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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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heit ein gemeinsamer Unterbau für alle weibliche Erziehung
liegen, für die unteren Classen eine bessere Ausbildung für das
eigene Haus, für den Gesindedienst, für die möglichste Ab-
lenkung von der Arbeit der Fabrik. Neben viel weiter gehender
Entwickelung der Gewerbeinspektion zum Schutze der weiblichen
Arbeiterinnen (insbesondere durch das unentbehrliche Jnstitut
weiblicher Gewerbeinspectoren) sollen die gebildeten Frauen den
Arbeiterinnen in den Formen der freien Selbsthülfe entgegen-
kommen. Um aber zur Mitarbeit an der wirthschaftlichen
Hebung der Arbeiterinnen geeignet zu sein, muß die gebildete
Frau einmal ihre Aesthetik an den Nagel hängen und sich mit
dem realen Leben beschäftigen.

Wie ernst diese letztere Forderung bereits verstanden wird,
hat die Rednerin des Congresses damit bewiesen, daß sie, um
das Leben und Denken der Arbeiterinnen kennen zu lernen,
als Arbeiterin in eine Cartonnagefabrik eingetreten ist -
worüber die Dame Bericht erstattet hat (in der Wochenschrift
"Die Hülfe", herausgegeben von Pastor Friedrich Naumann,
Jahrgang 1895. Nr. 6 und 7).

Sie selber hat auch bereits auf ein neues Project hin-
gewiesen, das von einer gleichgesinnten Dame ausgeht, auf die
Errichtung einer "wirthschaftlichen Frauenhochschule"*)
, für
welche man in weiblichen Kreisen die financiellen Mittel auf-
zubringen sich anschickt. Das Wesen dieses Projects soll auf
einer Art weiblicher Dienstpflicht beruhen zur Erlernung der
häuslichen Fertigkeiten und Tugenden, für welche oft gerade in

*) "Der freiwillige Dienst in der wirthschaftlichen Frauenhoch->lb/> schule". Von Jda von Kortzfleisch. Hannover 1895. Etwas Aehn-
liches - aber geradezu durch Einrichtung einer staatlichen Frauen-
hochschule, strebt Sibylle von Waldheim, "Die Frau ist schuld!"
Leipzig 1896, an, mit lebhaften Klagen über die heutigen Zustände.
Cohn, Die deutsche Frauenbewegung. 4

heit ein gemeinsamer Unterbau für alle weibliche Erziehung
liegen, für die unteren Classen eine bessere Ausbildung für das
eigene Haus, für den Gesindedienst, für die möglichste Ab-
lenkung von der Arbeit der Fabrik. Neben viel weiter gehender
Entwickelung der Gewerbeinspektion zum Schutze der weiblichen
Arbeiterinnen (insbesondere durch das unentbehrliche Jnstitut
weiblicher Gewerbeinspectoren) sollen die gebildeten Frauen den
Arbeiterinnen in den Formen der freien Selbsthülfe entgegen-
kommen. Um aber zur Mitarbeit an der wirthschaftlichen
Hebung der Arbeiterinnen geeignet zu sein, muß die gebildete
Frau einmal ihre Aesthetik an den Nagel hängen und sich mit
dem realen Leben beschäftigen.

Wie ernst diese letztere Forderung bereits verstanden wird,
hat die Rednerin des Congresses damit bewiesen, daß sie, um
das Leben und Denken der Arbeiterinnen kennen zu lernen,
als Arbeiterin in eine Cartonnagefabrik eingetreten ist –
worüber die Dame Bericht erstattet hat (in der Wochenschrift
„Die Hülfe“, herausgegeben von Pastor Friedrich Naumann,
Jahrgang 1895. Nr. 6 und 7).

Sie selber hat auch bereits auf ein neues Project hin-
gewiesen, das von einer gleichgesinnten Dame ausgeht, auf die
Errichtung einer „wirthschaftlichen Frauenhochschule“*)
, für
welche man in weiblichen Kreisen die financiellen Mittel auf-
zubringen sich anschickt. Das Wesen dieses Projects soll auf
einer Art weiblicher Dienstpflicht beruhen zur Erlernung der
häuslichen Fertigkeiten und Tugenden, für welche oft gerade in

*) „Der freiwillige Dienst in der wirthschaftlichen Frauenhoch->lb/> schule“. Von Jda von Kortzfleisch. Hannover 1895. Etwas Aehn-
liches – aber geradezu durch Einrichtung einer staatlichen Frauen-
hochschule, strebt Sibylle von Waldheim, „Die Frau ist schuld!“
Leipzig 1896, an, mit lebhaften Klagen über die heutigen Zustände.
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[49/0065] heit ein gemeinsamer Unterbau für alle weibliche Erziehung liegen, für die unteren Classen eine bessere Ausbildung für das eigene Haus, für den Gesindedienst, für die möglichste Ab- lenkung von der Arbeit der Fabrik. Neben viel weiter gehender Entwickelung der Gewerbeinspektion zum Schutze der weiblichen Arbeiterinnen (insbesondere durch das unentbehrliche Jnstitut weiblicher Gewerbeinspectoren) sollen die gebildeten Frauen den Arbeiterinnen in den Formen der freien Selbsthülfe entgegen- kommen. Um aber zur Mitarbeit an der wirthschaftlichen Hebung der Arbeiterinnen geeignet zu sein, muß die gebildete Frau einmal ihre Aesthetik an den Nagel hängen und sich mit dem realen Leben beschäftigen. Wie ernst diese letztere Forderung bereits verstanden wird, hat die Rednerin des Congresses damit bewiesen, daß sie, um das Leben und Denken der Arbeiterinnen kennen zu lernen, als Arbeiterin in eine Cartonnagefabrik eingetreten ist – worüber die Dame Bericht erstattet hat (in der Wochenschrift „Die Hülfe“, herausgegeben von Pastor Friedrich Naumann, Jahrgang 1895. Nr. 6 und 7). Sie selber hat auch bereits auf ein neues Project hin- gewiesen, das von einer gleichgesinnten Dame ausgeht, auf die Errichtung einer „wirthschaftlichen Frauenhochschule“ *) , für welche man in weiblichen Kreisen die financiellen Mittel auf- zubringen sich anschickt. Das Wesen dieses Projects soll auf einer Art weiblicher Dienstpflicht beruhen zur Erlernung der häuslichen Fertigkeiten und Tugenden, für welche oft gerade in *) „Der freiwillige Dienst in der wirthschaftlichen Frauenhoch->lb/> schule“. Von Jda von Kortzfleisch. Hannover 1895. Etwas Aehn- liches – aber geradezu durch Einrichtung einer staatlichen Frauen- hochschule, strebt Sibylle von Waldheim, „Die Frau ist schuld!“ Leipzig 1896, an, mit lebhaften Klagen über die heutigen Zustände. Cohn, Die deutsche Frauenbewegung. 4

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/65>, abgerufen am 04.12.2024.