Der Kellner raffte die Zeitungen zusammen, die auf dem Tische und den nächsten Stühlen herum- lagen, bückte sich nach einem Journal, das ihm entglitten war, und schleppte die papierne Bürde von dannen. Adam Mensch stand auf, fuhr sich mit der linken, etwas fieberfrostrothen Hand über Stirn und Haar und griff mit einer Bewegung, die nicht ganz frei von Pose war, nach seinem Ueberzieher.
Der Kellner, der sich seiner Zeitungen entledigt hatte und eben um das Buffet bog, stürzte wieder auf Adam zu, um ihm beim Anlegen behülflich zu sein.
"Danke!"
"Bitte!"
Da that sich die Thür des Cafe's auf und eine Dame trat herein, machte ein paar Schritte, blieb sodann stehen, wurde etwas verlegen, etwas roth, sah sich fragend um, ging noch einen Schritt weiter -- und blieb wiederum stehen.
Das Buffet war jetzt leer, der Wirth zufällig abwesend.
Nun tauchte vom hinteren Raume des Cafe's der Zeitungskellner, ein kleiner, beweglicher Gesell mit einem angenehm verkniffenen Gesicht, auf. Er trug eine Zeitung in der Hand, die er der Dame übergab. Diese drehte sich, ohne ein Wort zu sagen, um und verließ mit nicht ganz sicherem Schritt das Lokal. Adam bemerkte, wie sie von den Blicken der meisten Gäste zuvorkommend hinausbegleitet wurde.
Der Kellner raffte die Zeitungen zuſammen, die auf dem Tiſche und den nächſten Stühlen herum- lagen, bückte ſich nach einem Journal, das ihm entglitten war, und ſchleppte die papierne Bürde von dannen. Adam Menſch ſtand auf, fuhr ſich mit der linken, etwas fieberfroſtrothen Hand über Stirn und Haar und griff mit einer Bewegung, die nicht ganz frei von Poſe war, nach ſeinem Ueberzieher.
Der Kellner, der ſich ſeiner Zeitungen entledigt hatte und eben um das Buffet bog, ſtürzte wieder auf Adam zu, um ihm beim Anlegen behülflich zu ſein.
„Danke!“
„Bitte!“
Da that ſich die Thür des Café's auf und eine Dame trat herein, machte ein paar Schritte, blieb ſodann ſtehen, wurde etwas verlegen, etwas roth, ſah ſich fragend um, ging noch einen Schritt weiter — und blieb wiederum ſtehen.
Das Buffet war jetzt leer, der Wirth zufällig abweſend.
Nun tauchte vom hinteren Raume des Café's der Zeitungskellner, ein kleiner, beweglicher Geſell mit einem angenehm verkniffenen Geſicht, auf. Er trug eine Zeitung in der Hand, die er der Dame übergab. Dieſe drehte ſich, ohne ein Wort zu ſagen, um und verließ mit nicht ganz ſicherem Schritt das Lokal. Adam bemerkte, wie ſie von den Blicken der meiſten Gäſte zuvorkommend hinausbegleitet wurde.
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[2/0010]
Der Kellner raffte die Zeitungen zuſammen, die
auf dem Tiſche und den nächſten Stühlen herum-
lagen, bückte ſich nach einem Journal, das ihm
entglitten war, und ſchleppte die papierne Bürde
von dannen. Adam Menſch ſtand auf, fuhr ſich
mit der linken, etwas fieberfroſtrothen Hand über
Stirn und Haar und griff mit einer Bewegung,
die nicht ganz frei von Poſe war, nach ſeinem
Ueberzieher.
Der Kellner, der ſich ſeiner Zeitungen entledigt
hatte und eben um das Buffet bog, ſtürzte wieder
auf Adam zu, um ihm beim Anlegen behülflich
zu ſein.
„Danke!“
„Bitte!“
Da that ſich die Thür des Café's auf und eine
Dame trat herein, machte ein paar Schritte, blieb
ſodann ſtehen, wurde etwas verlegen, etwas roth,
ſah ſich fragend um, ging noch einen Schritt
weiter — und blieb wiederum ſtehen.
Das Buffet war jetzt leer, der Wirth zufällig
abweſend.
Nun tauchte vom hinteren Raume des Café's
der Zeitungskellner, ein kleiner, beweglicher Geſell
mit einem angenehm verkniffenen Geſicht, auf. Er
trug eine Zeitung in der Hand, die er der Dame
übergab. Dieſe drehte ſich, ohne ein Wort zu ſagen,
um und verließ mit nicht ganz ſicherem Schritt das
Lokal. Adam bemerkte, wie ſie von den Blicken der
meiſten Gäſte zuvorkommend hinausbegleitet wurde.
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/10>, abgerufen am 23.11.2024.
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