Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Auftritt.
Coriolan. Die Gesandtschaft.
Coriolan.
(hebt sich nach einer Pause empor.)
Noch hier? Verwegne, fort!
Glaubt ihr -- ich sey nun schon gebeugt? Ihr Thoren!
Vor euern Mauern sollt ihr bald mit Schrecken
Das Gegentheil erfahren. Eilt nach Rom
Und sagt dem Volk, das sich an Weibern rächt,
Ich komme nach! Sie sollen ja sich hüten,
Der hochgeehrten Mutter nur ein Haar
Zu krümmen! Wenn sie's wagten! -- ha, beym Pluto!
So wie ein Tiger will ich auf sie fallen,
Und Blut soll fließen -- bis die Tiber schwillt!
So lang' in Rom sich noch ein Leben regt,
Soll Blut mir fließen, -- und der Brand von Rom
Mir wochenlang zur grausen Arbeit leuchten,
Bis das Geschlecht vertilgt ist ganz und gar!
Hinweg! sogleich! Nur fort! Sonst mord' ich euch!
Pontifex.
Noch wartet!
Kennst du mich, Coriolan?
Coriolan.
Du bist der Oberpontisex, doch mir
Verhaßt, wie alle!
Pontifex.
Fürchte du die Götter!
Dritter Auftritt.
Coriolan. Die Geſandtſchaft.
Coriolan.
(hebt ſich nach einer Pauſe empor.)
Noch hier? Verwegne, fort!
Glaubt ihr — ich ſey nun ſchon gebeugt? Ihr Thoren!
Vor euern Mauern ſollt ihr bald mit Schrecken
Das Gegentheil erfahren. Eilt nach Rom
Und ſagt dem Volk, das ſich an Weibern rächt,
Ich komme nach! Sie ſollen ja ſich hüten,
Der hochgeehrten Mutter nur ein Haar
Zu krümmen! Wenn ſie’s wagten! — ha, beym Pluto!
So wie ein Tiger will ich auf ſie fallen,
Und Blut ſoll fließen — bis die Tiber ſchwillt!
So lang’ in Rom ſich noch ein Leben regt,
Soll Blut mir fließen, — und der Brand von Rom
Mir wochenlang zur grauſen Arbeit leuchten,
Bis das Geſchlecht vertilgt iſt ganz und gar!
Hinweg! ſogleich! Nur fort! Sonſt mord’ ich euch!
Pontifex.
Noch wartet!
Kennſt du mich, Coriolan?
Coriolan.
Du biſt der Oberpontiſex, doch mir
Verhaßt, wie alle!
Pontifex.
Fürchte du die Götter!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0084" n="76"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dritter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Coriolan. Die Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft</hi>.</stage><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(hebt &#x017F;ich nach einer Pau&#x017F;e empor.)</stage><lb/>
            <p><hi rendition="#c">Noch hier? Verwegne, fort!</hi><lb/>
Glaubt ihr &#x2014; ich &#x017F;ey nun &#x017F;chon gebeugt? Ihr Thoren!<lb/>
Vor euern Mauern &#x017F;ollt ihr bald mit Schrecken<lb/>
Das Gegentheil erfahren. Eilt nach Rom<lb/>
Und &#x017F;agt dem Volk, das &#x017F;ich an Weibern rächt,<lb/>
Ich komme nach! Sie &#x017F;ollen ja &#x017F;ich hüten,<lb/>
Der hochgeehrten Mutter nur ein Haar<lb/>
Zu krümmen! Wenn &#x017F;ie&#x2019;s wagten! &#x2014; ha, beym Pluto!<lb/>
So wie ein Tiger will ich auf &#x017F;ie fallen,<lb/>
Und Blut &#x017F;oll fließen &#x2014; bis die Tiber &#x017F;chwillt!<lb/>
So lang&#x2019; in Rom &#x017F;ich noch ein Leben regt,<lb/>
Soll Blut mir fließen, &#x2014; und der Brand von Rom<lb/>
Mir wochenlang zur grau&#x017F;en Arbeit leuchten,<lb/>
Bis das Ge&#x017F;chlecht vertilgt i&#x017F;t ganz und gar!<lb/>
Hinweg! &#x017F;ogleich! Nur fort! Son&#x017F;t mord&#x2019; ich euch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PON">
            <speaker><hi rendition="#g">Pontifex</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Noch wartet!<lb/><hi rendition="#et">Kenn&#x017F;t du mich, Coriolan?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Du bi&#x017F;t der Oberponti&#x017F;ex, doch mir<lb/>
Verhaßt, wie alle!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PON">
            <speaker><hi rendition="#g">Pontifex</hi>.</speaker><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Fürchte du die Götter!</hi> </p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0084] Dritter Auftritt. Coriolan. Die Geſandtſchaft. Coriolan. (hebt ſich nach einer Pauſe empor.) Noch hier? Verwegne, fort! Glaubt ihr — ich ſey nun ſchon gebeugt? Ihr Thoren! Vor euern Mauern ſollt ihr bald mit Schrecken Das Gegentheil erfahren. Eilt nach Rom Und ſagt dem Volk, das ſich an Weibern rächt, Ich komme nach! Sie ſollen ja ſich hüten, Der hochgeehrten Mutter nur ein Haar Zu krümmen! Wenn ſie’s wagten! — ha, beym Pluto! So wie ein Tiger will ich auf ſie fallen, Und Blut ſoll fließen — bis die Tiber ſchwillt! So lang’ in Rom ſich noch ein Leben regt, Soll Blut mir fließen, — und der Brand von Rom Mir wochenlang zur grauſen Arbeit leuchten, Bis das Geſchlecht vertilgt iſt ganz und gar! Hinweg! ſogleich! Nur fort! Sonſt mord’ ich euch! Pontifex. Noch wartet! Kennſt du mich, Coriolan? Coriolan. Du biſt der Oberpontiſex, doch mir Verhaßt, wie alle! Pontifex. Fürchte du die Götter!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/84
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/84>, abgerufen am 26.11.2024.