p2c_586.001 Reim, wie wir bewiesen haben, so viel zur Bezeichnung p2c_586.002 der rhythmischen Glieder des Perioden thut, so ist er p2c_586.003 bey dem Rezitativ nicht so unnöthig, als einige Theoretiker p2c_586.004 meynen. Ein Reim, wo die rhythmische Reihe p2c_586.005 endet, (dahin muß er kommen) thut allemal eine sehr gute p2c_586.006 Wirkung. Daß der Dichter und Musiker richtig declamiren, p2c_586.007 die Accente, die guten und schlechten Noten beobachten, p2c_586.008 daß die Worte von vorzüglichem Wohlklang seyn müssen, p2c_586.009 versteht sich von selbst. Die Arie erfordert ein gleichmäßigeres, p2c_586.010 strophisches Metrum. Sie besteht gewöhnlich p2c_586.011 aus zwey Hälften mit correspondirenden Reimen, deren p2c_586.012 erste die Caprice der Musiker mehr heraushebt, und am p2c_586.013 Ende noch einmal wiederholt. Die Wiederholungen müssen p2c_586.014 nicht blos musikalische Figuren, sondern auch dichterisch p2c_586.015 nothwendig seyn. Für die Arie muß von dem Dichter ein p2c_586.016 vorzüglich gefühlvoller Stoff gewählt werden. Wunderbar p2c_586.017 klingen die Verse von Rousseau in seiner Kantate contre p2c_586.018 l'hiver in einer Arie: tandis, qu'assis a table dans un p2c_586.019 reduit aimable sans soins et sans amour pres d'un ami p2c_586.020 fidele de la saison nouvelle s'attendrai le retour. Jn p2c_586.021 den Oratorien, wo mehrere Stimmen statt finden, giebt p2c_586.022 es Duette, Terzette, Chöre, Chorale u. s. w. - Die p2c_586.023 eigentlichen Kantaten sind gewöhnlich Monologen, die bey p2c_586.024 den Engländern bey Pope und Dryden die Form der Oden p2c_586.025 haben, bey den Jtalienern und Franzosen oft mehr elegisch p2c_586.026 sind.
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p2c_586.001 Reim, wie wir bewiesen haben, so viel zur Bezeichnung p2c_586.002 der rhythmischen Glieder des Perioden thut, so ist er p2c_586.003 bey dem Rezitativ nicht so unnöthig, als einige Theoretiker p2c_586.004 meynen. Ein Reim, wo die rhythmische Reihe p2c_586.005 endet, (dahin muß er kommen) thut allemal eine sehr gute p2c_586.006 Wirkung. Daß der Dichter und Musiker richtig declamiren, p2c_586.007 die Accente, die guten und schlechten Noten beobachten, p2c_586.008 daß die Worte von vorzüglichem Wohlklang seyn müssen, p2c_586.009 versteht sich von selbst. Die Arie erfordert ein gleichmäßigeres, p2c_586.010 strophisches Metrum. Sie besteht gewöhnlich p2c_586.011 aus zwey Hälften mit correspondirenden Reimen, deren p2c_586.012 erste die Caprice der Musiker mehr heraushebt, und am p2c_586.013 Ende noch einmal wiederholt. Die Wiederholungen müssen p2c_586.014 nicht blos musikalische Figuren, sondern auch dichterisch p2c_586.015 nothwendig seyn. Für die Arie muß von dem Dichter ein p2c_586.016 vorzüglich gefühlvoller Stoff gewählt werden. Wunderbar p2c_586.017 klingen die Verse von Rousseau in seiner Kantate contre p2c_586.018 l'hiver in einer Arie: tandis, qu'assis à table dans un p2c_586.019 réduit aimable sans soins et sans amour près d'un ami p2c_586.020 fidele de la saison nouvelle s'attendrai le retour. Jn p2c_586.021 den Oratorien, wo mehrere Stimmen statt finden, giebt p2c_586.022 es Duette, Terzette, Chöre, Chorale u. s. w. ─ Die p2c_586.023 eigentlichen Kantaten sind gewöhnlich Monologen, die bey p2c_586.024 den Engländern bey Pope und Dryden die Form der Oden p2c_586.025 haben, bey den Jtalienern und Franzosen oft mehr elegisch p2c_586.026 sind.
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fidele de la saison nouvelle s'attendrai le retour. Jn p2c_586.021
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eigentlichen Kantaten sind gewöhnlich Monologen, die bey p2c_586.024
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/110>, abgerufen am 16.07.2024.
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