lichtes Verständniß darf man nicht von ihr er- warten -- das -- --"
"O Gott! machst Du mich unglücklich, Adam! Das kann Dir überhaupt nie verziehen werden. Wenn ich mich nicht so an Dich klammern müßte -- -- habe doch nur ein wenig Mitleid mit mir --!"
Hedwig schluchzte laut auf. Adam schüttelte ärgerlich den Kopf. Das Weib ist überreizt, sagte er sich. Es muß 'mal ordentlich befriedigt wer- den. Und doch schmeichelte es seiner Eitelkeit, daß er so leidenschaftlich geliebt .. so brennend begehrt wurde. Jene Doppelstimmung des abweisenden Aergers und des unwiderstehlichen Dranges, ent- gegenkommend, liebevoll, zärtlich zu sein, befiel ihn.
"Wir wollen einen Strich durch unser Vergangen- heitsconto machen, Hedwig -- wenigstens für heute Abend respektive heute Nacht ... Ich werde mir alle Mühe geben, in Zukunft nicht mehr an die schöne Frau Lydia zu denken ... und meine reizende Emmy soll auch den Laufpaß bekommen. Das kleine Ding hängt zwar sehr an mir. Aber ich hoffe, sie wird sich schon mit dem Prachtkerl von Bodenburg, meinem eminenten Freunde, trösten. Die beiden scheinen sich übrigens bereits gefunden zu haben. Verteufelt! Wenn ich mir denke, daß dieser Bursche -- dieser ... dieser -- ich finde gar keine Worte vor Wuth ... ach! sie konnte so lieb, so zärtlich sein -- so ... na! Schwamm drüber! ... Hin ist hin -- und nobel muß die Welt zu Grunde gehen! Ich habe Dich ja jetzt, Hedwig -- lassen wir also
lichtes Verſtändniß darf man nicht von ihr er- warten — das — —“
„O Gott! machſt Du mich unglücklich, Adam! Das kann Dir überhaupt nie verziehen werden. Wenn ich mich nicht ſo an Dich klammern müßte — — habe doch nur ein wenig Mitleid mit mir —!“
Hedwig ſchluchzte laut auf. Adam ſchüttelte ärgerlich den Kopf. Das Weib iſt überreizt, ſagte er ſich. Es muß 'mal ordentlich befriedigt wer- den. Und doch ſchmeichelte es ſeiner Eitelkeit, daß er ſo leidenſchaftlich geliebt .. ſo brennend begehrt wurde. Jene Doppelſtimmung des abweiſenden Aergers und des unwiderſtehlichen Dranges, ent- gegenkommend, liebevoll, zärtlich zu ſein, befiel ihn.
„Wir wollen einen Strich durch unſer Vergangen- heitsconto machen, Hedwig — wenigſtens für heute Abend reſpektive heute Nacht ... Ich werde mir alle Mühe geben, in Zukunft nicht mehr an die ſchöne Frau Lydia zu denken ... und meine reizende Emmy ſoll auch den Laufpaß bekommen. Das kleine Ding hängt zwar ſehr an mir. Aber ich hoffe, ſie wird ſich ſchon mit dem Prachtkerl von Bodenburg, meinem eminenten Freunde, tröſten. Die beiden ſcheinen ſich übrigens bereits gefunden zu haben. Verteufelt! Wenn ich mir denke, daß dieſer Burſche — dieſer ... dieſer — ich finde gar keine Worte vor Wuth ... ach! ſie konnte ſo lieb, ſo zärtlich ſein — ſo ... na! Schwamm drüber! ... Hin iſt hin — und nobel muß die Welt zu Grunde gehen! Ich habe Dich ja jetzt, Hedwig — laſſen wir alſo
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lichtes Verſtändniß darf man nicht von ihr er-
warten — das — —“
„O Gott! machſt Du mich unglücklich, Adam!
Das kann Dir überhaupt nie verziehen werden. Wenn
ich mich nicht ſo an Dich klammern müßte — —
habe doch nur ein wenig Mitleid mit mir —!“
Hedwig ſchluchzte laut auf. Adam ſchüttelte
ärgerlich den Kopf. Das Weib iſt überreizt, ſagte
er ſich. Es muß 'mal ordentlich befriedigt wer-
den. Und doch ſchmeichelte es ſeiner Eitelkeit, daß
er ſo leidenſchaftlich geliebt .. ſo brennend begehrt
wurde. Jene Doppelſtimmung des abweiſenden
Aergers und des unwiderſtehlichen Dranges, ent-
gegenkommend, liebevoll, zärtlich zu ſein, befiel ihn.
„Wir wollen einen Strich durch unſer Vergangen-
heitsconto machen, Hedwig — wenigſtens für heute
Abend reſpektive heute Nacht ... Ich werde mir alle
Mühe geben, in Zukunft nicht mehr an die ſchöne
Frau Lydia zu denken ... und meine reizende Emmy
ſoll auch den Laufpaß bekommen. Das kleine
Ding hängt zwar ſehr an mir. Aber ich hoffe, ſie
wird ſich ſchon mit dem Prachtkerl von Bodenburg,
meinem eminenten Freunde, tröſten. Die beiden
ſcheinen ſich übrigens bereits gefunden zu haben.
Verteufelt! Wenn ich mir denke, daß dieſer Burſche
— dieſer ... dieſer — ich finde gar keine Worte
vor Wuth ... ach! ſie konnte ſo lieb, ſo zärtlich ſein
— ſo ... na! Schwamm drüber! ... Hin iſt
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/272>, abgerufen am 25.11.2024.
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