"Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr Doctor --?"
"Ich danke recht sehr --"
Eigentlich aß Adam Caviar sehr gern. Aber der ihm von Fräulein Hedwig angebotene sah nicht besonders appetitlich aus .. schien doch schon ein Wenig alt, trocken, zähe, salzig geworden zu sein.
"Aber etwas Wurst oder Käse oder etwas Beef nehmen Sie doch noch -- ja? . Bitte! ."
"Wenn Sie gütigst gestatten --" Adam bediente sich.
"Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willst du nicht 'mal trinken? . Es ist zwar etwas warm .. unser Keller taugt nicht viel --"
"Mir ist gar nicht recht, Kind .. Du weißt ja ... und Bier -- ich glaube, es ist besser, wenn ich's stehen lasse -- es könnte mich noch mehr reizen -- gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee -- obwohl Thee meinen Nerven -- aber verzeihen Sie nur, Herr Doctor! Wir haben's diesmal schlecht getroffen ... Sie hätten uns übrigens schon längst wieder einmal aufsuchen sollen .. Hedwig sprach öfter von Ihnen -- ich bin heute leider sehr unpäßlich -- vorgestern fühlte ich mich so wohl und frisch, wie lange nicht -- und nun --"
Ein neuer Hustenanfall unterbrach die mühsam, schleppend, unter stoßendem Athmen hingelispelten Worte Irmers.
Adam sah zu Hedwig hinüber. Sie hatte sich zu ihrem Vater gekehrt und wischte diesem mit einem frischen, leinenen Tuche den Schweiß von der in
„Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr Doctor —?“
„Ich danke recht ſehr —“
Eigentlich aß Adam Caviar ſehr gern. Aber der ihm von Fräulein Hedwig angebotene ſah nicht beſonders appetitlich aus .. ſchien doch ſchon ein Wenig alt, trocken, zähe, ſalzig geworden zu ſein.
„Aber etwas Wurſt oder Käſe oder etwas Beef nehmen Sie doch noch — ja? . Bitte! .“
„Wenn Sie gütigſt geſtatten —“ Adam bediente ſich.
„Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willſt du nicht 'mal trinken? . Es iſt zwar etwas warm .. unſer Keller taugt nicht viel —“
„Mir iſt gar nicht recht, Kind .. Du weißt ja ... und Bier — ich glaube, es iſt beſſer, wenn ich's ſtehen laſſe — es könnte mich noch mehr reizen — gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee — obwohl Thee meinen Nerven — aber verzeihen Sie nur, Herr Doctor! Wir haben's diesmal ſchlecht getroffen ... Sie hätten uns übrigens ſchon längſt wieder einmal aufſuchen ſollen .. Hedwig ſprach öfter von Ihnen — ich bin heute leider ſehr unpäßlich — vorgeſtern fühlte ich mich ſo wohl und friſch, wie lange nicht — und nun —“
Ein neuer Huſtenanfall unterbrach die mühſam, ſchleppend, unter ſtoßendem Athmen hingeliſpelten Worte Irmers.
Adam ſah zu Hedwig hinüber. Sie hatte ſich zu ihrem Vater gekehrt und wiſchte dieſem mit einem friſchen, leinenen Tuche den Schweiß von der in
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0216"n="208"/><p>„Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr<lb/>
Doctor —?“</p><lb/><p>„Ich danke recht ſehr —“</p><lb/><p>Eigentlich aß Adam Caviar ſehr gern. Aber<lb/>
der ihm von Fräulein Hedwig angebotene ſah nicht<lb/>
beſonders appetitlich aus .. ſchien doch ſchon ein<lb/>
Wenig alt, trocken, zähe, ſalzig geworden zu ſein.</p><lb/><p>„Aber etwas Wurſt oder Käſe oder etwas Beef<lb/>
nehmen Sie doch noch — ja? . Bitte! .“</p><lb/><p>„Wenn Sie gütigſt geſtatten —“ Adam bediente ſich.</p><lb/><p>„Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willſt<lb/>
du nicht 'mal trinken? . Es iſt zwar etwas warm ..<lb/>
unſer Keller taugt nicht viel —“</p><lb/><p>„Mir iſt gar nicht recht, Kind .. Du weißt<lb/>
ja ... und Bier — ich glaube, es iſt beſſer, wenn<lb/>
ich's ſtehen laſſe — es könnte mich noch mehr reizen —<lb/>
gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee — obwohl<lb/>
Thee meinen Nerven — aber verzeihen Sie nur, Herr<lb/>
Doctor! Wir haben's diesmal ſchlecht getroffen ... Sie<lb/>
hätten uns übrigens ſchon längſt wieder einmal<lb/>
aufſuchen ſollen .. Hedwig ſprach öfter von Ihnen —<lb/>
ich bin heute leider ſehr unpäßlich — vorgeſtern<lb/>
fühlte ich mich ſo wohl und friſch, wie lange nicht —<lb/>
und nun —“</p><lb/><p>Ein neuer Huſtenanfall unterbrach die mühſam,<lb/>ſchleppend, unter ſtoßendem Athmen hingeliſpelten<lb/>
Worte Irmers.</p><lb/><p>Adam ſah zu Hedwig hinüber. Sie hatte ſich<lb/>
zu ihrem Vater gekehrt und wiſchte dieſem mit<lb/>
einem friſchen, leinenen Tuche den Schweiß von der in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[208/0216]
„Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr
Doctor —?“
„Ich danke recht ſehr —“
Eigentlich aß Adam Caviar ſehr gern. Aber
der ihm von Fräulein Hedwig angebotene ſah nicht
beſonders appetitlich aus .. ſchien doch ſchon ein
Wenig alt, trocken, zähe, ſalzig geworden zu ſein.
„Aber etwas Wurſt oder Käſe oder etwas Beef
nehmen Sie doch noch — ja? . Bitte! .“
„Wenn Sie gütigſt geſtatten —“ Adam bediente ſich.
„Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willſt
du nicht 'mal trinken? . Es iſt zwar etwas warm ..
unſer Keller taugt nicht viel —“
„Mir iſt gar nicht recht, Kind .. Du weißt
ja ... und Bier — ich glaube, es iſt beſſer, wenn
ich's ſtehen laſſe — es könnte mich noch mehr reizen —
gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee — obwohl
Thee meinen Nerven — aber verzeihen Sie nur, Herr
Doctor! Wir haben's diesmal ſchlecht getroffen ... Sie
hätten uns übrigens ſchon längſt wieder einmal
aufſuchen ſollen .. Hedwig ſprach öfter von Ihnen —
ich bin heute leider ſehr unpäßlich — vorgeſtern
fühlte ich mich ſo wohl und friſch, wie lange nicht —
und nun —“
Ein neuer Huſtenanfall unterbrach die mühſam,
ſchleppend, unter ſtoßendem Athmen hingeliſpelten
Worte Irmers.
Adam ſah zu Hedwig hinüber. Sie hatte ſich
zu ihrem Vater gekehrt und wiſchte dieſem mit
einem friſchen, leinenen Tuche den Schweiß von der in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/216>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.