p1c_013.001 ist, und lernen in dieser Kirche die Rechte unsres Jndividuums p1c_013.002 nur unbeschadet des höhern Ganzen geltend zu p1c_013.003 machen. Daß übrigens die Poesie, wenn sie mehr als p1c_013.004 eine Dienerin der Sinnlichkeit seyn, und uns mit den göttlichen p1c_013.005 Jdeen vertrauter machen soll, wenig Freunde findet, p1c_013.006 ist natürlich. Wir hassen alles, was uns von unsrer sinnlichen p1c_013.007 Existenz abzuziehen droht, in der es uns so behaglich p1c_013.008 ist. Menschen, die den Sohn Gottes kreuzigten, die dürstende p1c_013.009 Lippe, auf welche der Ewige das himmlische Wort p1c_013.010 der Liebe legte, mit Essig und Wermuth tränken konnten, p1c_013.011 Menschen, die zulassen konnten, daß ein Socrates den p1c_013.012 Giftbecher trank, diese können ja auch wohl einen Homer, p1c_013.013 einen Tasso, einen Milton, einen Camoens, einen Buttler p1c_013.014 und Otway verhungern lassen.
p1c_013.015 §. 3.
p1c_013.016 Poesie ist diejenige freye Kunst, welche p1c_013.017 sich zu Hervorbringung des Jdealen der Sprachep1c_013.018 bedient.
p1c_013.019 Anmerk. 1. Hier beginnt erst der Unterschied der p1c_013.020 Poesie von den übrigen Künsten. Raphael, der ein Marienbild p1c_013.021 mit dem Christuskinde mahlt, hält uns, wie der p1c_013.022 Dichter, das Jdeale vor. Wir sehn hier keine gewöhnliche p1c_013.023 Mutter aus der Jndividuenwelt, wir sehn die mütterliche p1c_013.024 Liebe aller Zeiten, wir sehn diese Mutterliebe im höchsten
p1c_013.001 ist, und lernen in dieser Kirche die Rechte unsres Jndividuums p1c_013.002 nur unbeschadet des höhern Ganzen geltend zu p1c_013.003 machen. Daß übrigens die Poesie, wenn sie mehr als p1c_013.004 eine Dienerin der Sinnlichkeit seyn, und uns mit den göttlichen p1c_013.005 Jdeen vertrauter machen soll, wenig Freunde findet, p1c_013.006 ist natürlich. Wir hassen alles, was uns von unsrer sinnlichen p1c_013.007 Existenz abzuziehen droht, in der es uns so behaglich p1c_013.008 ist. Menschen, die den Sohn Gottes kreuzigten, die dürstende p1c_013.009 Lippe, auf welche der Ewige das himmlische Wort p1c_013.010 der Liebe legte, mit Essig und Wermuth tränken konnten, p1c_013.011 Menschen, die zulassen konnten, daß ein Socrates den p1c_013.012 Giftbecher trank, diese können ja auch wohl einen Homer, p1c_013.013 einen Tasso, einen Milton, einen Camoens, einen Buttler p1c_013.014 und Otway verhungern lassen.
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p1c_013.016 Poesie ist diejenige freye Kunst, welche p1c_013.017 sich zu Hervorbringung des Jdealen der Sprachep1c_013.018 bedient.
p1c_013.019 Anmerk. 1. Hier beginnt erst der Unterschied der p1c_013.020 Poesie von den übrigen Künsten. Raphael, der ein Marienbild p1c_013.021 mit dem Christuskinde mahlt, hält uns, wie der p1c_013.022 Dichter, das Jdeale vor. Wir sehn hier keine gewöhnliche p1c_013.023 Mutter aus der Jndividuenwelt, wir sehn die mütterliche p1c_013.024 Liebe aller Zeiten, wir sehn diese Mutterliebe im höchsten
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Poesie von den übrigen Künsten. Raphael, der ein Marienbild p1c_013.021
mit dem Christuskinde mahlt, hält uns, wie der p1c_013.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/71>, abgerufen am 26.11.2024.
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