p1c_449.001 derselben möglich, je willkührlicher der Sprachgebrauch p1c_449.002 in ihren Benennungen ist, je öfter die poetischen p1c_449.003 Werke mehr als eine zufällige Form mit einander vereinigen. p1c_449.004 Wenn aber die Poetik als eine Theorie p1c_449.005 angesehen wird, welche aus der rationalen Psychologie p1c_449.006 gewisse Grundsätze entlehnt, dieselben a priori, jedoch p1c_449.007 nur als Hypothesen aufstellt, und nach ihnen den Erfahrungsstoff p1c_449.008 zu erklären sucht, so müssen sich, jenen p1c_449.009 Hypothesen zufolge, auch Eintheilungsgründe a priorip1c_449.010 auffinden lassen, um die Dichtungsarten zu classifiziren. p1c_449.011 Entsprechen die vorhandenen Data der Erfahrung p1c_449.012 jenen allgemeinen Klassen, und lassen sie sich p1c_449.013 unter dieselben bringen, so ergiebt sich daraus die Bequemlichkeit p1c_449.014 der Hypothese, und man kann nach dieser p1c_449.015 Probe annehmen, daß richtig gerechnet war.
p1c_449.016 Anmerk. Der Sprachgebrauch der Theoretiker befolgt p1c_449.017 bey Benennung und Eintheilung der Dichtungsarten p1c_449.018 gewöhnlich die Regel a potiori fit denominatio. Man p1c_449.019 sieht auf den Hauptzweck des Dichters. So heißt Wielands p1c_449.020 Musarion ein Lehrgedicht, jedoch in eine Erzählung p1c_449.021 eingekleidet. So giebt es Pastoralen, Schauspiele, die p1c_449.022 man Jdyllen nennt, wo sich mehrere Materien, Geschichte p1c_449.023 und Schilderung einer Jdyllenwelt vereinigen. Man nennt p1c_449.024 sie aber Jdyllen, weil dies der Hauptzweck ist, und das p1c_449.025 Schauspiel oder die Geschichte nur Nebensache.
p1c_449.001 derselben möglich, je willkührlicher der Sprachgebrauch p1c_449.002 in ihren Benennungen ist, je öfter die poetischen p1c_449.003 Werke mehr als eine zufällige Form mit einander vereinigen. p1c_449.004 Wenn aber die Poetik als eine Theorie p1c_449.005 angesehen wird, welche aus der rationalen Psychologie p1c_449.006 gewisse Grundsätze entlehnt, dieselben a priori, jedoch p1c_449.007 nur als Hypothesen aufstellt, und nach ihnen den Erfahrungsstoff p1c_449.008 zu erklären sucht, so müssen sich, jenen p1c_449.009 Hypothesen zufolge, auch Eintheilungsgründe a priorip1c_449.010 auffinden lassen, um die Dichtungsarten zu classifiziren. p1c_449.011 Entsprechen die vorhandenen Data der Erfahrung p1c_449.012 jenen allgemeinen Klassen, und lassen sie sich p1c_449.013 unter dieselben bringen, so ergiebt sich daraus die Bequemlichkeit p1c_449.014 der Hypothese, und man kann nach dieser p1c_449.015 Probe annehmen, daß richtig gerechnet war.
p1c_449.016 Anmerk. Der Sprachgebrauch der Theoretiker befolgt p1c_449.017 bey Benennung und Eintheilung der Dichtungsarten p1c_449.018 gewöhnlich die Regel a potiori fit denominatio. Man p1c_449.019 sieht auf den Hauptzweck des Dichters. So heißt Wielands p1c_449.020 Musarion ein Lehrgedicht, jedoch in eine Erzählung p1c_449.021 eingekleidet. So giebt es Pastoralen, Schauspiele, die p1c_449.022 man Jdyllen nennt, wo sich mehrere Materien, Geschichte p1c_449.023 und Schilderung einer Jdyllenwelt vereinigen. Man nennt p1c_449.024 sie aber Jdyllen, weil dies der Hauptzweck ist, und das p1c_449.025 Schauspiel oder die Geschichte nur Nebensache.
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p1c_449.016
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Schauspiel oder die Geschichte nur Nebensache.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/507>, abgerufen am 27.11.2024.
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