Emmy Frau Lydia Lange, vergaß die Betheuerungen und Schwüre, die er ihr -- waren denn unter- weilen erst vier, fünf Stunden vergangen? -- schluchzend zugestammelt. Und er vergaß Fräulein Hedwig Irmer, dieses blasse, ernste Weib mit den schweren, dunklen Augen und dem herben, langweiligen Schicksal. Der Stern einer unheimlich ungenirten Liebe stand leuchtend zu Häupten seines Lagers ... seines Lagers, auf dem er so oft allein, so oft ver- waist geruht -- stand, bis die rothe, ehrliche Mor- gensonne kam und Emmys schwarzes Haar bläulich aufschimmern ließ. Die Schläfer aber erwachten, blinzelten in den goldenen Glanz hinein, küßten sich und kosten miteinander in seltsamer Kurzweil. Das Licht wuchs und wuchs. --
Emmy Frau Lydia Lange, vergaß die Betheuerungen und Schwüre, die er ihr — waren denn unter- weilen erſt vier, fünf Stunden vergangen? — ſchluchzend zugeſtammelt. Und er vergaß Fräulein Hedwig Irmer, dieſes blaſſe, ernſte Weib mit den ſchweren, dunklen Augen und dem herben, langweiligen Schickſal. Der Stern einer unheimlich ungenirten Liebe ſtand leuchtend zu Häupten ſeines Lagers ... ſeines Lagers, auf dem er ſo oft allein, ſo oft ver- waiſt geruht — ſtand, bis die rothe, ehrliche Mor- genſonne kam und Emmys ſchwarzes Haar bläulich aufſchimmern ließ. Die Schläfer aber erwachten, blinzelten in den goldenen Glanz hinein, küßten ſich und koſten miteinander in ſeltſamer Kurzweil. Das Licht wuchs und wuchs. —
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Emmy Frau Lydia Lange, vergaß die Betheuerungen
und Schwüre, die er ihr — waren denn unter-
weilen erſt vier, fünf Stunden vergangen? —
ſchluchzend zugeſtammelt. Und er vergaß Fräulein
Hedwig Irmer, dieſes blaſſe, ernſte Weib mit den
ſchweren, dunklen Augen und dem herben, langweiligen
Schickſal. Der Stern einer unheimlich ungenirten
Liebe ſtand leuchtend zu Häupten ſeines Lagers ...
ſeines Lagers, auf dem er ſo oft allein, ſo oft ver-
waiſt geruht — ſtand, bis die rothe, ehrliche Mor-
genſonne kam und Emmys ſchwarzes Haar bläulich
aufſchimmern ließ. Die Schläfer aber erwachten,
blinzelten in den goldenen Glanz hinein, küßten ſich
und koſten miteinander in ſeltſamer Kurzweil. Das
Licht wuchs und wuchs. —
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/184>, abgerufen am 11.12.2024.
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