p1c_477.001 als wenn man voraussetzt, das Gedicht sey so eingerichtet, p1c_477.002 daß es von Mehreren gesungen werden könne. p1c_477.003 Dies giebt die Liederform. Sprechen Mehrere p1c_477.004 abwechselnd, so kann man dabey wieder zwey Fälle p1c_477.005 unterscheiden. Entweder die Personen, die abwechseln, p1c_477.006 sind blos als verschiedene Stimmen zu p1c_477.007 betrachten, ohne daß den redenden außer dem allgemeinenp1c_477.008 poetischen Charakter noch ein besondererp1c_477.009 mitgetheilt wird, (z. B. Wechselgesänge, amoibaia) p1c_477.010 oder die abwechselnd redenden haben noch einen durch p1c_477.011 das Historische eines Gedichts näher bestimmten Charakter. p1c_477.012 Dies giebt die dramatisirenden Dichtungsarten.
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p1c_477.014 Anmerk. Drama kommt von drao facio. Also p1c_477.015 sollte der Ausdruck dramatisch eigentlich nur bey historischenp1c_477.016 Gedichten statt haben, wo um der Handlungenp1c_477.017 willen geredet wird. Jndeß findet man auch lyrische Gedichte, p1c_477.018 z. B. Horaz: donec gratus eram tibi, wo abwechselnd p1c_477.019 geredet wird, und wo die Personen, die abwechseln, p1c_477.020 besondre Charaktere haben, die zwar nicht handeln, p1c_477.021 aber doch historisch bestimmt sind, z. B. Horaz: Lydia. - p1c_477.022 Auch Wechselgesänge, wie beym Virgil und Theocrit die p1c_477.023 der Schäfer, beym Horaz und Katull der Jünglinge und p1c_477.024 Mädchen, setzen doch einen besondern Charakter der Sänger p1c_477.025 voraus. Daphnis, in Theocrits achter Jdylle, hat einen p1c_477.026 andern Sinn, als Menalkas. Das Gedicht hat historische
p1c_477.001 als wenn man voraussetzt, das Gedicht sey so eingerichtet, p1c_477.002 daß es von Mehreren gesungen werden könne. p1c_477.003 Dies giebt die Liederform. Sprechen Mehrere p1c_477.004 abwechselnd, so kann man dabey wieder zwey Fälle p1c_477.005 unterscheiden. Entweder die Personen, die abwechseln, p1c_477.006 sind blos als verschiedene Stimmen zu p1c_477.007 betrachten, ohne daß den redenden außer dem allgemeinenp1c_477.008 poetischen Charakter noch ein besondererp1c_477.009 mitgetheilt wird, (z. B. Wechselgesänge, ἀμοιβαια) p1c_477.010 oder die abwechselnd redenden haben noch einen durch p1c_477.011 das Historische eines Gedichts näher bestimmten Charakter. p1c_477.012 Dies giebt die dramatisirenden Dichtungsarten.
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p1c_477.014 Anmerk. Δραμα kommt von δραω facio. Also p1c_477.015 sollte der Ausdruck dramatisch eigentlich nur bey historischenp1c_477.016 Gedichten statt haben, wo um der Handlungenp1c_477.017 willen geredet wird. Jndeß findet man auch lyrische Gedichte, p1c_477.018 z. B. Horaz: donec gratus eram tibi, wo abwechselnd p1c_477.019 geredet wird, und wo die Personen, die abwechseln, p1c_477.020 besondre Charaktere haben, die zwar nicht handeln, p1c_477.021 aber doch historisch bestimmt sind, z. B. Horaz: Lydia. ─ p1c_477.022 Auch Wechselgesänge, wie beym Virgil und Theocrit die p1c_477.023 der Schäfer, beym Horaz und Katull der Jünglinge und p1c_477.024 Mädchen, setzen doch einen besondern Charakter der Sänger p1c_477.025 voraus. Daphnis, in Theocrits achter Jdylle, hat einen p1c_477.026 andern Sinn, als Menalkas. Das Gedicht hat historische
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als wenn man voraussetzt, das Gedicht sey so eingerichtet, p1c_477.002
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abwechselnd, so kann man dabey wieder zwey Fälle p1c_477.005
unterscheiden. Entweder die Personen, die abwechseln, p1c_477.006
sind blos als verschiedene Stimmen zu p1c_477.007
betrachten, ohne daß den redenden außer dem allgemeinen p1c_477.008
poetischen Charakter noch ein besonderer p1c_477.009
mitgetheilt wird, (z. B. Wechselgesänge, ἀμοιβαια) p1c_477.010
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das Historische eines Gedichts näher bestimmten Charakter. p1c_477.012
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z. B. Horaz: donec gratus eram tibi, wo abwechselnd p1c_477.019
geredet wird, und wo die Personen, die abwechseln, p1c_477.020
besondre Charaktere haben, die zwar nicht handeln, p1c_477.021
aber doch historisch bestimmt sind, z. B. Horaz: Lydia. ─ p1c_477.022
Auch Wechselgesänge, wie beym Virgil und Theocrit die p1c_477.023
der Schäfer, beym Horaz und Katull der Jünglinge und p1c_477.024
Mädchen, setzen doch einen besondern Charakter der Sänger p1c_477.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/535>, abgerufen am 24.11.2024.
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