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Clausius, Rudolf: Über die Anwendung der mechanischen Wärmetheorie auf die Dampfmaschine. In: Annalen der Physik und Chemie, Reihe 4, 97 (1856), S. 441-476, 513-558.

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lich das Einströmen des Dampfes in den schädlichen Raum
und in den Cylinder, wenn er hier einen geringeren Druck
zu überwinden hat, als den, mit welchem er aus dem Kessel
getrieben wird
. Ich kann bei dieser Untersuchung ganz
nach denselben Principien verfahren, welche ich schon in
einem früheren Aufsatze 1) zur Behandlung einiger ähnlicher
Fälle angewandt habe.

Der aus dem Kessel kommende Dampf tritt zuerst in
den schädlichen Raum, comprimirt hier den vom vorigen
Hube noch vorhandenen Dampf von geringer Dichte, und
füllt den dadurch frei werdenden Raum aus, und wirkt
dann drückend gegen den Stempel, welcher der Annahme
nach wegen verhältnissmässig geringer Belastung so schnell
zurückweicht, dass der Dampf nicht schnell genug folgen
kann, um im Cylinder dieselbe Dichte zu erreichen, wie
im Kessel.

Unter solchen Umständen müsste, wenn aus dem Kessel
gerade nur gesättigter Dampf austräte, dieser im Cylinder
überhitzt werden, indem die lebendige Kraft der Einströ-

1) "Ueber das Verhalten des Dampfes bei der Ausdehnung unter verschie-
denen Umständen;" diese Ann. Bd. 82, S. 263. Ueber diesen Aufsatz
und eine damit zusammenhängende im Phil. Mag. mitgetheilte Notiz
sagt Helmholtz bei seiner Berichterstattung in den von der Physika-
lischen Gesellschaft
zu Berlin herausgegebenen "Fortschritten der Physik"
Jahrg. 1850 und 51 S. 582, dass dieselben seiner Meinung nach in meh-
reren Punkten principiell unrichtig seyen. Die Gründe, welche er dafür
anführt, sind mir aber nicht verständlich geworden. Es werden mir
Ansichten zugeschrieben, die ich nie gehabt habe, und ihnen gegenüber
Sätze ausgesprochen, die ich nie bestritten habe, und die sogar zum Theil
die Grundlage meiner eigenen Arbeiten über die mechanische Wärme-
theorie bilden, und dabei ist das Ganze so allgemein gehalten, dass es
mir unmöglich gewesen ist, zu erkennen, in wiefern jene Ansichten aus
meinen Worten folgen, oder diese Sätze meine Schlüsse widerlegen sollen.
Ich sehe mich daher zu einer Vertheidigung meiner früheren Arbeiten
gegen diesen Tadel nicht veranlasst. Da indessen die hier folgende Ent-
wicklung, wie oben gesagt, ganz auf denselben Ansichten beruht, von
welchen ich damals geleitet wurde, so wird Helmholtz vielleicht auch
in ihr dieselben principiellen Fehler wiederfinden. Für diesen Fall sehe
ich seinen Einwendungen entgegen, nur möchte ich ihn dann ersuchen,
etwas specieller auf die Sache einzugehen.

lich das Einströmen des Dampfes in den schädlichen Raum
und in den Cylinder, wenn er hier einen geringeren Druck
zu überwinden hat, als den, mit welchem er aus dem Kessel
getrieben wird
. Ich kann bei dieser Untersuchung ganz
nach denselben Principien verfahren, welche ich schon in
einem früheren Aufsatze 1) zur Behandlung einiger ähnlicher
Fälle angewandt habe.

Der aus dem Kessel kommende Dampf tritt zuerst in
den schädlichen Raum, comprimirt hier den vom vorigen
Hube noch vorhandenen Dampf von geringer Dichte, und
füllt den dadurch frei werdenden Raum aus, und wirkt
dann drückend gegen den Stempel, welcher der Annahme
nach wegen verhältniſsmäſsig geringer Belastung so schnell
zurückweicht, daſs der Dampf nicht schnell genug folgen
kann, um im Cylinder dieselbe Dichte zu erreichen, wie
im Kessel.

Unter solchen Umständen müſste, wenn aus dem Kessel
gerade nur gesättigter Dampf austräte, dieser im Cylinder
überhitzt werden, indem die lebendige Kraft der Einströ-

1) »Ueber das Verhalten des Dampfes bei der Ausdehnung unter verschie-
denen Umständen;« diese Ann. Bd. 82, S. 263. Ueber diesen Aufsatz
und eine damit zusammenhängende im Phil. Mag. mitgetheilte Notiz
sagt Helmholtz bei seiner Berichterstattung in den von der Physika-
lischen Gesellschaft
zu Berlin herausgegebenen »Fortschritten der Physik«
Jahrg. 1850 und 51 S. 582, daſs dieselben seiner Meinung nach in meh-
reren Punkten principiell unrichtig seyen. Die Gründe, welche er dafür
anführt, sind mir aber nicht verständlich geworden. Es werden mir
Ansichten zugeschrieben, die ich nie gehabt habe, und ihnen gegenüber
Sätze ausgesprochen, die ich nie bestritten habe, und die sogar zum Theil
die Grundlage meiner eigenen Arbeiten über die mechanische Wärme-
theorie bilden, und dabei ist das Ganze so allgemein gehalten, daſs es
mir unmöglich gewesen ist, zu erkennen, in wiefern jene Ansichten aus
meinen Worten folgen, oder diese Sätze meine Schlüsse widerlegen sollen.
Ich sehe mich daher zu einer Vertheidigung meiner früheren Arbeiten
gegen diesen Tadel nicht veranlaſst. Da indessen die hier folgende Ent-
wicklung, wie oben gesagt, ganz auf denselben Ansichten beruht, von
welchen ich damals geleitet wurde, so wird Helmholtz vielleicht auch
in ihr dieselben principiellen Fehler wiederfinden. Für diesen Fall sehe
ich seinen Einwendungen entgegen, nur möchte ich ihn dann ersuchen,
etwas specieller auf die Sache einzugehen.
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[520/0062] lich das Einströmen des Dampfes in den schädlichen Raum und in den Cylinder, wenn er hier einen geringeren Druck zu überwinden hat, als den, mit welchem er aus dem Kessel getrieben wird. Ich kann bei dieser Untersuchung ganz nach denselben Principien verfahren, welche ich schon in einem früheren Aufsatze 1) zur Behandlung einiger ähnlicher Fälle angewandt habe. Der aus dem Kessel kommende Dampf tritt zuerst in den schädlichen Raum, comprimirt hier den vom vorigen Hube noch vorhandenen Dampf von geringer Dichte, und füllt den dadurch frei werdenden Raum aus, und wirkt dann drückend gegen den Stempel, welcher der Annahme nach wegen verhältniſsmäſsig geringer Belastung so schnell zurückweicht, daſs der Dampf nicht schnell genug folgen kann, um im Cylinder dieselbe Dichte zu erreichen, wie im Kessel. Unter solchen Umständen müſste, wenn aus dem Kessel gerade nur gesättigter Dampf austräte, dieser im Cylinder überhitzt werden, indem die lebendige Kraft der Einströ- 1) »Ueber das Verhalten des Dampfes bei der Ausdehnung unter verschie- denen Umständen;« diese Ann. Bd. 82, S. 263. Ueber diesen Aufsatz und eine damit zusammenhängende im Phil. Mag. mitgetheilte Notiz sagt Helmholtz bei seiner Berichterstattung in den von der Physika- lischen Gesellschaft zu Berlin herausgegebenen »Fortschritten der Physik« Jahrg. 1850 und 51 S. 582, daſs dieselben seiner Meinung nach in meh- reren Punkten principiell unrichtig seyen. Die Gründe, welche er dafür anführt, sind mir aber nicht verständlich geworden. Es werden mir Ansichten zugeschrieben, die ich nie gehabt habe, und ihnen gegenüber Sätze ausgesprochen, die ich nie bestritten habe, und die sogar zum Theil die Grundlage meiner eigenen Arbeiten über die mechanische Wärme- theorie bilden, und dabei ist das Ganze so allgemein gehalten, daſs es mir unmöglich gewesen ist, zu erkennen, in wiefern jene Ansichten aus meinen Worten folgen, oder diese Sätze meine Schlüsse widerlegen sollen. Ich sehe mich daher zu einer Vertheidigung meiner früheren Arbeiten gegen diesen Tadel nicht veranlaſst. Da indessen die hier folgende Ent- wicklung, wie oben gesagt, ganz auf denselben Ansichten beruht, von welchen ich damals geleitet wurde, so wird Helmholtz vielleicht auch in ihr dieselben principiellen Fehler wiederfinden. Für diesen Fall sehe ich seinen Einwendungen entgegen, nur möchte ich ihn dann ersuchen, etwas specieller auf die Sache einzugehen.

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Zitationshilfe: Clausius, Rudolf: Über die Anwendung der mechanischen Wärmetheorie auf die Dampfmaschine. In: Annalen der Physik und Chemie, Reihe 4, 97 (1856), S. 441-476, 513-558, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausius_waermetheorie_1856/62>, abgerufen am 23.11.2024.