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Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

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Noch dauern zwischen uns -- Gesteh' es, Sohn:
Als du das hohe Kapitol ersahst,
Da dachtest du -- "Es hat doch diese Stadt
"Mich aufgenährt, zum Helden mich gebildet,
"Mit Würden mich geziert, mit Ruhm bekränzt!" --
Und als dein Blick auf jene Gräber fiel,
Wohin dich oft die fromme Neigung zog,
Da schauderte dein Innerstes zurück,
Bey dem Gedanken, daß der Fremden Fuß
Nun bald das Heiligthum entweihen soll:
Und bänger sahst du hin auf jene Tempel,
Aus denen dir erzürnte Götter droh'n --
Und enger zog sich nun dein Herz zusammen;
Denn an die Kinder dachtest du -- die Armen! --
Ihr Erbtheil ist der Bürger Haß und Fluch!
Volumnia.
(aufschrepend.)
O meine Kinder!
Veturia.
Sieh! dein treues Weib!
Ein Bild des Jammers -- einst durch dich so glücklich!
Und mich! Und mich!! Sieh deine Mutter! Ach
Die sehnlich ihrem Tod entgegen seufzet.
Coriolan.
Was wühlst du grausam nun mein Innres auf?
Das ist nicht gut! Das macht mich elend, Mutter!
Veturia.
Wohl mir -- du bist bewegt! die Rache schmolz!
Noch dauern zwiſchen uns — Geſteh’ es, Sohn:
Als du das hohe Kapitol erſahſt,
Da dachteſt du — »Es hat doch dieſe Stadt
»Mich aufgenährt, zum Helden mich gebildet,
»Mit Würden mich geziert, mit Ruhm bekränzt!« —
Und als dein Blick auf jene Gräber fiel,
Wohin dich oft die fromme Neigung zog,
Da ſchauderte dein Innerſtes zurück,
Bey dem Gedanken, daß der Fremden Fuß
Nun bald das Heiligthum entweihen ſoll:
Und bänger ſahſt du hin auf jene Tempel,
Aus denen dir erzürnte Götter droh’n —
Und enger zog ſich nun dein Herz zuſammen;
Denn an die Kinder dachteſt du — die Armen! —
Ihr Erbtheil iſt der Bürger Haß und Fluch!
Volumnia.
(aufſchrepend.)
O meine Kinder!
Veturia.
Sieh! dein treues Weib!
Ein Bild des Jammers — einſt durch dich ſo glücklich!
Und mich! Und mich!! Sieh deine Mutter! Ach
Die ſehnlich ihrem Tod entgegen ſeufzet.
Coriolan.
Was wühlſt du grauſam nun mein Innres auf?
Das iſt nicht gut! Das macht mich elend, Mutter!
Veturia.
Wohl mir — du biſt bewegt! die Rache ſchmolz!
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[109/0117] Noch dauern zwiſchen uns — Geſteh’ es, Sohn: Als du das hohe Kapitol erſahſt, Da dachteſt du — »Es hat doch dieſe Stadt »Mich aufgenährt, zum Helden mich gebildet, »Mit Würden mich geziert, mit Ruhm bekränzt!« — Und als dein Blick auf jene Gräber fiel, Wohin dich oft die fromme Neigung zog, Da ſchauderte dein Innerſtes zurück, Bey dem Gedanken, daß der Fremden Fuß Nun bald das Heiligthum entweihen ſoll: Und bänger ſahſt du hin auf jene Tempel, Aus denen dir erzürnte Götter droh’n — Und enger zog ſich nun dein Herz zuſammen; Denn an die Kinder dachteſt du — die Armen! — Ihr Erbtheil iſt der Bürger Haß und Fluch! Volumnia. (aufſchrepend.) O meine Kinder! Veturia. Sieh! dein treues Weib! Ein Bild des Jammers — einſt durch dich ſo glücklich! Und mich! Und mich!! Sieh deine Mutter! Ach Die ſehnlich ihrem Tod entgegen ſeufzet. Coriolan. Was wühlſt du grauſam nun mein Innres auf? Das iſt nicht gut! Das macht mich elend, Mutter! Veturia. Wohl mir — du biſt bewegt! die Rache ſchmolz!

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Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/117>, abgerufen am 24.11.2024.