Mathematiker Cayley, der Astronom Adams (die beide unter- dessen verstorben sind), der Moralphilosoph Henry Sidgewick (dessen Gattin jetzt dem College vorsteht). Die Universitäts- professoren waren es, auf deren Unterricht die jungen Mädchen zunächst angewiesen waren; aber seitdem hat das Frauenstudium auch seine eigenen Professoren erzeugt, deren nun etliche in Newnham College wohnen oder aus der Stadt täglich hinein- kommen. Jn einzelnen Fällen sind die beiden Hälften des akademischen Studiums in einem Ehepaar vereinigt. So ist die treffliche Gattin des Professors der Nationalökonomie Alfred Marshall seit einer Reihe von Jahren Lehrerin desselben Faches in Newnham College, wie sie thatsächlich die treue Gehülfin der wissenschaftlichen Arbeiten ihres Gatten ist und demselben mit Genugthuung die Last abnimmt, seinen ausländischen Gästen (so auch mir selber im Frühjahr 1890) Newnham College zu zeigen. Und die Tochter von Marshall's Vorgänger im Amte, dem General-Postmeister Henry Fawcett, ist im Sommer 1890 durch ein glänzend bestandenes Examen in der Mathematik der Gegenstand der Bewunderung von ganz England geworden.
Verschieden von den Frauenakademien der Vereinigten Staaten, waren hier die financiellen Mittel nicht groß genug, um von vornherein ein selbständiges Jnstitut zu gründen. Man lehnte sich an die Universität an und suchte erst allmählich sich relativ selbständig zu machen. Das Verhältniß zur Universität, das man gewann, wurde schrittweise, ja mit großer Vorsicht, erlangt. Zum Beginn wurde eine Anstandsdame erwählt, deren Begleitung zum Besuche der Universitätsvorlesungen den jungen Damen auferlegt wurde. Noch jetzt wohnt die Mehrzahl der- selben im College selber; nur besondere Gründe (Alter von dreißig Jahren, Verwandte am Orte) gestatten eine Ausnahme. Die Art der Mädchen von Newnham, sagt eine sachkundige
Mathematiker Cayley, der Astronom Adams (die beide unter- dessen verstorben sind), der Moralphilosoph Henry Sidgewick (dessen Gattin jetzt dem College vorsteht). Die Universitäts- professoren waren es, auf deren Unterricht die jungen Mädchen zunächst angewiesen waren; aber seitdem hat das Frauenstudium auch seine eigenen Professoren erzeugt, deren nun etliche in Newnham College wohnen oder aus der Stadt täglich hinein- kommen. Jn einzelnen Fällen sind die beiden Hälften des akademischen Studiums in einem Ehepaar vereinigt. So ist die treffliche Gattin des Professors der Nationalökonomie Alfred Marshall seit einer Reihe von Jahren Lehrerin desselben Faches in Newnham College, wie sie thatsächlich die treue Gehülfin der wissenschaftlichen Arbeiten ihres Gatten ist und demselben mit Genugthuung die Last abnimmt, seinen ausländischen Gästen (so auch mir selber im Frühjahr 1890) Newnham College zu zeigen. Und die Tochter von Marshall's Vorgänger im Amte, dem General-Postmeister Henry Fawcett, ist im Sommer 1890 durch ein glänzend bestandenes Examen in der Mathematik der Gegenstand der Bewunderung von ganz England geworden.
Verschieden von den Frauenakademien der Vereinigten Staaten, waren hier die financiellen Mittel nicht groß genug, um von vornherein ein selbständiges Jnstitut zu gründen. Man lehnte sich an die Universität an und suchte erst allmählich sich relativ selbständig zu machen. Das Verhältniß zur Universität, das man gewann, wurde schrittweise, ja mit großer Vorsicht, erlangt. Zum Beginn wurde eine Anstandsdame erwählt, deren Begleitung zum Besuche der Universitätsvorlesungen den jungen Damen auferlegt wurde. Noch jetzt wohnt die Mehrzahl der- selben im College selber; nur besondere Gründe (Alter von dreißig Jahren, Verwandte am Orte) gestatten eine Ausnahme. Die Art der Mädchen von Newnham, sagt eine sachkundige
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Mathematiker Cayley, der Astronom Adams (die beide unter-
dessen verstorben sind), der Moralphilosoph Henry Sidgewick
(dessen Gattin jetzt dem College vorsteht). Die Universitäts-
professoren waren es, auf deren Unterricht die jungen Mädchen
zunächst angewiesen waren; aber seitdem hat das Frauenstudium
auch seine eigenen Professoren erzeugt, deren nun etliche in
Newnham College wohnen oder aus der Stadt täglich hinein-
kommen. Jn einzelnen Fällen sind die beiden Hälften des
akademischen Studiums in einem Ehepaar vereinigt. So ist
die treffliche Gattin des Professors der Nationalökonomie Alfred
Marshall seit einer Reihe von Jahren Lehrerin desselben Faches
in Newnham College, wie sie thatsächlich die treue Gehülfin
der wissenschaftlichen Arbeiten ihres Gatten ist und demselben
mit Genugthuung die Last abnimmt, seinen ausländischen Gästen
(so auch mir selber im Frühjahr 1890) Newnham College
zu zeigen. Und die Tochter von Marshall's Vorgänger im
Amte, dem General-Postmeister Henry Fawcett, ist im Sommer
1890 durch ein glänzend bestandenes Examen in der Mathematik
der Gegenstand der Bewunderung von ganz England geworden.
Verschieden von den Frauenakademien der Vereinigten
Staaten, waren hier die financiellen Mittel nicht groß genug,
um von vornherein ein selbständiges Jnstitut zu gründen. Man
lehnte sich an die Universität an und suchte erst allmählich sich
relativ selbständig zu machen. Das Verhältniß zur Universität,
das man gewann, wurde schrittweise, ja mit großer Vorsicht,
erlangt. Zum Beginn wurde eine Anstandsdame erwählt, deren
Begleitung zum Besuche der Universitätsvorlesungen den jungen
Damen auferlegt wurde. Noch jetzt wohnt die Mehrzahl der-
selben im College selber; nur besondere Gründe (Alter von
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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/192>, abgerufen am 19.02.2025.
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