sucht den Vertheidiger, welcher ja gewöhnlich schon steht, in seiner Stellung auf. Allein wir haben behauptet (bei der Vertheidigung), er solle ihn, wenn der Vertheidiger sich falsch gestellt hat, nicht aufsuchen, weil er sicher sein könne daß dieser ihn aufsuchen würde und er dann den Vortheil hätte ihn unvorbereitet zu treffen. Es kommt hierbei Alles auf die wichtigste Straße und Richtung an, und diesen Punkt haben wir bei der Vertheidigung unerörtert gelassen und auf dieses Kapitel verwiesen. Wir wollen also hier das Nöthige darüber sagen.
4. Welches die näheren Gegenstände des Angriffs und also die Zwecke des Sieges sein können, haben wir schon früher gesagt; liegen nun diese innerhalb des Kriegstheaters welches angegriffen wird und innerhalb der wahrscheinlichen Siegessphäre, so sind die Wege dahin die natürlichen Rich- tungen des Stoßes. Aber wir müssen nicht vergessen, daß der Gegenstand des Angriffs gewöhnlich erst seine Bedeu- tung mit dem Sieg erhält, daß der Sieg also immer in Verbindung damit gedacht werden muß; es kommt also dem Angreifenden nicht so sehr darauf an, den Gegenstand bloß zu erreichen, sondern als Sieger, und so wird denn die Richtung seines Stoßes nicht sowohl auf den Gegenstand selbst, als auf den Weg treffen müssen den das feind- liche Heer dahin zu nehmen hat. Dieser Weg ist uns das nächste Objekt. Die feindliche Armee zu treffen, ehe sie jenen Gegenstand erreicht, sie davon abzuschneiden und in dieser Lage zu schlagen, giebt den potenzirten Sieg. -- Wäre also die feindliche Hauptstadt das Hauptobjekt des An- griffs, und der Vertheidiger hätte sich nicht zwischen ihr und dem Angreifenden aufgestellt, so hätte dieser Unrecht gerade auf die Hauptstadt loszugehen, sondern er thut bes- ser, auf die Verbindung zwischen der feindlichen Armee
ſucht den Vertheidiger, welcher ja gewoͤhnlich ſchon ſteht, in ſeiner Stellung auf. Allein wir haben behauptet (bei der Vertheidigung), er ſolle ihn, wenn der Vertheidiger ſich falſch geſtellt hat, nicht aufſuchen, weil er ſicher ſein koͤnne daß dieſer ihn aufſuchen wuͤrde und er dann den Vortheil haͤtte ihn unvorbereitet zu treffen. Es kommt hierbei Alles auf die wichtigſte Straße und Richtung an, und dieſen Punkt haben wir bei der Vertheidigung uneroͤrtert gelaſſen und auf dieſes Kapitel verwieſen. Wir wollen alſo hier das Noͤthige daruͤber ſagen.
4. Welches die naͤheren Gegenſtaͤnde des Angriffs und alſo die Zwecke des Sieges ſein koͤnnen, haben wir ſchon fruͤher geſagt; liegen nun dieſe innerhalb des Kriegstheaters welches angegriffen wird und innerhalb der wahrſcheinlichen Siegesſphaͤre, ſo ſind die Wege dahin die natuͤrlichen Rich- tungen des Stoßes. Aber wir muͤſſen nicht vergeſſen, daß der Gegenſtand des Angriffs gewoͤhnlich erſt ſeine Bedeu- tung mit dem Sieg erhaͤlt, daß der Sieg alſo immer in Verbindung damit gedacht werden muß; es kommt alſo dem Angreifenden nicht ſo ſehr darauf an, den Gegenſtand bloß zu erreichen, ſondern als Sieger, und ſo wird denn die Richtung ſeines Stoßes nicht ſowohl auf den Gegenſtand ſelbſt, als auf den Weg treffen muͤſſen den das feind- liche Heer dahin zu nehmen hat. Dieſer Weg iſt uns das naͤchſte Objekt. Die feindliche Armee zu treffen, ehe ſie jenen Gegenſtand erreicht, ſie davon abzuſchneiden und in dieſer Lage zu ſchlagen, giebt den potenzirten Sieg. — Waͤre alſo die feindliche Hauptſtadt das Hauptobjekt des An- griffs, und der Vertheidiger haͤtte ſich nicht zwiſchen ihr und dem Angreifenden aufgeſtellt, ſo haͤtte dieſer Unrecht gerade auf die Hauptſtadt loszugehen, ſondern er thut beſ- ſer, auf die Verbindung zwiſchen der feindlichen Armee
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ſucht den Vertheidiger, welcher ja gewoͤhnlich ſchon ſteht,
in ſeiner Stellung auf. Allein wir haben behauptet (bei der
Vertheidigung), er ſolle ihn, wenn der Vertheidiger ſich falſch
geſtellt hat, nicht aufſuchen, weil er ſicher ſein koͤnne daß
dieſer ihn aufſuchen wuͤrde und er dann den Vortheil
haͤtte ihn unvorbereitet zu treffen. Es kommt hierbei Alles
auf die wichtigſte Straße und Richtung an, und dieſen
Punkt haben wir bei der Vertheidigung uneroͤrtert gelaſſen
und auf dieſes Kapitel verwieſen. Wir wollen alſo hier
das Noͤthige daruͤber ſagen.
4. Welches die naͤheren Gegenſtaͤnde des Angriffs und
alſo die Zwecke des Sieges ſein koͤnnen, haben wir ſchon
fruͤher geſagt; liegen nun dieſe innerhalb des Kriegstheaters
welches angegriffen wird und innerhalb der wahrſcheinlichen
Siegesſphaͤre, ſo ſind die Wege dahin die natuͤrlichen Rich-
tungen des Stoßes. Aber wir muͤſſen nicht vergeſſen, daß
der Gegenſtand des Angriffs gewoͤhnlich erſt ſeine Bedeu-
tung mit dem Sieg erhaͤlt, daß der Sieg alſo immer in
Verbindung damit gedacht werden muß; es kommt alſo dem
Angreifenden nicht ſo ſehr darauf an, den Gegenſtand bloß
zu erreichen, ſondern als Sieger, und ſo wird denn die
Richtung ſeines Stoßes nicht ſowohl auf den Gegenſtand
ſelbſt, als auf den Weg treffen muͤſſen den das feind-
liche Heer dahin zu nehmen hat. Dieſer Weg iſt uns das
naͤchſte Objekt. Die feindliche Armee zu treffen, ehe ſie
jenen Gegenſtand erreicht, ſie davon abzuſchneiden und in
dieſer Lage zu ſchlagen, giebt den potenzirten Sieg. — Waͤre
alſo die feindliche Hauptſtadt das Hauptobjekt des An-
griffs, und der Vertheidiger haͤtte ſich nicht zwiſchen ihr
und dem Angreifenden aufgeſtellt, ſo haͤtte dieſer Unrecht
gerade auf die Hauptſtadt loszugehen, ſondern er thut beſ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/52>, abgerufen am 22.11.2024.
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