p1c_461.001 Glauben. Der Zwang des Gewissens stellt das Leben p1c_461.002 als etwas durchaus Bestimmbares dar, welches erklärt werden p1c_461.003 kann nach logischer Nothwendigkeit. Der religiösep1c_461.004 Glaube verwandelt das Leben in eine heilige Poesie,p1c_461.005 welche eine Theilhaberin ist der göttlichen Freyheit. Aus p1c_461.006 dem Standpunkte des moralischen Gewissens ist das Leben,p1c_461.007 als beschränktes Objekt, wie alles Objektive, ohne p1c_461.008 Werth, es ist ein vergängliches nichtiges Gut, das Gut p1c_461.009 dieser Welt, die zufällige Materie, welche blos der gesetzlichen p1c_461.010 Form wegen da ist. Aus dem Standpunkte des religiösenp1c_461.011 Glaubens ist das Leben als Objekt ein unendlichesp1c_461.012 Objekt. Es erscheint als der Wiederstrahl der p1c_461.013 ewigen Gesetzlichkeit, als der höchste Gegenstand unsrer p1c_461.014 Liebe, es ist das ewige Symbol der unsichtbaren Göttlichkeit. p1c_461.015 Es ist das Gut der bessern Welt, das unvergängliche p1c_461.016 Erbe des Himmels. Die Erkenntniß, sagt Paulus, p1c_461.017 hört auf. Die Liebe bleibt. Alle Dinge des Lebens p1c_461.018 sind also nur in sofern von Werth, in wiefern sie ein p1c_461.019 Wiederstrahl des Ewigen sind. Jedes Objekt ist hinfällig. p1c_461.020 Nur allein das Schöne am Objekt ist bleibend, weil dieses p1c_461.021 allein das unendliche Objekt selbst, das Bild der subjektiven p1c_461.022 Gesetzlichkeit ist. Durch das Wissen und Erkennenp1c_461.023 wird alles außer uns in Nichts verwandelt, p1c_461.024 durch das ästhetische Gefühl liegt außer uns eine unendliche p1c_461.025 Herrlichkeit, ein Abglanz des innern Gottes. p1c_461.026 Wenn also schon der einzelne Mensch sich hüten muß, daß p1c_461.027 er seinem Leben nicht die Poesie, die Ansicht des Schönenp1c_461.028 raube, welche diesem Leben für die Contemplation
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/519>, abgerufen am 24.11.2024.
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