p1c_168.001 seiner Mariane und Elise, Klopstocks künftige Geliebte, die p1c_168.002 Königin Louise, Selmar und Selma, Höltys Gedicht an p1c_168.003 die Ruhe, der Wunsch von Salis u. s. w., beweisen dies p1c_168.004 hinlänglich. Beyspiele für die Grazie in der Poesie. p1c_168.005 Grazie heißt überhaupt jede Leichtigkeit im Gestalten p1c_168.006 und Werden. So nahmen wir dies Wort beym höhern p1c_168.007 Schönen. Selbst bey Gegenständen in Ruhe sindet sich die p1c_168.008 Grazie, wenn man die eben geendete Bewegung noch p1c_168.009 wahrnimmt. Jm engern Sinn wird die Grazie beym niedernp1c_168.010 Schönen dargestellt, wenn dasselbe lebendig ist. p1c_168.011 Hiervon giebt es viele Belege in der Griechischen lyrischen p1c_168.012 Poesie und in ihrem Nachahmer Horaz. Besonders p1c_168.013 mag dies der Charakter der Sapphischen Gedichte gewesen p1c_168.014 seyn. - Bey dem genannten Römischen Odendichter ist p1c_168.015 die Grazie des Gedankens schon etwas gebunden durch die p1c_168.016 schwerere Sprache, indessen hat die Kunst die Schwierigkeit p1c_168.017 überwunden. "Jam Cytherea choros ducit Venus, p1c_168.018 iniminente luna, junctaeque Nymphis Gratiae decentes. p1c_168.019 Alterno terram quatiunt (dieser Ausdruck ist p1c_168.020 freylich noch etwas hart) pede, dum graues Cyclopum p1c_168.021 Vulcanus ardens urit officinas." - "Quis multa p1c_168.022 gracilis te puer in rosa perfusus liquidis urget odoribus, p1c_168.023 grato, Pyrrha, sub antro? cui flauam religas p1c_168.024 comam simplex munditiis - - nos conuiuia, nos p1c_168.025 proelia virginum sectis in juuenes unguibus acrium p1c_168.026 cantamus, siue quid urimur, non praeter solitum p1c_168.027 leues - nunc et campus et areae leuesque sub noctem p1c_168.028 susurri com posita repetantur hora. nunc et latentis
p1c_168.001 seiner Mariane und Elise, Klopstocks künftige Geliebte, die p1c_168.002 Königin Louise, Selmar und Selma, Höltys Gedicht an p1c_168.003 die Ruhe, der Wunsch von Salis u. s. w., beweisen dies p1c_168.004 hinlänglich. Beyspiele für die Grazie in der Poesie. p1c_168.005 Grazie heißt überhaupt jede Leichtigkeit im Gestalten p1c_168.006 und Werden. So nahmen wir dies Wort beym höhern p1c_168.007 Schönen. Selbst bey Gegenständen in Ruhe sindet sich die p1c_168.008 Grazie, wenn man die eben geendete Bewegung noch p1c_168.009 wahrnimmt. Jm engern Sinn wird die Grazie beym niedernp1c_168.010 Schönen dargestellt, wenn dasselbe lebendig ist. p1c_168.011 Hiervon giebt es viele Belege in der Griechischen lyrischen p1c_168.012 Poesie und in ihrem Nachahmer Horaz. Besonders p1c_168.013 mag dies der Charakter der Sapphischen Gedichte gewesen p1c_168.014 seyn. ─ Bey dem genannten Römischen Odendichter ist p1c_168.015 die Grazie des Gedankens schon etwas gebunden durch die p1c_168.016 schwerere Sprache, indessen hat die Kunst die Schwierigkeit p1c_168.017 überwunden. „Jam Cytherea choros ducit Venus, p1c_168.018 iniminente luna, junctaeque Nymphis Gratiae decentes. p1c_168.019 Alterno terram quatiunt (dieser Ausdruck ist p1c_168.020 freylich noch etwas hart) pede, dum graues Cyclopum p1c_168.021 Vulcanus ardens urit officinas.“ ─ „Quis multa p1c_168.022 gracilis te puer in rosa perfusus liquidis urget odoribus, p1c_168.023 grato, Pyrrha, sub antro? cui flauam religas p1c_168.024 comam simplex munditiis ─ ─ nos conuiuia, nos p1c_168.025 proelia virginum sectis in juuenes unguibus acrium p1c_168.026 cantamus, siue quid urimur, non praeter solitum p1c_168.027 leues ─ nunc et campus et areae leuesque sub noctem p1c_168.028 susurri com posita repetantur hora. nunc et latentis
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/226>, abgerufen am 26.11.2024.
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