p1c_149.001 Anmerk. 5. Wir haben gesehen, daß die Gränzen p1c_149.002 der verschiedenen Untergattungen des höhern Schönen p1c_149.003 sehr in einander laufen. Es kommt, will man einen Gedanken p1c_149.004 benennen, alles auf die überwiegende Hauptidee an. p1c_149.005 Ungeachtet die Benennungen nach Analogieen der Sinnenwelt, p1c_149.006 mithin zufällig gemacht scheinen, so thut sich doch p1c_149.007 bald bey Classifikation der ästhetischen Empfindungen eine p1c_149.008 gewisse logische Harmonie mit den Vernunftanlagen p1c_149.009 kund. Wir haben, als von Eintheilung der Philosophie p1c_149.010 die Rede war, bemerkt, und Kant, der p1c_149.011 scharfsinnige Anatom des menschlichen Erkenntnißvermögens, p1c_149.012 hat es zuerst bestimmt dargethan, daß sich alle Betrachtung p1c_149.013 der Dinge auf vier Rücksichten zurückführen lasse. p1c_149.014 Die Vernunft, welche zu allen diesen Rücksichten des bedingten p1c_149.015 Verstandes die volle Totalität, das Absolute, Unbedingte p1c_149.016 hinzu zu thun strebt, verlangt also eine absolute p1c_149.017 Quantität, Qualität, Causalität, und ein absolutes Bewußtseyn. p1c_149.018 Diese geforderte vierfache ideale Unbedingtheit p1c_149.019 kann in der Sphäre der Erscheinungswelt nie realisirt werden. p1c_149.020 Aber ein Wiederschein von ihr kann entstehen im p1c_149.021 Schönen, der, wiewohl begrifflos, mehr an die eine, als p1c_149.022 an die andere Vernunftidee erinnert. So entstehen vier p1c_149.023 ästhetische Empfindungen des höhern Schönen, erstlich p1c_149.024 eine Ahnung von unendlicher äußerer Realität, absoluter p1c_149.025 allmächtiger, d. h. unendlicher Causalität im Heftigen,p1c_149.026 dann eine Reflexion über die Grundkraft, die sich im Heftigen p1c_149.027 bewegt, eine Ahnung des absoluten Wesens, der p1c_149.028 innern absoluten realen Beschaffenheit, Substantialität im
p1c_149.001 Anmerk. 5. Wir haben gesehen, daß die Gränzen p1c_149.002 der verschiedenen Untergattungen des höhern Schönen p1c_149.003 sehr in einander laufen. Es kommt, will man einen Gedanken p1c_149.004 benennen, alles auf die überwiegende Hauptidee an. p1c_149.005 Ungeachtet die Benennungen nach Analogieen der Sinnenwelt, p1c_149.006 mithin zufällig gemacht scheinen, so thut sich doch p1c_149.007 bald bey Classifikation der ästhetischen Empfindungen eine p1c_149.008 gewisse logische Harmonie mit den Vernunftanlagen p1c_149.009 kund. Wir haben, als von Eintheilung der Philosophie p1c_149.010 die Rede war, bemerkt, und Kant, der p1c_149.011 scharfsinnige Anatom des menschlichen Erkenntnißvermögens, p1c_149.012 hat es zuerst bestimmt dargethan, daß sich alle Betrachtung p1c_149.013 der Dinge auf vier Rücksichten zurückführen lasse. p1c_149.014 Die Vernunft, welche zu allen diesen Rücksichten des bedingten p1c_149.015 Verstandes die volle Totalität, das Absolute, Unbedingte p1c_149.016 hinzu zu thun strebt, verlangt also eine absolute p1c_149.017 Quantität, Qualität, Causalität, und ein absolutes Bewußtseyn. p1c_149.018 Diese geforderte vierfache ideale Unbedingtheit p1c_149.019 kann in der Sphäre der Erscheinungswelt nie realisirt werden. p1c_149.020 Aber ein Wiederschein von ihr kann entstehen im p1c_149.021 Schönen, der, wiewohl begrifflos, mehr an die eine, als p1c_149.022 an die andere Vernunftidee erinnert. So entstehen vier p1c_149.023 ästhetische Empfindungen des höhern Schönen, erstlich p1c_149.024 eine Ahnung von unendlicher äußerer Realität, absoluter p1c_149.025 allmächtiger, d. h. unendlicher Causalität im Heftigen,p1c_149.026 dann eine Reflexion über die Grundkraft, die sich im Heftigen p1c_149.027 bewegt, eine Ahnung des absoluten Wesens, der p1c_149.028 innern absoluten realen Beschaffenheit, Substantialität im
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Schönen, der, wiewohl begrifflos, mehr an die eine, als p1c_149.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/207>, abgerufen am 24.11.2024.
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