Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Da freute sich mein Herz; -- und, so du fehltest,
Der Absicht nicht, ich schrieb's dem Irrthum zu.
Ja, wenn ein Zweifel noch an Menschenwerth
In trüber Nacht die Seele mir durchfuhr,
Da dacht' ich nur an dich! "Sieh da" -- so dacht' ich --
"Er will, was Recht ist, immer, will es fest!"
Und dankend goß ich Opfertrank den Göttern!
Coriolan.
Umarme mich! O mein Sulpitius!
Sulpitius.
Laß ab von mir! Du hast mich nur getäuscht!
Du bist nicht besser, als die andern alle, --
Die nemlich, die ich kenne. Beßre gibt's!
Die sind mir nicht begegnet, doch -- sie sind!
Dort, im Elysium, erkenn' ich sie,
Die schon versammelt sind, und die noch folgen.
Ich hoffe -- bald! -- Du bist ein kleiner Mensch!
Coriolan.
Nicht Einmal noch das Wort!
Sulpitius.
Du drohest? -- Sieh,
Mein Haar ist grau -- Ich fürchte nichts -- Und hast
Du denn mich Armen nicht getäuscht? Du hast!
Du hättest an des Vaterlandes Wohl,
Von jedem Eigennutze frey, gebaut?
O ja! das zeigt sich nun! -- Weil deine Schöpfung
Dem Herren nicht mehr fröhnet, dem du selbst
Ein Sklave dienst, dem ungezähmten Ehrgeiz, --
F 2
Da freute ſich mein Herz; — und, ſo du fehlteſt,
Der Abſicht nicht, ich ſchrieb’s dem Irrthum zu.
Ja, wenn ein Zweifel noch an Menſchenwerth
In trüber Nacht die Seele mir durchfuhr,
Da dacht’ ich nur an dich! »Sieh da« — ſo dacht’ ich —
»Er will, was Recht iſt, immer, will es feſt!«
Und dankend goß ich Opfertrank den Göttern!
Coriolan.
Umarme mich! O mein Sulpitius!
Sulpitius.
Laß ab von mir! Du haſt mich nur getäuſcht!
Du biſt nicht beſſer, als die andern alle, —
Die nemlich, die ich kenne. Beßre gibt’s!
Die ſind mir nicht begegnet, doch — ſie ſind!
Dort, im Elyſium, erkenn’ ich ſie,
Die ſchon verſammelt ſind, und die noch folgen.
Ich hoffe — bald! — Du biſt ein kleiner Menſch!
Coriolan.
Nicht Einmal noch das Wort!
Sulpitius.
Du droheſt? — Sieh,
Mein Haar iſt grau — Ich fürchte nichts — Und haſt
Du denn mich Armen nicht getäuſcht? Du haſt!
Du hätteſt an des Vaterlandes Wohl,
Von jedem Eigennutze frey, gebaut?
O ja! das zeigt ſich nun! — Weil deine Schöpfung
Dem Herren nicht mehr fröhnet, dem du ſelbſt
Ein Sklave dienſt, dem ungezähmten Ehrgeiz, —
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SUL">
            <p><pb facs="#f0091" n="83"/>
Da freute &#x017F;ich mein Herz; &#x2014; und, &#x017F;o du fehlte&#x017F;t,<lb/>
Der Ab&#x017F;icht nicht, ich &#x017F;chrieb&#x2019;s dem Irrthum zu.<lb/>
Ja, wenn ein Zweifel noch an Men&#x017F;chenwerth<lb/>
In trüber Nacht die Seele mir durchfuhr,<lb/>
Da dacht&#x2019; ich nur an <hi rendition="#g">dich</hi>! »Sieh da« &#x2014; &#x017F;o dacht&#x2019; ich &#x2014;<lb/>
»<hi rendition="#g">Er</hi> will, was Recht i&#x017F;t, immer, will es fe&#x017F;t!«<lb/>
Und dankend goß ich Opfertrank den Göttern!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Umarme mich! O mein Sulpitius!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Laß ab von mir! Du ha&#x017F;t mich nur getäu&#x017F;cht!<lb/>
Du bi&#x017F;t nicht be&#x017F;&#x017F;er, als die andern alle, &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Die</hi> nemlich, die ich kenne. Beßre <hi rendition="#g">gibt&#x2019;s</hi>!<lb/>
Die &#x017F;ind mir nicht begegnet, doch &#x2014; <hi rendition="#g">&#x017F;ie &#x017F;ind</hi>!<lb/>
Dort, im Ely&#x017F;ium, erkenn&#x2019; ich &#x017F;ie,<lb/><hi rendition="#g">Die</hi> &#x017F;chon ver&#x017F;ammelt &#x017F;ind, und <hi rendition="#g">die</hi> noch folgen.<lb/>
Ich hoffe &#x2014; bald! &#x2014; Du bi&#x017F;t ein kleiner Men&#x017F;ch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Nicht Einmal noch das Wort!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Du drohe&#x017F;t? &#x2014; Sieh,</hi><lb/>
Mein Haar i&#x017F;t grau &#x2014; Ich fürchte nichts &#x2014; Und ha&#x017F;t<lb/>
Du denn mich Armen nicht getäu&#x017F;cht? Du ha&#x017F;t!<lb/>
Du hätte&#x017F;t an des Vaterlandes Wohl,<lb/>
Von jedem Eigennutze frey, gebaut?<lb/>
O ja! das zeigt &#x017F;ich nun! &#x2014; Weil deine Schöpfung<lb/>
Dem Herren nicht mehr fröhnet, dem du &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Ein Sklave dien&#x017F;t, dem ungezähmten Ehrgeiz, &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0091] Da freute ſich mein Herz; — und, ſo du fehlteſt, Der Abſicht nicht, ich ſchrieb’s dem Irrthum zu. Ja, wenn ein Zweifel noch an Menſchenwerth In trüber Nacht die Seele mir durchfuhr, Da dacht’ ich nur an dich! »Sieh da« — ſo dacht’ ich — »Er will, was Recht iſt, immer, will es feſt!« Und dankend goß ich Opfertrank den Göttern! Coriolan. Umarme mich! O mein Sulpitius! Sulpitius. Laß ab von mir! Du haſt mich nur getäuſcht! Du biſt nicht beſſer, als die andern alle, — Die nemlich, die ich kenne. Beßre gibt’s! Die ſind mir nicht begegnet, doch — ſie ſind! Dort, im Elyſium, erkenn’ ich ſie, Die ſchon verſammelt ſind, und die noch folgen. Ich hoffe — bald! — Du biſt ein kleiner Menſch! Coriolan. Nicht Einmal noch das Wort! Sulpitius. Du droheſt? — Sieh, Mein Haar iſt grau — Ich fürchte nichts — Und haſt Du denn mich Armen nicht getäuſcht? Du haſt! Du hätteſt an des Vaterlandes Wohl, Von jedem Eigennutze frey, gebaut? O ja! das zeigt ſich nun! — Weil deine Schöpfung Dem Herren nicht mehr fröhnet, dem du ſelbſt Ein Sklave dienſt, dem ungezähmten Ehrgeiz, — F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/91
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/91>, abgerufen am 25.11.2024.