Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].blieben -- dann konnte er sie nur getrost gehen. "Ich bin doch etwas müde!" begann Adam "Bring mich nach Hause, Adam!" bat Hedwig Adam lachte mit forzirter Heftigkeit. "Hedwig! blieben — dann konnte er ſie nur getroſt gehen. „Ich bin doch etwas müde!“ begann Adam „Bring mich nach Hauſe, Adam!“ bat Hedwig Adam lachte mit forzirter Heftigkeit. „Hedwig! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0295" n="287"/> blieben — dann konnte er ſie nur getroſt gehen.<lb/> Hedwig würde wohl nicht minder im Sinne haben,<lb/> die letzte Hand an ihr gemeinſames Werk mitan-<lb/> zulegen. Dann ſtimmte dieſes Capitel wenigſtens<lb/> einigermaßen und erlebte eine Art Ende und Ab-<lb/> ſchluß. Alſo vorwärts!</p><lb/> <p>„Ich bin doch etwas müde!“ begann Adam<lb/> ſtockend und gähnte dazu ein Gähnen, das nicht<lb/> recht aus ſich herauskommen wollte.</p><lb/> <p>„Bring mich nach Hauſe, Adam!“ bat Hedwig<lb/> leiſe. Sie wußte ſelbſt nicht recht Beſcheid in ſich<lb/> in dieſem Augenblicke. Auch ſie war abgeſpannt,<lb/> und nach dem Hochſchwung des kleinen Weinrauſches,<lb/> den ihr die goldene Liebfrauenmilch und die mit-<lb/> erlebte Plänkelei zwiſchen den beiden Herren ein-<lb/> geflößt, litt ſie jetzt nur um ſo mehr unter der wieder-<lb/> kehrenden Müdigkeit. Aber zu ihrem Vater zurück?<lb/> Um dieſe Stunde? Doch wohin ſonſt? Etwa mit<lb/> Adam herumſpazieren, bis der Tag ſich ganz breit<lb/> gemacht hatte und die Menſchen glaubten, es mit<lb/> ihm wagen zu können? Oh! ſie gingen beide ſchon<lb/> ſo langſam und ſehnten ſich beide nach Ruhe und<lb/> Raſt!</p><lb/> <p>Adam lachte mit forzirter Heftigkeit. „Hedwig!<lb/> Ich ſoll Dich nach Hauſe bringen —? Das iſt mehr<lb/> als naiv, mein Kind! Hörſt Du die Nachtigallen<lb/> ſchlagen? Nun! die ſchlagen uns etwas Anderes<lb/> und Vernünftigeres vor. Wir promeniren erſt noch<lb/> ein Weilchen — ſiehſt Du: hier ſind wir ja gleich<lb/> am Parke — die Wege werden allerdings verdammt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [287/0295]
blieben — dann konnte er ſie nur getroſt gehen.
Hedwig würde wohl nicht minder im Sinne haben,
die letzte Hand an ihr gemeinſames Werk mitan-
zulegen. Dann ſtimmte dieſes Capitel wenigſtens
einigermaßen und erlebte eine Art Ende und Ab-
ſchluß. Alſo vorwärts!
„Ich bin doch etwas müde!“ begann Adam
ſtockend und gähnte dazu ein Gähnen, das nicht
recht aus ſich herauskommen wollte.
„Bring mich nach Hauſe, Adam!“ bat Hedwig
leiſe. Sie wußte ſelbſt nicht recht Beſcheid in ſich
in dieſem Augenblicke. Auch ſie war abgeſpannt,
und nach dem Hochſchwung des kleinen Weinrauſches,
den ihr die goldene Liebfrauenmilch und die mit-
erlebte Plänkelei zwiſchen den beiden Herren ein-
geflößt, litt ſie jetzt nur um ſo mehr unter der wieder-
kehrenden Müdigkeit. Aber zu ihrem Vater zurück?
Um dieſe Stunde? Doch wohin ſonſt? Etwa mit
Adam herumſpazieren, bis der Tag ſich ganz breit
gemacht hatte und die Menſchen glaubten, es mit
ihm wagen zu können? Oh! ſie gingen beide ſchon
ſo langſam und ſehnten ſich beide nach Ruhe und
Raſt!
Adam lachte mit forzirter Heftigkeit. „Hedwig!
Ich ſoll Dich nach Hauſe bringen —? Das iſt mehr
als naiv, mein Kind! Hörſt Du die Nachtigallen
ſchlagen? Nun! die ſchlagen uns etwas Anderes
und Vernünftigeres vor. Wir promeniren erſt noch
ein Weilchen — ſiehſt Du: hier ſind wir ja gleich
am Parke — die Wege werden allerdings verdammt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |