Nein! Die Jugend war noch voll in ihm -- und was bedeutete denn seine phänomenalistische Betrach- tungsweise, wenn sie hier nicht Stich hielt?
In einem Zuge trank Adam sein Bier aus. Gedankenverloren spielte er mit den Fingern noch an dem Henkel des Glaskruges herum. Hedwig erhob sich, eine neue Füllung zu besorgen. Zu- fällig ... wie zufällig berührten sich beider Hände. Sie sahen sich an. Grüßte die Jugend die Jugend? Sie wollten wenigstens beide jung sein. Das lag in diesem tiefen, sich einbohrenden Blick, mit dem sie umeinander warben. Ein diskreter Luftzug strich zu den offenen Fenstern herein. Die Lampe flackerte ein Wenig. Irmer lag wieder ganz zusammenge- sunken im Lehnstuhl und hatte die Augen geschlossen. Adam fühlte sich von einem Schwarme heftiger, un- klarer Gefühle bestürmt. Es ging auf zehn Uhr.
Langsam schlug Irmer seine Augen wieder auf und blickte ausdruckslos vor sich hin.
"Willst Du Dich nicht lieber zurückziehen, Papa --? Du bist schläfrig --" fragte Hedwig.
Adam erhob sich und bekundete damit, daß er sich empfehlen wollte.
"Na! der Wink mit dem Zaunpfahl war eigent- lich überflüssig," knurrte er in sich hinein, natürlich verstimmt von der Taktlosigkeit Hedwigs.
"Aber bitte, Herr Doctor --" begann jetzt diese .. und brach dann jäh ab. Sie konnte Adam doch unmöglich zum Bleiben auffordern. Der wußte nicht recht, was er machen sollte --
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Nein! Die Jugend war noch voll in ihm — und was bedeutete denn ſeine phänomenaliſtiſche Betrach- tungsweiſe, wenn ſie hier nicht Stich hielt?
In einem Zuge trank Adam ſein Bier aus. Gedankenverloren ſpielte er mit den Fingern noch an dem Henkel des Glaskruges herum. Hedwig erhob ſich, eine neue Füllung zu beſorgen. Zu- fällig ... wie zufällig berührten ſich beider Hände. Sie ſahen ſich an. Grüßte die Jugend die Jugend? Sie wollten wenigſtens beide jung ſein. Das lag in dieſem tiefen, ſich einbohrenden Blick, mit dem ſie umeinander warben. Ein diskreter Luftzug ſtrich zu den offenen Fenſtern herein. Die Lampe flackerte ein Wenig. Irmer lag wieder ganz zuſammenge- ſunken im Lehnſtuhl und hatte die Augen geſchloſſen. Adam fühlte ſich von einem Schwarme heftiger, un- klarer Gefühle beſtürmt. Es ging auf zehn Uhr.
Langſam ſchlug Irmer ſeine Augen wieder auf und blickte ausdruckslos vor ſich hin.
„Willſt Du Dich nicht lieber zurückziehen, Papa —? Du biſt ſchläfrig —“ fragte Hedwig.
Adam erhob ſich und bekundete damit, daß er ſich empfehlen wollte.
„Na! der Wink mit dem Zaunpfahl war eigent- lich überflüſſig,“ knurrte er in ſich hinein, natürlich verſtimmt von der Taktloſigkeit Hedwigs.
„Aber bitte, Herr Doctor —“ begann jetzt dieſe .. und brach dann jäh ab. Sie konnte Adam doch unmöglich zum Bleiben auffordern. Der wußte nicht recht, was er machen ſollte —
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Nein! Die Jugend war noch voll in ihm — und
was bedeutete denn ſeine phänomenaliſtiſche Betrach-
tungsweiſe, wenn ſie hier nicht Stich hielt?
In einem Zuge trank Adam ſein Bier aus.
Gedankenverloren ſpielte er mit den Fingern noch
an dem Henkel des Glaskruges herum. Hedwig
erhob ſich, eine neue Füllung zu beſorgen. Zu-
fällig ... wie zufällig berührten ſich beider Hände.
Sie ſahen ſich an. Grüßte die Jugend die Jugend?
Sie wollten wenigſtens beide jung ſein. Das lag
in dieſem tiefen, ſich einbohrenden Blick, mit dem
ſie umeinander warben. Ein diskreter Luftzug ſtrich
zu den offenen Fenſtern herein. Die Lampe flackerte
ein Wenig. Irmer lag wieder ganz zuſammenge-
ſunken im Lehnſtuhl und hatte die Augen geſchloſſen.
Adam fühlte ſich von einem Schwarme heftiger, un-
klarer Gefühle beſtürmt. Es ging auf zehn Uhr.
Langſam ſchlug Irmer ſeine Augen wieder auf
und blickte ausdruckslos vor ſich hin.
„Willſt Du Dich nicht lieber zurückziehen, Papa —?
Du biſt ſchläfrig —“ fragte Hedwig.
Adam erhob ſich und bekundete damit, daß er
ſich empfehlen wollte.
„Na! der Wink mit dem Zaunpfahl war eigent-
lich überflüſſig,“ knurrte er in ſich hinein, natürlich
verſtimmt von der Taktloſigkeit Hedwigs.
„Aber bitte, Herr Doctor —“ begann jetzt dieſe ..
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/235>, abgerufen am 29.11.2024.
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