p1c_XVIII.001 so kann sie uns auch nur in der Objektenwelt als eine Begrifflose p1c_XVIII.002 Zweckmäßigkeit überhaupt, (als ein Werdenp1c_XVIII.003 des Jdealen im Realen d. h. als Schönheit) p1c_XVIII.004 erscheinen. Dies a priori mögliche Gefühl des Schönenp1c_XVIII.005 an der objektiven Welt, oder die anschauliche Vorstellungp1c_XVIII.006 einer successiv nach göttlichen Gesetzen werdenden p1c_XVIII.007 sich bildenden Welt, um uns das göttliche erscheinen zu p1c_XVIII.008 lassen, dieses unumgängliche Bedürfniß heißt der religiösep1c_XVIII.009 Glaube, eine Stimmung, deren Natur man bis hierher p1c_XVIII.010 ganz verkannt hat. Da die Welt wegen der Zeitform im p1c_XVIII.011 steten Werden, im Erscheinen begriffen ist, so kann p1c_XVIII.012 ihre Harmonie mit der Jdealität noch nicht vollendet seyn, p1c_XVIII.013 dieselbe kann also nicht nach Begriffen von Vollkommenheit p1c_XVIII.014 gewußt werden, sondern man kann nur an diese Harmonie p1c_XVIII.015 glauben. Der Glaube ist demnach kein Urtheil nach p1c_XVIII.016 Begriffen aus unzureichenden Gründen, sondern ein Streben p1c_XVIII.017 nach ästhetischer Evidenz, mit der man, wie in der p1c_XVIII.018 Handlung eines Gedichts, aus einer Scene die folgende erräth p1c_XVIII.019 und dabey auf die schöne Organisation des Ganzen vertraut. p1c_XVIII.020 Das religiöse Gewissen, das uns, sobald wir zu denkenp1c_XVIII.021 anfangen, immer begleitet, beweist nicht allein die Möglichkeit, p1c_XVIII.022 sondern rechtfertigt sogar das pflichtmäßige Bedürfniß p1c_XVIII.023 einer Gemüthsstimmung, einer andern religiösen evi=
p1c_XVIII.001 so kann sie uns auch nur in der Objektenwelt als eine Begrifflose p1c_XVIII.002 Zweckmäßigkeit überhaupt, (als ein Werdenp1c_XVIII.003 des Jdealen im Realen d. h. als Schönheit) p1c_XVIII.004 erscheinen. Dies a priori mögliche Gefühl des Schönenp1c_XVIII.005 an der objektiven Welt, oder die anschauliche Vorstellungp1c_XVIII.006 einer successiv nach göttlichen Gesetzen werdenden p1c_XVIII.007 sich bildenden Welt, um uns das göttliche erscheinen zu p1c_XVIII.008 lassen, dieses unumgängliche Bedürfniß heißt der religiösep1c_XVIII.009 Glaube, eine Stimmung, deren Natur man bis hierher p1c_XVIII.010 ganz verkannt hat. Da die Welt wegen der Zeitform im p1c_XVIII.011 steten Werden, im Erscheinen begriffen ist, so kann p1c_XVIII.012 ihre Harmonie mit der Jdealität noch nicht vollendet seyn, p1c_XVIII.013 dieselbe kann also nicht nach Begriffen von Vollkommenheit p1c_XVIII.014 gewußt werden, sondern man kann nur an diese Harmonie p1c_XVIII.015 glauben. Der Glaube ist demnach kein Urtheil nach p1c_XVIII.016 Begriffen aus unzureichenden Gründen, sondern ein Streben p1c_XVIII.017 nach ästhetischer Evidenz, mit der man, wie in der p1c_XVIII.018 Handlung eines Gedichts, aus einer Scene die folgende erräth p1c_XVIII.019 und dabey auf die schöne Organisation des Ganzen vertraut. p1c_XVIII.020 Das religiöse Gewissen, das uns, sobald wir zu denkenp1c_XVIII.021 anfangen, immer begleitet, beweist nicht allein die Möglichkeit, p1c_XVIII.022 sondern rechtfertigt sogar das pflichtmäßige Bedürfniß p1c_XVIII.023 einer Gemüthsstimmung, einer andern religiösen evi=
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[RXVIII/0022]
p1c_XVIII.001
so kann sie uns auch nur in der Objektenwelt als eine Begrifflose p1c_XVIII.002
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steten Werden, im Erscheinen begriffen ist, so kann p1c_XVIII.012
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dieselbe kann also nicht nach Begriffen von Vollkommenheit p1c_XVIII.014
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glauben. Der Glaube ist demnach kein Urtheil nach p1c_XVIII.016
Begriffen aus unzureichenden Gründen, sondern ein Streben p1c_XVIII.017
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Das religiöse Gewissen, das uns, sobald wir zu denken p1c_XVIII.021
anfangen, immer begleitet, beweist nicht allein die Möglichkeit, p1c_XVIII.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. RXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/22>, abgerufen am 03.12.2024.
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