Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Coriolan.
Nein, sag' ich, nein!
Ich habe recht gethan -- Es reut mich nicht.
Da schweiget der Senat, wenn der Tribun
Auf Volksgunst sich den hohen Thron erbaut --
Und thut, als wär' er blind -- Nun immerhin,
So mögen einst die Väter sich befragen,
Was die verbrämte Tunica bedeute --?!
Es kommt dahin und bald. Das sollt' ich sehn? --
Ich tauge nicht zu diesem Regiment,
Und besser ist's -- ich geh'.
Veturia.
Und stürze so
Die Kinder, Gattin, Mutter in's Verderben!
Coriolan.
Sich gleich zu bleiben, ist dem Manne Pflicht.
-- An Jenen denkt, den wir von Rom vertrieben.
Er war ein großer Geist, und nützte Rom,
Und hob es sehr. Allein, er übte Willkühr!
Und Willkühr haß' ich, übe sie wer immer --
Drum mußt' er fort! -- Den Großen hab' ich nicht
Geduldet; und ich sollte den Sicin
Ertragen? -- nein -- verachten müßt' ich mich!
Veturia.
Du zielst auf den Tribun und triffst das Volk!
Wer tadelt deinen Zweck? -- Allein, die Art --
Coriolan.
(einfallend.)
Ja wohl! O hätt' ich Mährchen doch geschwätzt
Coriolan.
Nein, ſag’ ich, nein!
Ich habe recht gethan — Es reut mich nicht.
Da ſchweiget der Senat, wenn der Tribun
Auf Volksgunſt ſich den hohen Thron erbaut —
Und thut, als wär’ er blind — Nun immerhin,
So mögen einſt die Väter ſich befragen,
Was die verbrämte Tunica bedeute —?!
Es kommt dahin und bald. Das ſollt’ ich ſehn? —
Ich tauge nicht zu dieſem Regiment,
Und beſſer iſt’s — ich geh’.
Veturia.
Und ſtürze ſo
Die Kinder, Gattin, Mutter in’s Verderben!
Coriolan.
Sich gleich zu bleiben, iſt dem Manne Pflicht.
— An Jenen denkt, den wir von Rom vertrieben.
Er war ein großer Geiſt, und nützte Rom,
Und hob es ſehr. Allein, er übte Willkühr!
Und Willkühr haß’ ich, übe ſie wer immer —
Drum mußt’ er fort! — Den Großen hab’ ich nicht
Geduldet; und ich ſollte den Sicin
Ertragen? — nein — verachten müßt’ ich mich!
Veturia.
Du zielſt auf den Tribun und triffſt das Volk!
Wer tadelt deinen Zweck? — Allein, die Art —
Coriolan.
(einfallend.)
Ja wohl! O hätt’ ich Mährchen doch geſchwätzt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0033" n="25"/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Nein, &#x017F;ag&#x2019; ich, nein!</hi><lb/>
Ich habe recht gethan &#x2014; Es reut mich nicht.<lb/>
Da &#x017F;chweiget der Senat, wenn der Tribun<lb/>
Auf Volksgun&#x017F;t &#x017F;ich den hohen Thron erbaut &#x2014;<lb/>
Und thut, als wär&#x2019; er blind &#x2014; Nun immerhin,<lb/>
So mögen ein&#x017F;t die Väter &#x017F;ich befragen,<lb/>
Was die verbrämte Tunica bedeute &#x2014;?!<lb/>
Es kommt dahin und bald. Das &#x017F;ollt&#x2019; ich &#x017F;ehn? &#x2014;<lb/>
Ich tauge nicht zu die&#x017F;em Regiment,<lb/>
Und be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t&#x2019;s &#x2014; ich geh&#x2019;.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Und &#x017F;türze &#x017F;o</hi><lb/>
Die Kinder, Gattin, Mutter in&#x2019;s Verderben!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Sich gleich zu bleiben, i&#x017F;t dem Manne Pflicht.<lb/>
&#x2014; An Jenen denkt, den wir von Rom vertrieben.<lb/>
Er war ein großer Gei&#x017F;t, und nützte Rom,<lb/>
Und hob es &#x017F;ehr. Allein, er übte <hi rendition="#g">Willkühr</hi>!<lb/>
Und Willkühr haß&#x2019; ich, übe &#x017F;ie wer immer &#x2014;<lb/>
Drum mußt&#x2019; er fort! &#x2014; Den Großen hab&#x2019; ich nicht<lb/>
Geduldet; und ich &#x017F;ollte den Sicin<lb/>
Ertragen? &#x2014; nein &#x2014; verachten müßt&#x2019; ich mich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Du ziel&#x017F;t auf den Tribun und triff&#x017F;t das Volk!<lb/>
Wer tadelt deinen Zweck? &#x2014; Allein, die Art &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(einfallend.)</stage><lb/>
            <p>Ja wohl! O hätt&#x2019; ich Mährchen doch ge&#x017F;chwätzt<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0033] Coriolan. Nein, ſag’ ich, nein! Ich habe recht gethan — Es reut mich nicht. Da ſchweiget der Senat, wenn der Tribun Auf Volksgunſt ſich den hohen Thron erbaut — Und thut, als wär’ er blind — Nun immerhin, So mögen einſt die Väter ſich befragen, Was die verbrämte Tunica bedeute —?! Es kommt dahin und bald. Das ſollt’ ich ſehn? — Ich tauge nicht zu dieſem Regiment, Und beſſer iſt’s — ich geh’. Veturia. Und ſtürze ſo Die Kinder, Gattin, Mutter in’s Verderben! Coriolan. Sich gleich zu bleiben, iſt dem Manne Pflicht. — An Jenen denkt, den wir von Rom vertrieben. Er war ein großer Geiſt, und nützte Rom, Und hob es ſehr. Allein, er übte Willkühr! Und Willkühr haß’ ich, übe ſie wer immer — Drum mußt’ er fort! — Den Großen hab’ ich nicht Geduldet; und ich ſollte den Sicin Ertragen? — nein — verachten müßt’ ich mich! Veturia. Du zielſt auf den Tribun und triffſt das Volk! Wer tadelt deinen Zweck? — Allein, die Art — Coriolan. (einfallend.) Ja wohl! O hätt’ ich Mährchen doch geſchwätzt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/33
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/33>, abgerufen am 21.11.2024.