliſche Kraft des Sieges bei kleinen Maſſen ſo ſehr viel geringer iſt; der Sieg uͤber einen kleinen Theil macht den Feind nicht ſo leicht Kopf und Muth verlieren die noch vorhandenen Mittel zur Wiederherſtellung anzuwenden. 486. Nur wenn der Feind ſich in den Fall geſetzt hat weder das Eine noch das Andere thun zu koͤnnen, d. h. ſich weder durch einen poſitiven Sieg uͤber unſern ſchwaͤchern Theil zu entſchaͤdigen, noch ſich mit den dort uͤberfluͤſſigen Kraͤften dem Hauptangriff entgegenzuſtellen, oder wenn er aus Unentſchloſſenheit nicht dazu kommt, ſo darf der Angreifende hoffen auch mit einer verhaͤltnißmaͤ-

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/379>, abgerufen am 27.11.2024.