p1c_470.001 wenigstens analog seyn. Die freye Poesie p1c_470.002 wollen wir die lyrische, die an Objekte fixirte p1c_470.003 Poesie die darstellende nennen.
p1c_470.004 Anmerk. 1. Der Ausdruck lyrisch stammt von p1c_470.005 der Musik und wird hier sehr passend angewandt. Gleichwie p1c_470.006 in der Musik durch die Töne in uns ein poetisches Bewußtseyn p1c_470.007 erregt wird, das durch keine bestimmten Begriffe p1c_470.008 gefesselt ist, so scheint der lyrische Dichter nur im Allgemeinen p1c_470.009 zu einer schönen Empfindung gestimmt, der zufolge er p1c_470.010 eine ganz freye Gedankenreihe in sich entstehen läßt. Sehr p1c_470.011 oft beginnen daher die Odendichter mit einem Anruf an die p1c_470.012 Musen, die sie zu willkührlichem Gesange begeistern sollen. p1c_470.013 Man könnte einwenden, daß selbst lyrische Dichter oft p1c_470.014 durch besondere Vorfälle zu Gedichten veranlaßt werden. p1c_470.015 Z. B. Horaz durch den Umsturz des Baums, Pindar durch p1c_470.016 den Sieg Hierons im Wettrennen. Allein diese Vorfälle p1c_470.017 geben dem lyrischen Dichter, als solchem, nur die ästhetische p1c_470.018 Stimmung, binden aber nicht seine Gedankenreihe. p1c_470.019 Darum verweilte Simonides nicht bey der Schilderung der p1c_470.020 Thaten des Kämpfers, den er besingen wollte, sondern ging p1c_470.021 auf die Geschichte von Castor und Pollux über. Darum p1c_470.022 verwebt Pindar so viel willkührliche Jdeen in seine Siegeshymnen. p1c_470.023 Die Natur der lyrischen Poesie bringt dies so mit p1c_470.024 sich, in der die Gedankenreihe als völlig frey erscheinen p1c_470.025 soll. - Da es ein höheres und ein niederes Schönep1c_470.026 giebt, wird eine höhere und niedere lyrische Poesie p1c_470.027 statt finden. Jn beyden wird irgend eine von den oben classifizirten
p1c_470.001 wenigstens analog seyn. Die freye Poesie p1c_470.002 wollen wir die lyrische, die an Objekte fixirte p1c_470.003 Poesie die darstellende nennen.
p1c_470.004 Anmerk. 1. Der Ausdruck lyrisch stammt von p1c_470.005 der Musik und wird hier sehr passend angewandt. Gleichwie p1c_470.006 in der Musik durch die Töne in uns ein poetisches Bewußtseyn p1c_470.007 erregt wird, das durch keine bestimmten Begriffe p1c_470.008 gefesselt ist, so scheint der lyrische Dichter nur im Allgemeinen p1c_470.009 zu einer schönen Empfindung gestimmt, der zufolge er p1c_470.010 eine ganz freye Gedankenreihe in sich entstehen läßt. Sehr p1c_470.011 oft beginnen daher die Odendichter mit einem Anruf an die p1c_470.012 Musen, die sie zu willkührlichem Gesange begeistern sollen. p1c_470.013 Man könnte einwenden, daß selbst lyrische Dichter oft p1c_470.014 durch besondere Vorfälle zu Gedichten veranlaßt werden. p1c_470.015 Z. B. Horaz durch den Umsturz des Baums, Pindar durch p1c_470.016 den Sieg Hierons im Wettrennen. Allein diese Vorfälle p1c_470.017 geben dem lyrischen Dichter, als solchem, nur die ästhetische p1c_470.018 Stimmung, binden aber nicht seine Gedankenreihe. p1c_470.019 Darum verweilte Simonides nicht bey der Schilderung der p1c_470.020 Thaten des Kämpfers, den er besingen wollte, sondern ging p1c_470.021 auf die Geschichte von Castor und Pollux über. Darum p1c_470.022 verwebt Pindar so viel willkührliche Jdeen in seine Siegeshymnen. p1c_470.023 Die Natur der lyrischen Poesie bringt dies so mit p1c_470.024 sich, in der die Gedankenreihe als völlig frey erscheinen p1c_470.025 soll. ─ Da es ein höheres und ein niederes Schönep1c_470.026 giebt, wird eine höhere und niedere lyrische Poesie p1c_470.027 statt finden. Jn beyden wird irgend eine von den oben classifizirten
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p1c_470.001
wenigstens analog seyn. Die freye Poesie p1c_470.002
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Poesie die darstellende nennen.
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der Musik und wird hier sehr passend angewandt. Gleichwie p1c_470.006
in der Musik durch die Töne in uns ein poetisches Bewußtseyn p1c_470.007
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/528>, abgerufen am 24.11.2024.
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