hätte ein derartiges Geständniß nach Allem, was vorausgegangen war, allerdings erwarten müssen. Und nun berührte es ihn -- ja! wie denn eigentlich? peinlich? schmerzlich? Fühlte er sich genirt -- oder machte ihn die an sich kaum bedeutsame Thatsache nur schulbubenhaft verlegen? Schließlich schwang er sich zu folgender hervorragender Antwort auf:
"Das kann Dir nur zur Ehre gereichen, Hedwig! -- Und Dein .. hast Du -- Dein .. Kind? --"
"Starb kurz nach der Geburt --"
"Nun .. da hats Dir der liebe Gott doch be- quem genug gemacht --"
"Adam!"
"Verzeih! Aber ich -- sieh 'mal: ist nicht jedes Wesen beneidenswerth, das bald nach seinem Kommen wieder weggeht .. weggehen darf? . Es ist so süß, mitten in der Nacht .. nach stundenlangem Schlafen .. einmal aufzuwachen .. Man horcht ge- spannt in die surrende, athmende Finsterniß hinein -- fühlt sich unsäglich angenehm müde -- und dämmert langsam wieder ein ... Es verlohnt sich schon, die Augen einmal aufzuschlagen, wenn man so ent- zückend schnell und süß wieder einschlafen darf .. Aber nun hoffe ich, ist der letzte Weigerungsgrund hinfällig geworden, Hedwig -- ich weiß sehr wohl, was Du mir hast andeuten wollen -- komm! gieb mir den Arm endlich wieder -- wir wollen uns etwas beeilen --"
Hedwig sah Adam an .. und fügte sich langsam zögernd. Vielleicht doch nicht zu ungern. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
hätte ein derartiges Geſtändniß nach Allem, was vorausgegangen war, allerdings erwarten müſſen. Und nun berührte es ihn — ja! wie denn eigentlich? peinlich? ſchmerzlich? Fühlte er ſich genirt — oder machte ihn die an ſich kaum bedeutſame Thatſache nur ſchulbubenhaft verlegen? Schließlich ſchwang er ſich zu folgender hervorragender Antwort auf:
„Das kann Dir nur zur Ehre gereichen, Hedwig! — Und Dein .. haſt Du — Dein .. Kind? —“
„Starb kurz nach der Geburt —“
„Nun .. da hats Dir der liebe Gott doch be- quem genug gemacht —“
„Adam!“
„Verzeih! Aber ich — ſieh 'mal: iſt nicht jedes Weſen beneidenswerth, das bald nach ſeinem Kommen wieder weggeht .. weggehen darf? . Es iſt ſo ſüß, mitten in der Nacht .. nach ſtundenlangem Schlafen .. einmal aufzuwachen .. Man horcht ge- ſpannt in die ſurrende, athmende Finſterniß hinein — fühlt ſich unſäglich angenehm müde — und dämmert langſam wieder ein ... Es verlohnt ſich ſchon, die Augen einmal aufzuſchlagen, wenn man ſo ent- zückend ſchnell und ſüß wieder einſchlafen darf .. Aber nun hoffe ich, iſt der letzte Weigerungsgrund hinfällig geworden, Hedwig — ich weiß ſehr wohl, was Du mir haſt andeuten wollen — komm! gieb mir den Arm endlich wieder — wir wollen uns etwas beeilen —“
Hedwig ſah Adam an .. und fügte ſich langſam zögernd. Vielleicht doch nicht zu ungern. — — — — — — — — — — — — — — — —
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hätte ein derartiges Geſtändniß nach Allem, was
vorausgegangen war, allerdings erwarten müſſen.
Und nun berührte es ihn — ja! wie denn eigentlich?
peinlich? ſchmerzlich? Fühlte er ſich genirt — oder
machte ihn die an ſich kaum bedeutſame Thatſache
nur ſchulbubenhaft verlegen? Schließlich ſchwang er
ſich zu folgender hervorragender Antwort auf:
„Das kann Dir nur zur Ehre gereichen, Hedwig!
— Und Dein .. haſt Du — Dein .. Kind? —“
„Starb kurz nach der Geburt —“
„Nun .. da hats Dir der liebe Gott doch be-
quem genug gemacht —“
„Adam!“
„Verzeih! Aber ich — ſieh 'mal: iſt nicht
jedes Weſen beneidenswerth, das bald nach ſeinem
Kommen wieder weggeht .. weggehen darf? . Es
iſt ſo ſüß, mitten in der Nacht .. nach ſtundenlangem
Schlafen .. einmal aufzuwachen .. Man horcht ge-
ſpannt in die ſurrende, athmende Finſterniß hinein
— fühlt ſich unſäglich angenehm müde — und
dämmert langſam wieder ein ... Es verlohnt ſich ſchon,
die Augen einmal aufzuſchlagen, wenn man ſo ent-
zückend ſchnell und ſüß wieder einſchlafen darf .. Aber
nun hoffe ich, iſt der letzte Weigerungsgrund hinfällig
geworden, Hedwig — ich weiß ſehr wohl, was Du mir
haſt andeuten wollen — komm! gieb mir den Arm
endlich wieder — wir wollen uns etwas beeilen —“
Hedwig ſah Adam an .. und fügte ſich langſam
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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